Xanten Xantener Bischofsburg wird digital nachgebaut

Xanten · Zum "Tag der Türme" in Xanten rekonstruieren Informatiker und Historiker das mittelalterliche Bauwerk als 3-D-Animation.

 Der Historiker Dr. Jens Lieven vor einer Vergrößerung eines Altarbildes von Barholomäus Bruyn dem Älteren aus den Jahren 1529 bis 1534, auf dem der Maler die Bischofsburg dargestellt hat.

Der Historiker Dr. Jens Lieven vor einer Vergrößerung eines Altarbildes von Barholomäus Bruyn dem Älteren aus den Jahren 1529 bis 1534, auf dem der Maler die Bischofsburg dargestellt hat.

Foto: armin fischer

Nur wenige Gemälde zeugen heute noch von der einstigen Pracht der Bischofsburg, eine Handvoll Texte, die wenigen verbliebenen Mauerreste der ursprünglichen Befestigung und wissenschaftlich noch nicht ausgewertete archäologische Funde. Mehr nicht. Auf dieser recht mageren Informationslage soll nun ein kleiner Film aufbauen, der die Burg, zwischen der heutigen Evangelischen Kirche und der Marienschule und in Nachbarschaft des Xantener Doms gelegen, rekonstruieren will. Am Tag der Xantener Türme am 26. Mai soll er Premiere feiern und anschließend ständig im Siegfriedmuseum zu sehen sein.

Rund sechs Jahrhunderte haben der Bischofsburg kaum etwas anhaben können. Dann expandierte die damalige Großmacht Frankreich weiter im niederrheinischen Gebiet und sprengte 1692 das Gemäuer. Seitdem ist die Kirche aus dem Bild der Stadt verschwunden. Bis Uwe Strauch, Initiator und Organisator der Veranstaltung "Die Türme zu Xanten" im kommenden Mai, "vom Türmevirus gepackt wurde", wie er sagt. Einige wenige Überreste der Burg sind noch sichtbar. Aber "viele laufen daran vorbei und nehmen dies gar nicht mehr wahr. Ich möchte die Türme und die Bischofsburg inhaltlich aufbereiten. Dann sehen die Menschen ihre Stadt mit anderen Augen", hofft der gelernte Diplom-Informatiker.

Die auf solche 3-D-Animationen spezialisierte Firma Puppeteers aus Schwerte, die bereits für das Stiftsmuseum den Bau des Doms nachgestellt hat, wird die Informationen digital umsetzen und am Computer die Bischofsburg aus den Ruinen wieder ans Tageslicht holen, möglichst auch eingebunden in die bestehenden Gebäude der ehemaligen Immunität.

"Wir sind auf wissenschaftliche Hilfe angewiesen"

"Unsere Idee ist, sie so zu zeigen, wie sie gewesen sein könnte", spekulierte Uwe Strauch. "Dabei sind wir auf wissenschaftliche Hilfe angewiesen." Die ist in der Person von Dr. Jens Lieven aus Obermörmter, Dozent an der Ruhr-Universität Bochum mit Früh- und Hochmittelalter als Forschungsschwerpunkt, mit im Team. Aus historischer Sicht sei es ein sehr interessantes Projekt, freut er sich auf seine Beratertätigkeit.

Die unterschiedlichen Informationen aus den verschiedensten Quellen von Urkunden, Gemälden und steinernen Überresten müssen wie ein Puzzle zusammengefügt werden; Wissenschaftler nennen dies einen "sehr schönen interdisziplinären Zugang". So wird nicht zuletzt mit Unterstützung von Museumsleiterin Anke Lyttwin die Burg am Computer zunächst grob skizziert und anschließend auf dem Bildschirm immer detaillierter dreidimensional entstehen. Später soll sie im Ziegelhof, in Bronze gegossen, zusätzlich zum Anfassen stehen. Der Verkauf einer Karte von der Burg soll diesen Guss finanzieren.

Erstmals urkundlich erwähnt ist die Bischofsburg in einem Dokument aus dem Jahr 1096, als 60 unter dem Schutz des Kölner Bischofs Hermann III. stehende Juden bei einem Pogrom starben. In der Folge war die Burg im Ringen um die Vorherrschaft hier am Niederrhein ein ständiger Konfliktherd zwischen dem Bischof und dem Grafen von Kleve, der die Fehde 1449 für sich entscheiden und die Burg in Besitz nehmen konnte. Bis die Franzosen kamen.

(kump)
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