Susan Maclean wieder in Bayreuth

Die US-amerikanische Mezzosopranistin Susan Maclean ist seit 2010 Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein. In der kommenden Woche wird sie bei den Bayreuther Festspielen im dritten Jahr in Folge die Partie der Kundry in Wagners "Parsifal" singen.

Seit zwei Jahren ist Susan Maclean Ensemblemitglied der Rheinoper, sie war sozusagen auf dem Ticket von Generalintendant Christoph Meyer aus Leipzig mitgekommen – und in der vergangenen Saison konnten die Opernfreunde miterleben, welches pralle Theatertalent in der trefflichen Mezzosopranistin steckt. Die US-amerikanische Sängerin gab die nicht gerade zartbesaitete Partie der Türken-Baba in Igor Strawinskys Oper "Rake's Progress" mit solcher Hingabe an die Verwandlung, mit solchem Mut auch zur Hässlichkeit und zur Selbstironie der Rolle, dass das Publikum schier aus dem Häuschen war.

Bei den Bayreuther Festspielen werden solche Vorzüge natürlich erfreut zur Kenntnis genommen. Mehr noch interessiert dort aber die stimmliche Eignung – und die fiel im Fall von Susan Maclean so hoch aus, dass sie im nunmehr dritten Jahr als Kundry in Stefan Herheims überaus anspielungsreicher "Parsifal"-Inszenierung aus dem Jahr 2008 mitwirkt. Aufmerksam geworden war man in Bayreuth auf die aus Minnesota (USA) stammende Künstlerin nach ihrem bravourösen Debüt als Kundry an der Dresdner Semperoper. Die Kritiken zu Maclean in Bayreuth fielen seitdem überwiegend positiv aus, was insofern erwähnenswert ist, als dort Künstler vom Publikum auch schon mal gnadenlos ausgebuht werden.

Susan Maclean genoss den Vorzug, nach ihrem Studium in Minnesota und nach ersten Engagements im Jahr 1985 am Internationalen Opernstudio in Zürich ihre Gesangsausbildung fortsetzen zu können. Zürich war das Fundament, fraglos. Von 1988 bis 1994 war die Sängerin an den Bühnen der Stadt Bielefeld engagiert, wo sie sich das Mezzofach allmählich und gründlich erarbeitete: immerhin schon mit Partien wie Angelina ("La Cenerentola), Carmen und Octavian ("Der Rosenkavalier"). 2001 wechselte sie ans Pfalztheater Kaiserslautern und war dort als Iocaste ("Oedipus Rex"), Ortrud ("Lohengrin") und Dalila ("Samson und Dalila") zu erleben. Man sieht: Die Intendanten und Dirigenten förderten ihre Kompetenz für große dramatische Partien. Mit Dido ("Dido und Aeneas"), Komponist ("Ariadne auf Naxos"), Amneris ("Aida") und Venus ("Tannhäuser") gastierte sie in Antwerpen, Dortmund und Dresden. 2004 wechselte sie an das Nationaltheater Mannheim und feierte Erfolge als Brangäne ("Tristan und Isolde"), Didon ("Les Troyens"), Eboli ("Don Carlo"), Ortrud, Marie ("Wozzeck"), Amneris, Venus sowie Fricka und Waltraute im "Ring des Nibelungen". Mit der Amme ("Die Frau ohne Schatten") gelang ihr ein weithin ausstrahlender Erfolg. Seit der Spielzeit 2008/2009 war sie Ensemblemitglied der Oper Leipzig. Im Dezember 2009 debütierte die Künstlerin an der Staatsoper München (Gertrud in "Hänsel und Gretel"). An der Rheinoper war sie seitdem als Mme. de Croissy (Poulenc "Dialogues des Carmélites"), als Amme, Santuzza ("Cavalleria rusticana") und Türken-Baba zu sehen. Sollte hier ein "Parsifal" aufs Programm kommen, ist die Frage, wer die Kundry singt, gegenstandslos. Zunächst singt sie in der kommenden Spielzeit aber Herodias ("Salome") und Amalia ("Luisa Miller"). Und die Strauss-Amme natürlich.

(RP)
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