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Düsseldorf Streit über Kraftwerk an Rurtalsperre

Düsseldorf · Rot-Grün will das Gewässer zum Unterbecken eines Pumpkraftwerks umbauen. Bürger protestieren gegen das Projekt.

Werner Löhrer ist der der Vorsitzende des Segelclubs Eschauel am Rursee. Seit 23 Jahren engagiert sich Löhrer für den Wassersport auf der idyllischen Eifel-Talsperre. Jetzt fürchtet der Finanzbeamte, dass er sein Hobby aufgeben muss. "Der Energiekonzern Trianel will am Rursee ein Pumpspeicherkraftwerk bauen", erklärt der 64-Jährige. "Das würde aber das Aus für den Verein bedeuten. Denn Segelsport wäre auf dem See dann nur unter Lebensgefahr noch möglich."

Der Rursee ist mit einem Fassungsvermögen von 205 Millionen Kubikmetern eine der größten Talsperren Deutschlands und gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Eifel. Die Region lebt vom Wandertourismus, von Anglern und vom Wassersport. Nun soll das Gewässer eine neue Funktion bekommen. Trianel will den See in ein Musterprojekt für die Energiewende umwandeln. Ein Pumpspeicherkraftwerk soll eine Leistung von 640 Megawatt erzeugen – das ist doppelt so viel, wie das ehemalige Kernkraftwerk in Hamm einst produzierte. Kritiker warnen allerdings davor, dass die neue Nutzung den Charakter der Talsperre massiv verändern würde. Elmar Thyen, Leiter der Trianel Unternehmenskommunikation, räumt ein: "Der Wasserspiegel wird schwanken – innerhalb von sechs Stunden um bis zu zwei Meter."

Das hängt mit der Funktionsweise des Kraftwerks zusammen. Es speichert Energie, indem das Wasser aus dem Rursee in ein noch zu bauendes Oberbecken abgepumpt wird. Wenn Strom benötigt wird, rauscht das Wasser durch gewaltige Stollen, die so groß wie U-Bahn-Tunnel seien sollen, zurück in die Talsperre. Der Durchfluss an den Turbinen beträgt 340 Kubikmeter pro Sekunde – das entspricht der Wassermenge pro Sekunde, die bei Koblenz von der Mosel in den Rhein fließt.

Die Bürgerinitiative "Rettet den Rursee" befürchtet, dass es durch die Bewegung der gewaltigen Wassermassen zu gefährlichen Strömungen und Strudeln kommt, die Schwimmer und Boote in die Tiefe reißen können. Aber nicht nur das. "Wenn das Wasser um zwei Meter absinkt, kommt im Bereich des Ufers Schlamm zu Tage", sagt Christoph Pranter, der Sprecher der Bürgerinitiative. Das Gewässer verkomme zu einem Industrie-See, der durch die ständigen Pumpverwirbelungen eingetrübt werde. "Das ist das Ende für den sanften Tourismus in der Region", befürchtet Pranter. Die Zahl der Kraftwerksgegner wachse von Woche zu Woche.

Auch die Parteien in den Kommunalparlamenten der drei betroffenen Kommunen Simmerath, Nideggen und Heimbach lehnen das Trianel-Projekt mittlerweile geschlossen ab. Nur die Grünen unterstützen das Kraftwerk über die Landes- bis zur Bundesebene einhellig. Oliver Krischer, Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Düren, hat einen Appell an die Kritiker verfasst. Das Projekt sei eine "Chance für die Region und eine Notwendigkeit für die Energiewende", heißt es in dem Aufruf. Das Pumpspeicherkraftwerk biete die große Chance, den Besuchern die vorbildliche Umsetzung der Energiewende zu präsentieren. "Wir müssen Mut zur Veränderung beweisen!", verlangt der Grüne.

Nicht nur vor Ort bläst den Befürwortern des Kraftwerks der Wind ins Gesicht. Armin Laschet, Vorsitzender der CDU in NRW aus Aachen, wollte sich zu dem Aufruf nicht äußern. Die nahende Bundestagswahl macht auch ausgewiesene Unterstützer der Energiewende in der Region konfliktscheu. "Sie schwenken auf die Sankt-Florians-Linie der örtlichen Kritiker ein, die da lautet: Energiewende ja, aber bitte nicht bei uns", sagt der Grüne Krischer.

Trianel setzt derweil weiter auf Überzeugungsarbeit. "Leider ist es uns bislang noch nicht gelungen, alle Bedenken zu zerstreuen", sagt Konzern-Sprecher Thyen. Aufgrund des frühen Planungsstandes seien aber auch noch nicht alle Fragen final zu beantworten. Schiffsanlegestellen, die von den schwankenden Wasserständen betroffen seien, will Trianel auf eigene Kosten nachrüsten. Der Sprecher geht auch nicht davon aus, dass es sichtbare Eintrübungen geben wird. Ein Pumpspeicherkraftwerk, dass Eintrübungen zur Folge hätte, wäre nicht genehmigungsfähig, heißt es. Auch von den lebensgefährlichen Strudeln will Trianel nichts wissen. Natürlich werde es Strömungen geben, sagt der Sprecher. Die Anlage "müsse aber so konzipiert werden, dass von den Strömungen keine Gefahr für Wassersportler" ausgehe.

(RP)
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