Xanten Xantens Bürger trauern um ihre Bäume

Xanten · Inzwischen geistern immer wieder neue Zahlen von gefällten Bäumen durch die Stadt. Es gibt nur wenig Verständnis in der Stadt für die Fällaktion. Der Rat hatte das Konzept im Dezember verabschiedet.

 Mahnmal an der Rheinstraße: Brief, Tulpen und Grableuchten auf dem Baumstumpf.

Mahnmal an der Rheinstraße: Brief, Tulpen und Grableuchten auf dem Baumstumpf.

Foto: Armin Fischer

"Lieber Baum, du hast uns viele Jahre mit deiner wunderbaren Blütenpracht erfreut. Nun bist du Opfer einer blinden Planungswut geworden. Es gibt nichts, was dich ersetzen kann. Wir, deine Freunde, trauern um dich und um weit mehr als hundert deiner Brüder, die mit dir einen sinnlosen Tod erleiden mussten. Wer wird im Frühling unsere Herzen so erfreuen können wie du es Jahr für Jahr getan hast? Deine Freunde.": Mit diesem Nachruf verabschieden sich Unbekannte von den Bäumen, die derzeit unter anderem gefällt werden, weil sie dem geplanten Kurpark quasi im Weg stehen.

An einen Baumstumpf an der Rheinstraße in Höhe des Parkplatzes am Westwall haben sie den Nachruf gehängt, Tulpen hingelegt, Grableuchten hingestellt. Martin Nenno, früherer Leiter des Förderzentrums und heute Rektor an der Sonsbecker Grundschule hat mit seiner Frau "genau nachgezählt". Dabei ist er nach eigenen Angaben auf 125 entfernte Gehölze gekommen. Bei Xantens Bürgern mischen sich Trauer und Zorn - Verständnis für die Vorbereitungsarbeiten für den Kurpark gibt es nur wenig.

Die Mitarbeiter des Dienstleistungsbetriebes Xanten (DBX) haben jedenfalls derweil wahrlich keinen einfachen Job. Wenn sie mal wieder mit der Kettensäge in den Wallanlagen anrücken, müssen immer wieder empörten Bürgern erklären, dass sie dies auf Weisung aus dem Rathaus tun.

Und dieses setzt ein - auch in der letzten Sitzung des vergangenen Jahres von der Mehrheit des Rates befürwortetes - Konzept der Kurpark-Planer um. Dabei, so Stadtplanerin Christina Kutschaty, gehe es vor allem darum, den geplanten Rundweg durchweg barrierefrei zu halten. Da dürfen Bäume eben nicht zu nah wie in einem Wald am Weg stehen. "Eine ganze Reihe der nun gefällten Bäume hätte deshalb ohnehin den nächsten Jahren gefällt werden müssen, selbst wenn die derzeitige Wegeführung beibehalten worden wäre, erklärt Kutschaty. Hier gehe es nun einmal nicht um einen ausgewiesenen Wald, in dem eine ganz andere Gesetzgebung auch bezüglich der Sicherheitsbestimmungen gebe. 51 Hochstämme mit einem Stammumfang von mehr als 100 Zentimeter müssen dem Kurpark weichen - Eichen, Ahorn, Birken, Linden und einige Kirschen. Dazu kommen weitere, die nicht der Baumschutzsatzung unterliegen, nach Begutachtung durch den Baumsachverständigen Dr. Jürgen Kutscheidt aus Tönisvorst aber zum Beispiel wegen Pilzbefalls ohnehin der Säge zum Opfer fallen mussten - wie zum Beispiel die dicken Pappeln am Ostwall.

In der Ratsvorlage war die Zahl der zu fällenden Bäume noch um einiges höher angesetzt, so die Stadtplanerin: "Wir sind aber dann noch einmal die ganze Strecke abgegangen und die Wegeführung eben wegen der wirklich noch zu guten Bäume da, wo es ging, verändert." Kutschaty gibt allerdings auch zu, dass es im zukünftigen Kurpark derzeit "schon trostlos aussieht"; aber bis Ende Februar müssen wir eben fertig sein." Und wenn dann das Grün wieder sprieße, gibt es wieder ein besseres Bild. "Und wir werden ja auch wieder nachpflanzen."

Die Bäume werden übrigens bis zum Monatsende hinter dem ehemaligen Raiffeisenmarkt gelagert, so Harald Rodiek, seit zehn Monaten Chef des DBX. Sie werden nach Typ-Größe-Sorte vermarktet, sollen Schreinereien zum Kauf angeboten werden, weil sie sich für Furniere eignen. Die Bäume, die allenfalls als Brennholz verfeuert werden können, sollen "irgendwann im März an Privatleute verkauft werden".

(jas)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort