Xanten Zeichen setzen für mehr Menschlichkeit

Xanten · Auch in Xanten machte die Kolpingsfamilie am Sonntag auf die Situation der Flüchtlinge vor der IS-Terrormiliz aufmerksam.

 Mahnwache vor dem Dom: Vor der Messe leisteten gestern viele Gottesdienstbesucher ihre Unterschrift in den Listen und bekräftigten damit ihre Solidarität mit den Flüchtlingen vor der IS-Terrormiliz. Ganz links im Bild: Harold Ries, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Xanten.

Mahnwache vor dem Dom: Vor der Messe leisteten gestern viele Gottesdienstbesucher ihre Unterschrift in den Listen und bekräftigten damit ihre Solidarität mit den Flüchtlingen vor der IS-Terrormiliz. Ganz links im Bild: Harold Ries, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Xanten.

Foto: Armin Fischer

Täglich erreichen uns neue Schreckensmeldungen aus Syrien und dem Irak. Das Ausmaß der Gräueltaten gegen religiöse Minderheiten durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat längst Dimensionen erreicht, die jenseits des menschlich Vorstellbaren liegen. Mit Unterschriftenaktionen in den Diözesen Münster, Paderborn, Köln, Essen und Aachen machte nun das Kolpingwerk auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam.

Mit einer Mahnwache vor den Gottesdiensten im Viktor-Dom beteiligte sich auch die Xantener Kolpingfamilie an der Aktion. Unterstützt wurde breit angelegte Aktion von Weihbischof Dieter Geerlings, stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, dem Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Norbert Röttgen sowie vor Ort durch Xantens Bürgermeister Thomas Görtz.

"Wir wollen als christlicher Verband ein Zeichen setzen", erklärt Harold Ries. Der Vorsitzende der Xantener Kolpingfamilie fordert: "Humanitäre Hilfe muss Vorrang vor allen anderen Maßnahmen haben." Alles Erforderliche tun, damit verfolgte und bedrohte Menschen in ihren Regionen bleiben können und falls dies nicht möglich ist, Rahmenbedingungen für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen - so lautet eine Forderung. Eine weitere betrifft die Flüchtlingsarbeit. "Die wird zu einem großen Teil ehrenamtlich geleistet. Wir fordern politisch Verantwortliche auf, dies weiter zu unterstützen", so Harold Ries.

Was die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen betrifft, haben es die Kommunen schwer. "Während Bayern alle Kosten übernimmt, erhalten wir von der Landesregierung gerade einmal 20 Prozent. Wir nehmen ohne Rücksicht auf die finanziellen Mittel weiter auf, aber unsere Kapazitätsgrenze ist eigentlich schon erreicht", bedauert Bürgermeister Thomas Görtz. Ein deutliches Zeichen aus Berlin sei also dringend gefragt. Deshalb wird Karl Schiewerling, Mitglied des Bundestages und der Kolpingfamilie, die Unterschriftenliste Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich überreichen.

Einer der Unterzeichner ist Rudolf Felbert, der 1956 beim ungarischen Volksaufstand am eigenen Leib erfahren hat, was es heißt, verfolgt zu werden. "Ich weiß nicht, ob damit etwas erreicht werden kann, aber der Versuch muss sein", betont der Xantener. "Wir haben damals die ganze Welt um Hilfe gebeten, aber die hat nur zugesehen", ergänzt Ehefrau Margareta.

Was einen Militäreinsatz betrifft, war die Meinung höchst unterschiedlich. Während die Felberts diesem schweren Herzens zustimmen, um Schlimmeres zu verhindern, lehnt Ludwig Klotz diesen kategorisch ab: "Es sind immer die Armen, die unter den Machtkämpfen der Mächtigen leiden. Auch wenn die Diplomatie bislang erfolglos war, muss dieser Weg weiter gegangen werden." Die Forderung unterzeichnet haben nicht nur Besucher der Gottesdienste, berichtet Harold Ries: "Heute Morgen war eine Pilgergruppe aus Oberhausen hier, danach kamen Touristen aus Paderborn und Münster." Dass es dabei zu sehr vielen intensiven Gesprächen kam, freut ihn besonders: "Wir wollten mit dieser Aktion das Bewusstsein der Menschen schärfen. Das ist uns gelungen."

(erko)
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