Wuppertal Starkregen überflutet Wuppertaler City

Wuppertal · Bis zu 90 Liter Regen pro Quadratmeter kamen im Bergischen herunter. Auch in Aachen, Ratingen und Duisburg tobten Unwetter.

Schwere Unwetter haben gestern in vielen NRW-Städten für Überschwemmungen und Verkehrschaos auf den Straßen gesorgt. Besonders hart traf es das Bergische Land, den Aachener Raum und die Eifel. "Hier geht gerade die Welt unter", sagte am Nachmittag eine städtische Mitarbeiterin aus Wuppertal. Enorme Regenmassen und Hagel hatten in kürzester Zeit große Teile der Innenstadt unter Wasser gesetzt. An einigen Stellen sollen die Fluten 70 Zentimeter hoch gewesen sein. Ungefähr eine Stunde soll der Starkregen angehalten haben.

Teilweise fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Wuppertal bis zu 90 Liter Regen pro Quadratmeter. An seiner Station am Düsseldorfer Flughafen hat der DWD Windstärke Zehn gemessen. "Das entspricht schweren Sturmböen von 90 bis 95 Stundenkilometer", sagt Malte Witt, Meteorologe beim DWD in Essen. Pro Quadratmeter fielen im Norden von Düsseldorf 48 Liter, bis zu 65 Liter seien aber auch im Bereich des Möglichen.

In der Wuppertaler Innenstadt lief das Einkaufszentrum Cityarkaden voll Wasser. Auch im Rathaus stand das Wasser zentimeterhoch. An der Uni am Haspel stürzte ein rund 50 Quadratmeter großes Dach ein. Auch das Dach einer Tankstelle brach ein. Mehrere Fahrzeuge parkten unter dem Dach, als es zur Seite kippte und auf den Asphalt krachte. Ein Fahrer konnte sich gerade noch aus seinem Auto retten. Der Oberhausener wurde leicht verletzt.

Wegen des Unwetters stellte die Deutsche Bahn im Raum Wuppertal den Bahnverkehr ein. "Die Züge stehen alle am Bahnsteig", sagte ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Teilweise seien die Gleise vom Regen überspült worden. Maßnahmen für Ersatzverkehr seien in die Wege geleitet worden. Auch die Schwebebahn fuhr nicht.

Auf vielen Straßen wurden Gullydeckel hochgedrückt und dadurch mehrere Autounfälle verursacht. Auf den überfluteten Straßen seien mehrere Autos vor die Deckel gefahren, sagte eine Polizeisprecherin. In einem Fall habe dadurch ein Airbag ausgelöst und den Fahrer im Gesicht verletzt. Hinzu kamen mehrere umgestürzte Bäume.

Heftige Regenfälle gab es auch in Aachen. Dort registrierte die Feuerwehr am späten Nachmittag 450 Notrufe. Man habe Hilfe aus den Nachbarkommunen angefordert, sagte ein Sprecher. In einem Stadtteil von Aachen fiel zeitweise der Strom aus, nachdem ein Wassereinbruch einen Kurzschluss in einem Trafohäuschen verursacht hatte.

In Duisburg liefen etliche Keller voll, zudem standen so gut wie alle Straßenunterführungen zwischen der Stadtmitte und dem Süden der Stadt unter Wasser. Laut Polizei steckten in mehreren Unterführungen Autos im Wasser fest, auch das Polizeipräsidium selbst war betroffen - der Keller war geflutet, wie die Beamten via Twitter mitteilten. Im Lehmbruck-Museum lief an den Wänden des Untergeschosses ebenfalls Wasser auf den Boden. Die Mitarbeiter nahmen die Bilder des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann ab, die dort gerade ausgestellt sind. Alle Werke blieben unbeschädigt.

Wegen des Unwetters wurde der Gedenkakt zum 25. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen abgebrochen. Ein Wolkenbruch war während der Veranstaltung über den Platz der Feier niedergegangen. Hunderte Teilnehmer waren von den Veranstaltern in deutscher und türkischer Sprache zum Verlassen des Ortes aufgefordert worden. In Ratingen rückte die Feuerwehr zu 250 Einsätzen aus und holte sich Unterstützung aus den umliegenden Städten. Zudem wurde die Bevölkerung gebeten, geringfügige Wasserschäden selbst zu beseitigen.

In vielen Teilen Nordrhein-Westfalens war der Bahnverkehr beeinträchtigt. Verspätungen gab es etwa in Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen, Aachen sowie im Kreis Euskirchen. In Duisburg kam es zudem zu erheblichen Behinderungen im U-Bahnbetrieb.

Die derzeitige, teils explosive Wetterlage soll noch bis zum Wochenende anhalten. "Die große Gewitterreihe ist nun abgezogen", sagte Meteorologe Witt, "in der Nacht zum Mittwoch liegt es aber im Bereich des Möglichen, dass erneut kleinere Gewitter durch NRW ziehen." Wo genau, sei aber unklar.

(RP)
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