Delegation in Kfar Qara und Abu Sinan Xantener wurden in Israel reich beschenkt

Xanten · Delegation stieß in Kfar Qara und Abu Sinan auf herzliche Gastfreundschaft und ein großes Interesse an Deutschland.

 Wolfgang Schneider und Christian Strunk zeigen Mitbringsel aus Abu Sinan und Kfar Qara.

Wolfgang Schneider und Christian Strunk zeigen Mitbringsel aus Abu Sinan und Kfar Qara.

Foto: olaf ostermann

Vermutlich muss sich Xanten von dem Gedanken einer Städtepartnerschaft mit einer jüdisch geprägten israelischen Kommune verabschieden. Stattdessen sieht es so aus, als würden künftig die Beziehungen zu den Städten Abu Sinan und vor allem Kfar Qara vertieft. Beide liegen in Israel, werden aber überwiegend von Arabern bewohnt: keine Juden, sondern in Abu Sinan Muslime, Drusen und orthodoxe Christen, in Kfar Qara Muslime. Bürgermeister Christian Strunk zeigte sich gestern von der Aufnahme einer Xantener Delegation in beiden Städten begeistert. "Wir wurden auf Händen getragen." Ebenso wie der Vorsitzende des Arbeitskreises Xanten-Palästina-Israel, Wolfgang Schneider, deutete er an, dass das Pendel letztendlich zugunsten von Kfar Qara ausschlagen könnte. Das Interesse an Städtepartnerschaften bei jüdisch-israelischen Kommunen sei eher gering.

Vier Tage lang waren Vertreter des Rates, des Arbeitskreises und des Städtepartnerschaftsvereins in Abu Sinan und Kfar Qara. Überschwängliche Gastfreundschaft und ein immenses Interesse an Deutschland schlug ihnen entgegen. Sogar Unterhaltungen auf Deutsch waren möglich. "In beiden Orten leben viele Akademiker, die in Deutschland studiert haben", erzählte gestern der Bürgermeister. Die Einwohner beider Städte fühlten sich in ihrem Land als Bürger zweiter Klasse. Entsprechend hoch wurde das Interesse aus Xanten gewertet. "Die Menschen fühlten sich herausgehoben und ernst genommen, weil wir uns in ihre Hände begeben haben." Die Xantener wurden mit Einladungen zum Essen und zu Kulturveranstaltungen, vor allem aber mit Aufmerksamkeit und Herzlichkeit überhäuft. Die Gastgeber übernahmen auch die Kosten für die Unterkunft der Niederrheiner.

Für Kfar Qara hatte die Delegation besonders viel Zeit eingeplant. Und zwar deshalb, weil dort das ursprüngliche Ziel, die bestehende Partnerschaft Xantens mit Beit Sahour (Palästina) durch eine jüdisch-israelische Kommune zu komplettieren, ein Stückchen näher zu liegen schien. In Kfar Qara gibt es eine zweisprachige Grundschule, die übersetzt "Brücke über den Wadi" heißt und eine Brücke zwischen den Völkern und Religionen schlägt: Je zur Hälfte wird sie von muslimischen Kindern und von jüdischen Kindern aus umliegenden Kibbuzim besucht. Für die Stadtverwaltung spiele die Verständigung zwischen den Volksgruppen eine große Rolle. "Der Bürgermeister sagte, dass dies der einzige Weg sei, die Menschen aus der Isolation zu bringen", so Wolfgang Schneider. Diesem Ziel dient unter anderem auch das jüdisch-arabische Kulturzentrum "Givat Haviva" (Schneider sprach von einem "Friedenszentrum") zwischen Kfar Qara und der benachbarten jüdisch geprägten Stadt Pardes Hanna-Karkur.

Ähnlich wie Strunk zeigte sich Schneider "zu 100 Prozent" zufrieden mit der Israel-Reise. Die Vertreter Abu Sinans und Kfar Qaras wurden zu Gegenbesuchen nach Xanten eingeladen. Ob sich eine formelle Städtepartnerschaft entwickelt, und wenn ja, mit welcher von beiden Kommunen, das wird letztendlich der Stadtrat entscheiden müssen. Die Erwartungen in Kfar Qara scheinen groß zu sein. Zu den Präsenten des dortigen Bürgermeisters Nazeeh Massarwy an seinen deutschen Kollegen gehörte eine Tafel mit einem golden eingerahmten Schriftzug in englischer Sprache: "Ich hoffe, dass die Partnerschaft zwischen unseren Städten sich zu einem sehr guten Verhältnis zwischen unseren Stadtvertretern und Bürgern weiterentwickelt."

(RP/sgo)
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