Geschäft mit der Liebe Wie man sich vor digitalen Heiratsschwindlern schützt

Xanten · Beim Love Scamming täuschen Betrüger die große Liebe vor, wollen aber nur Geld. Kürzlich erst wurden zwei Verdächtige in Xanten festgenommen. Wir verraten, woran man die Liebesschwindler erkennt.

 Am Xantener Bahnhof wurden zwei Verdächtige verhaftet. 

Am Xantener Bahnhof wurden zwei Verdächtige verhaftet. 

Foto: RP/Markus Werning

Versprochen wird die große Liebe, tatsächlich möchten die Betrüger ihr Opfer nur dazu bringen, möglichst viel Geld zu überweisen. Love Scamming ist eine besonders perfide Art des Betrugs und mit hohem emotionalen Stress verbunden. In Xanten sind innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Verdächtige festgenommen worden, die von einer Frau aus Kalkar einen fünfstelligen Betrag zu ergaunern versuchten. Die Geldübergabe sollte in beiden Fällen am Xantener Bahnhof stattfinden. Die Polizei erklärt, woran die Masche zu erkennen ist.

Wie gehen Love Scammer vor? Die Liebesbetrüger nehmen online Kontakt zu ihren Opfern auf. Sie schicken morgens eine nette Nachricht, dann wird nachmittags kurz gechattet und abends telefoniert. Sie sprechen nicht über finanzielle Probleme, sondern über die Familie, den Beruf, die Vergangenheit und die vermeintliche Zukunft – so bauen sie eine emotionale Bindung auf. Nach einer Weile planen sie, ihre neue Liebe zu besuchen. Doch kurz vor dem ersten Treffen kommt etwas dazwischen, Probleme mit dem Visum, Überfälle, konfiszierte Pässe oder ein Autounfall. Dann fragen sie nach Geld. Und weil das Opfer emotional abhängig ist, fließen hohe Summen an die Betrüger.

Wie sieht der typische Love Scammer aus? Die Betrüger geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, Tierärzte, Computerspezialisten oder U.S.-Soldaten aus. Ihre gestohlenen Profilfotos zeigen weiße, attraktive Männer. Sie geben vor, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, in den meisten Fällen sitzen sie in Westafrika, wie die Polizei erklärt. Davon merken die Opfer nichts, weil die Betrüger meist perfekt Englisch sprechen.

Sind nur Frauen vom Love Scamming betroffen? Nein, zu den Opfern gehören auch Männer. Scamm-Frauen geben sich als Krankenschwestern, Ärztinnen, Lehrerinnen, Schauspielerinnen oder Geschäftsfrauen aus. Auch sie sehen auf den gestohlenen Bildern attraktiv aus und sprechen perfektes Englisch, manchmal sogar Deutsch. Die Frauen geben oft vor, Russinnen zu sein, manchmal aber auch aus Südamerika, Thailand, Afrika oder Europa zu stammen.

Woran erkennt man einen Love Scammer? Erstes Anzeichen ist die Art der Kontaktaufnahme. Über Online-Partnerbörsen oder Soziale Netzwerke schreiben die Betrüger ihren Opfern eine kurze Nachricht. Da sie oft mit deutschen Mail-Adressen und Nutzernamen arbeiten, ist nicht sofort ersichtlich, dass sich hinter den netten Worten ein Scammer versteckt. In ihren Mails überfluten sie ihre Opfer schnell mit Liebeserklärungen. Sie bezeichnen ihre neuen Partner als „Ehemann“ oder „Ehefrau“ und schmieden Heiratspläne, was die Bitte um ein Visum oder ein gemeinsames Konto rechtfertigt. Ein weiteres Indiz sind Verbindungen nach Westafrika, Russland und Südostasien und natürlich das Bitten um Geld.

Wie kann man sich vor Love Scamming schützen? Die Polizei rät dazu, den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz „Scammer“ (von Englisch Scam für Betrug) beispielsweise bei Google einzugeben. In vielen Fällen kann die Suchmaschine den Verdacht bestätigen. Das funktioniert auch mit der umgekehrten Bildersuche, wenn der Betrüger Fotos mitgeschickt hat.

Was tun, wenn man gescammt wurde? Alle Mail- und Chatverläufe sichern und damit zur Polizei gehen, um Anzeige zu erstatten. Danach sollten Betroffene den Kontakt zum Betrüger komplett abbrechen und sich eine neue Mailadresse und Telefonnummer zulegen, empfehlen die Ermittler.

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