Patientenversorgung in Gefahr Düsseldorfer Uniklinik muss 2000 OPs streichen

Düsseldorf · Der Arbeitskampf in der Düsseldorfer Uniklinik eskaliert: Über 40 Direktoren rufen nach Ministerpräsident Armin Laschet. Der Streik der Pflegekräfte gefährdet die Patienten.

 Die Vertreter der Düsseldorfer Uniklinik, Tanja Fehm und Wolfram Trudo Knoefel, in der Alten Chirurgie mit dem offenen Brief.

Die Vertreter der Düsseldorfer Uniklinik, Tanja Fehm und Wolfram Trudo Knoefel, in der Alten Chirurgie mit dem offenen Brief.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In dem seit zwei Monaten andauernden Arbeitskampf an der Uniklinik Düsseldorf warnt die Hausspitze vor gesundheitlichen Folgen für Patienten. „Es steht unmittelbar bevor, dass dringlich notwendige Operationen nicht mehr zeitnah durchgeführt werden können und zeitkritische Krebstherapien nur verzögert stattfinden“, warnten über 40 Direktoren von Einrichtungen der Uniklinik in einem Brandbrief. Die Unterzeichner fordern NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf, in dem eskalierten Streit zu vermitteln.

In dem Konflikt zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Klinikleitung geht es um Personalmangel in der Pflege. Verdi will mit Arbeitsniederlegungen Haustarife über die Mindestbesetzung der Stationen erzwingen. Mehrere Verhandlungsrunden sind gescheitert.

Nach Angaben der Uniklinik Düsseldorf wurden wegen des Streiks schon über 2000 Operationen verschoben. Im Schnitt sei derzeit jeder zweite Operationssaal geschlossen. „Auch Therapieformen sind durch den Streik beeinträchtigt, beispielsweise die Chemotherapie“, sagte ein Sprecher der Klinik. Statt der sonst üblichen 1000 bis 1100 könne das Düsseldorfer Klinikum derzeit nur zwischen 700 und 800 Patienten stationär aufnehmen.

Laschet ließ am Montag offen, ob er sich persönlich als Vermittler einschaltet. Ein Sprecher der Staatskanzlei sagte: „Ministerpräsident Armin Laschet hat bereits zu Beginn der vergangenen Woche aus seinem Urlaub heraus mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Wissenschaftsministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen die Lage erörtert.“ Laschet habe Laumann und Pfeiffer-Poensgen gebeten, mit den Beteiligten Kontakt aufzunehmen, was auch geschehen sei.

Nach Informationen unserer Redaktion ist für Dienstag ein Gipfeltreffen mit Vertretern von Verdi, der Klinikleitung und Mitgliedern der Landesregierung geplant. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Im NRW-Gesundheitsministerium hieß es am Montag lediglich, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sei sichergestellt. „In Düsseldorf erfolgt eine tägliche Absprache aller Krankenhäuser untereinander, damit alle Notfallpatienten und -patientinnen ohne kritische Zeitverluste versorgt werden“, heißt es im Gesundheitsministerium. Der städtische Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke sagte: „Dennoch gibt es natürlich Krankheitsbilder, bei denen eine Uniklinik mit der dort vorhandenen besonderen Kompetenz gefragt wäre.“

Die Gewerkschaft Verdi kündigte am Montag an, man werde auch Oberbürgermeister Thomas Geisel auffordern, sich in den Konflikt einzumischen und die „berechtigten Forderungen der Streikenden zu unterstützen“. Die Streikenden wollen am Dienstagvormittag von der Uniklinik zum Rathaus ziehen, um dort zu protestieren.

Nach Verdi-Berechnungen fehlen bundesweit rund 80.000 Pfleger in Kliniken. Allein in Nordrhein-Westfalen sollen es rund 18.000 sein. Jürgen Wasem, Professor an der Universität Duisburg-Essen und renommierter Experte für Gesundheitsmanagement, sagte: „Es gibt kein aktuelles Instrument, um den tatsächlichen Bedarf zu messen. Unstrittig ist aber, dass es in den deutschen Krankenhäusern derzeit viel zu wenig Pflegepersonal gibt.“

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