Dormagen Treffen der Salafisten in Dormagen

Dormagen · In einer Moschee an der Neckarstraße 4 in Dormagen trifft sich seit Ende 2009 die radikal-islamische Gruppierung der Salafisten. Nach Informationen unserer Zeitung sollen dort am Wochenende Vorstandswahlen und Schulungen des Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP) stattfinden, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In Mönchengladbach hatte der Verein heftige Bürgerproteste ausgelöst.

Dass sich Salafisten in der Dormagener Moschee treffen und dort predigen, ist auch der Polizei des Rhein-Kreises Neuss bekannt, wie deren Sprecher Hans-Willi Arnold mitteilt: "Wir beobachten das." Die Stadt Dormagen ist sensibilisiert. "Die Tatsache bereitet uns Sorge", sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen. Er bestätigt, dass bereits Ende 2009 eine Nutzung der ehemaligen Gaststätte "Schabulskis" als Gebetsort bei der Verwaltung angefragt wurde: "Damals haben wir uns eng mit der Polizei abgestimmt. Aus baurechtlicher Sicht gab es keinen Grund, die Versammlungsstätte nicht zu genehmigen." Auch das Jugendamt sei über die Treffen informiert und beobachte die Situation. In Mönchengladbach hatte EZP versucht, Jugendliche für die Religionsgemeinschaft anzuwerben. Auch Mehmet Güneysu, Vorsitzender des Integrationsrats in Dormagen, weiß von den Treffen: "Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten", sagt er. Die Dormagener Muslime würden sich klar von den Treffen in Hackenbroich distanzieren. "Die haben eine andere Ausrichtung", so Güneysu.

Mustafa Aras gehört das Gebäude an der Neckarstraße. Er habe die Moscheeräume an seine "Freunde aus Hackenbroich" vermietet. Radikale Islamisten? "Das sind Behauptungen von Leuten, die noch nie hier waren", sagt Aras. Bürger seien willkommen, zum Freitagsgebet vorbeizukommen. Auch in Gladbach betonen die Salafisten stets, dass jeder willkommen sei. Doch aggressives Auftreten bei Demonstrationen und drohende Videobotschaften gegen Journalisten prägten den Eindruck eines radikalen Vereins. Als bekannt wurde, dass EZP aus Braunschweig mit einer Gladbacher Moschee fusioniert hatte und diese zu einer Islamschule auf 1000 Quadratmetern ausbauen wollte, kam es zu Protesten. Gegen diese Pläne gründete sich eine Bürgerinitiative. Sogar Bundesinnenminister Thomas de Maizière versicherte, dass man gegen die Salafisten vorgehen werde.

Die Nutzung der Moschee hatte die Stadt Mönchengladbach wegen baulicher Mängel untersagt – womöglich einer der Gründe, warum sich der Verein jetzt nach neuen Standorten umsieht. Der ehemalige Vereinsvorsitzende Muhammed Ciftci dementierte freilich Umzugspläne auf Anfrage unserer Zeitung.

(RP)
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