Thomas Reis ergreift Partei

Was ist ein Reisparteitag? Die Antwort des Kabarettisten Thomas Reis dauert gute zweieinhalb Stunden. Danach ist man eigentlich nicht schlauer, aber immerhin bestens unterhalten. So wie jetzt beim Gastspiel im "Kom(m)ödchen", wo der gallige Schnellpointensammler sein Publikum beim Lachen ein ums andere Mal zur Verzweiflung brachte.

Gerade hatte man sich überlegt, ob die letzte Tirade gegen einen Politiker irre komisch oder völlig geschmacklos war, da war der Kabarettist in seinem Stakkato bereits zwei Themen weiter. Wer hier auf der Bühne seine irre langen Textfäden nicht verknäult, wer die beiden Gesichtshälften unvermittelt und passend getrennt in rheinische oder schwäbische Sorgenfalten legt, der muss ein erfahrener Virtuose sein. Dann kann er auch einfach eine neue Partei gründen, bei der weitere Mitglieder ausdrücklich unerwünscht sind.

"Mein Pessimismus hat resigniert", heißt es zu Beginn der Ein-Mann-Show, und dann geht er los, der Parforceritt über leichte Klischeedellen, sanfte Frauenhügel, niveaulose Politikerberge, vorbei an flatternden Priester- und Ministrantengewändern ebenso wie an modernden Fanatikerleichen. Wo sanma? Klar, bei Osama. "So schnell komme ich mit dem Denken gar nicht nach", stöhnte ein Ko(m)mödchen-Gast in der Pause.

Mit seinem turboschnellen achten Solo bringt Reis Bauchfell und Hirn auf Hochtouren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort