Integration in Xanten Vom Zuwanderer zum Gesellen

Xanten · Als Vachik Mkrtchyan nach Xanten kam, sprach er kaum Deutsch. Theo und Benedikt Geenen halfen ihm, und nun hat der Armenier seine Ausbildung im Metallhandwerk erfolgreich abgeschlossen. Trotz mancher Hindernisse.

 Ein starkes Team (v.l.): Benedikt Geenen, Jan Hoogen, Vachik Mkrtchyan, Ivan Kalinin, Theo Geenen.

Ein starkes Team (v.l.): Benedikt Geenen, Jan Hoogen, Vachik Mkrtchyan, Ivan Kalinin, Theo Geenen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Zu großen Gefühlsausbrüchen neigt Vachik Mkrtchyan nicht gerade. Und dennoch: Die Anspannung der vergangenen Wochen ist sichtbar von ihm gewichen: „Ich bin froh“, sagt er schlicht – und lächelt. Der 30-Jährige hat es geschafft. Am 17. Februar wird er im Schützenhaus offiziell freigesprochen. Dann ist der aus Armenien stammende Familienvater Geselle im Metallhandwerk. Und das hat er auch seinen deutschen Freunden zu verdanken: Theo und Benedikt Geenen haben den Asylsuchenden und dessen Familie in den vergangenen gut dreieinhalb Jahren beruflich und privat unter ihre Fittiche genommen und übernehmen ihn nun auch in ihren Betrieb. Für dieses Engagement wurden sie Ende November von der Xantener Kolpingsfamilie mit dem Goldenen Leisten ausgezeichnet.

Vachik, der wegen seines hierzulande unaussprechlichen Nachnamens immer mit dem Vornamen angesprochen wird, hatte sich 2007 nach eigener Aussage gegen bestimmte „Verhaltensweisen“ in seinem früheren Beruf als Polizist aufgelehnt und samt seiner Familie unter schlimmsten Repressalien durch seine Vorgesetzten in Armenien zu leiden. Mehrere Tage dauerte die Flucht, die schließlich in der Asylunterkunft an der Sonsbecker Straße in Xanten endete. Bei Reparaturarbeiten fiel er dort Vater und Sohn Geenen auf. Die Familien freundeten sich an, die drei ältesten Kinder, heute in der Grundschule, spielten miteinander, und längst loben die Geenens die Kochkünste von Vachiks Frau Marine Sargsyan.

„Einfach war der Start nicht“, berichtet Benedikt Geenen (39), der den heimischen Betrieb vor zwei Jahren übernommen hat. Vor allem die fehlenden Deutschkenntnisse bereiteten Schwierigkeiten. Die Devise war: pauken, pauken, pauken. Sprachpaten halfen Vachik. Und er gesteht: „Die Artikel im Deutschen sind immer noch fast undurchschaubar.“

Dazu kamen die Ausbildung und der Kampf um die Anerkennung, weil auch für die Behörden damals alles neu war. Die Familie Geenen organisierte für die zunächst als noch vier-, heute fünfköpfige Familie eine Wohnung, kümmerte sich um einen Rechtsanwalt und eine Dolmetscherin für das Gespräch beim Bundesamt für Migration, fuhr mit zur Ausländerbehörde, zum Sozialamt. Und sie bewundert bis heute Vachiks Ehrgeiz.

Die B1-Deutschprüfung haben er und seine Frau bestanden; in allen Prüfungen am Berufskolleg in Moers gehörte Vachik zu den besten seines Jahrgangs. Zur Vorbereitung hat er Tafeln entworfen, auf die er Arbeitsutensilien klebte und mit ihren Bezeichnungen versah. Stundenlang ging er am Computer mögliche Prüfungsfragen durch. „Ich habe dennoch immer mit den Kindern gespielt“, sagt er und strahlt.

Die Anstellung bei Metallbau Geenen ist die Voraussetzung dafür, dass er zunächst zwei Jahre lang weiter hier leben kann. „Und dann hoffentlich immer weiter, bis er irgendwann dauerhaft in Deutschland bleiben darf“, sagt Benedikt Geenen, der neben der präzisen Arbeit Vachiks Kollegialität hervorhebt. „Endlich frei“, hat Vachiks Frau gejubelt, als sie von den Prüfungsergebnissen erfuhr. Vachik plant schon weiter: „Jetzt mach‘ ich meinen Führerschein.“

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