Tabatabai jazzt – auf Deutsch

Die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai startete ihre Deutschland-Tournee im Savoy-Theater. In ihrem neuen Programm "Eine Frau" bringt sie deutschsprachige Lieder in Jazz-Versionen auf die Bühne.

"Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?", fragt Jasmin Tabatabai bei der Premiere ihrer Deutschlandtournee im Savoy-Theater. "Zum Beispiel mit Jazz?" Sie selbst hat kürzlich mit dem Jazz angebandelt, obwohl sie bisher der Rockmusik die Treue gehalten hatte. Der Schweizer Musiker, Komponist, Arrangeur und Produzent David Klein hat der deutsch-iranischen Schauspielerin, die 1997 im Roadmovie "Bandits" auch als Musikerin bekannt wurde, eine neue Rolle auf den Leib geschrieben, die Tabatabai überzeugend spielt, mit einer Stimme, die souverän und nonchalant zugleich ist, pointiert und dabei lässig, stark und verletzlich.

Bereits vor elf Jahren hatte Klein die Idee zu diesem Projekt. Damals spielte Tabatabai die Nachtclub-Sängerin und Kurt-Tucholsky-Muse Billie Sunshine in dem Film "Gripsholm", bei dem Klein am Soundtrack mitarbeitete. Doch erst jetzt fand die 44-jährige Schauspielerin die Zeit reif für dieses "erwachsene" Projekt, ein "modernes Liederalbum", wie sie es nennt.

Als Jazzsängerin bringt Tabatabai nun deutschsprachige Klassiker in Jazz-Bearbeitungen auf die Bühne, wie jenes "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?" aus der musikalischen Komödie "Eine Frau, die weiß, was sie will" des österreichischen Operettenkomponisten Oscar Straus. Und tatsächlich entfalten sie eine größere Strahlkraft als die dazwischen eingestreuten französischen Chansons und jazzig arrangierten Songs aus dem "Bandits"-Soundtrack. In der Live-Besetzung im Jazz-Quintett mit Tenorsaxophon (David Klein), Piano (Olaf Polziehn), Kontrabass (Ingmar Heller) und Schlagzeug (Peter Gall) klingen diese Lieder puristischer als in den opulenten Orchester-Bearbeitungen der aktuellen CD "Eine Frau". Die Arrangements der Studio-Aufnahmen und diejenigen der Konzerte verhalten sich zueinander wie Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien.

Der Verzicht auf die große Palette der Klangfarben verstärkt die Kontraste, schärft den Blick fürs Wesentliche und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schattierungen der Stimmung zwischen den lichten und düsteren Momenten des Lebens: "Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, / die Braue, Pupillen, die Lider - / Was war das? vielleicht dein Lebensglück ... / vorbei, verweht, nie wieder." Diese Verse aus dem Gedicht "Augen in der Groß-Stadt" von Kurt Tucholsky lässt Tabatabai in der Schwebe zwischen Singen und Sprechen.

Im CD-Booklet sind bei den einzelnen Liedern und Chansons zunächst die Texter verzeichnet, dann die Komponisten. Und sie scheinen auch für Tabatabai und Klein an erster Stelle zu stehen. Die Musik stellt sich in den Dienst der Texte, um auch die Zwischentöne zwischen den Zeilen wirken zu lassen und ab und zu auch eine kleine Zweideutigkeit. Manchmal deutet Tabatabai ein Chanson auch um, was sie davor bewahrt, ihre Version dem Vergleich mit denen der großen Vorbilder auszusetzen. So klingt bei ihr Hollaenders "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" nicht mehr selbstironisch frivol wie bei Marlene Dietrich oder Hildegard Knef, sondern in seiner Einsamkeit nur noch abgrundtief traurig.

(RP)
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