Wolfgang Bosbach in Xanten „Wer den Zeitgeist heiratet, ist schnell Witwer“

Xanten · Auf Einladung der Senioren Union Xanten sprach der frühere Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach „über die große Politik“. Seiner Partei riet der CDU-Politiker, ihrem Kurs treu zu bleiben.

 In einem vollen Saal im Hotel van Bebber in Xanten sprach der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach anschaulich, eloquent und unterhaltsam „über die große Politik“.

In einem vollen Saal im Hotel van Bebber in Xanten sprach der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach anschaulich, eloquent und unterhaltsam „über die große Politik“.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Wolfgang Bosbach (70) beginnt seinen Besuch in Xanten mit einem Gedanken, den er an diesem Nachmittag mehrmals wieder aufgreifen wird: Es geht ums Mitmachen. Keine andere Staatsform lebe so sehr davon wie die Demokratie, sagt der CDU-Politiker und dankt seinen Zuhörern im Hotel van Bebber dafür, dass sie sich politisch engagieren, das machten nur sehr wenige Menschen in Deutschland, in welcher Partei auch immer.

Später kommt Bosbach wieder darauf zurück: Bei allen Problemen und Sorgen in diesem Land dürfe nicht vergessen werden, dass es den Menschen hierzulande besser gehe als den allermeisten auf der Welt. „Es ist immer noch ein Glück, in Deutschland geboren zu werden, hier leben und arbeiten zu können“, sagt Bosbach. „Deshalb sollte jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass es so bleibt.“

Er selbst saß 23 Jahre im Bundestag, von 1994 bis 2017 – fünf Jahre sind seitdem schon vergangen. Aber der Mann aus Bergisch Gladbach ist immer noch ein beliebter Gast, nicht nur im Fernsehen. Etwa 3000 Einladungen bekomme er jedes Jahr, über jede einzelne freue er sich, auch wenn er die wenigsten annehmen könne, nur etwa ein Zehntel, schätzt Bosbach. Eine dieser Einladungen, denen er gefolgt ist, ist diejenige der Senioren Union Xanten.

Der seltene Gast zieht. Der gemütliche Saal im Hotel van Bebber ist an diesem Mittwochnachmittag voll besetzt. Das Interesse an Bosbach ist groß. Er möge ihnen „etwas von der großen Politik erzählen“, bittet der Vorsitzende der Xantener Senioren Union, Rolf Trost, und der Gast streift innerhalb einer knappen Stunde alle wichtigen Themen dieser Zeit, und zwar anschaulich, eloquent und kurzweilig. Man hört dem Rheinländer gern zu, selbst bei schwierigen und auch ernsten Themen wie Russland und dem Krieg.

Die Union habe schon immer dafür gekämpft, dass Deutschland mehr in die Bundeswehr investiere, es sei ihr aber nie um Aufrüstung, sondern um eine gute Ausrüstung gegangen, sagt Bosbach. Von anderen in der Politik sei es lange anders gesehen worden – bis Russlands Angriff auf die Ukraine. „So schnell ändern sich die Zeiten.“ Für die Union sei es also wichtig, dass sie auf ihrem Kurs bleibe, auch bei Gegenwind, sagt Bosbach. „Wer den Zeitgeist heiratet, ist schnell Witwer.“

Am Ende kommt er aufs Mitmachen zurück und darauf, wie miteinander diskutiert wird. Am Vorabend war er in Berlin in einer Talkshow gewesen, es ging um die Klimapolitik. Bosbach hätte gern erklärt, was in den vergangenen Jahren in der Verantwortung der Union schon gemacht worden sei – aber dazu sei er gar nicht gekommen, sondern immer wieder unterbrochen und niedergebrüllt worden. Darin sieht er einen allgemeinen Trend, gerade in den sozialen Medien. Bosbach beobachtet das mit Sorge. In politischen Debatten gehe es doch nicht nur ums Reden, sondern auch ums Zuhören, sagt er. „Vielleicht hat auch die andere Seite gute Argumente.“

(wer)
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