Chemotherapien unterdosiert Starke Doku über Krebs-Apotheker in der ARD

Bottrop · „Betrogen und verraten“ soll ein Jahr lang in der Mediathek zu sehen sein. Der 45-minütige Dokumentarfilm über die Opfer ist absolut gelungen.

 Christiane Piontek ist eine von etwa 3700 Patientinnen und Patienten, die gepanschte Krebsmedikamente erhielten.

Christiane Piontek ist eine von etwa 3700 Patientinnen und Patienten, die gepanschte Krebsmedikamente erhielten.

Foto: WDR

Unendlich frustrierend muss es sein für die Opfer des Bottroper Apothekers Peter S., dass das öffentliche Interesse an ihrem Schicksal sich in engen Grenzen zu halten scheint. Und der große Befreiungsschlag bleibt ein weiteres Mal aus: Zwar erscheint nun endlich ein Dokumentarfilm über die Folgen des Skandals um systematisch unterdosierte Chemotherapien – aber Erstens an einem Montagabend um 23.30 Uhr, und Zweitens mit minimaler Vorlaufzeit: Nicht mehrere Wochen vorher wie etwa jeder „Tatort“, sondern erst am Freitag wurde der Film Journalisten online zur Verfügung gestellt. Entsprechend gering ist die Zahl derjenigen, die ihn kurzfristig sehen und empfehlen können.

Empfehlenswert aber ist „Betrogen und verraten – Die Krebspatientinnen des Bottroper Apothekers“ unbedingt. Ein halbes Jahr lang hat Filmemacher Tilman Wolff drei Opfer des Apothekers begleitet, der seit seiner Festnahme Ende November 2016 schweigt und für zwölf Jahre ins Gefängnis soll.

In 45 Minuten erzählt Wolff gekonnt die Eckpunkte des Skandals nach und arbeitet die Gefühle der Opfer heraus: Trauer und Wut, Erschöpfung und Verzweiflung werden greifbar, als etwa Heike Benedetti die Namen von Mitpatientinnen aufzählt, deren Chemotherapien mutmaßlich unterdosiert waren: „Als erste ist Heike gestorben, die nächste war Carmen, dann folgten Ariane und Gabi ab August 2017 –und kurz vor Weihnachten noch Petra.“

Zugleich werden auch die Solidarität und Entschlossenheit der Frauen deutlich, die sich nicht zu Opfern machen lassen, sondern aktiv und unermüdlich für Aufmerksamkeit und Gerechtigkeit kämpfen wollen. Vom ungünstigen Ausstrahlungstermin lässt sich Benedetti entsprechend nicht entmutigen: „Alles, was über diesen Skandal und unsere Mühen gesendet wird, ist gut“, sagt sie. „Egal zu welcher Sendezeit.“ Die Sprecherin der Geschädigten baut auf viele Wiederholungen des Films etwa im WDR. Und auf viele Zuschauer in der Mediathek: Hier soll er noch ein Jahr lang abrufbar sein.

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