Neues Reha-Sport-Angebot in Xanten Verein will Schlaganfall-Patienten gezielt helfen

Xanten · In Xanten wird ein neues Reha-Sport-Angebot aufgebaut. Es richtet sich an Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Angeboten wird es vom Verein „Ohne Einschränkung fit“ – bei einem Info-Abend erklärte er die Zeiten und Kosten.

 Auf einem Info-Abend erklärten die Initiatoren das neue Reha-Sport-Angebot für Schlaganfall-Patienten (v.l.): Monika und Wolfgang Diamant sowie Ulrike Boekmann-Graf.

Auf einem Info-Abend erklärten die Initiatoren das neue Reha-Sport-Angebot für Schlaganfall-Patienten (v.l.): Monika und Wolfgang Diamant sowie Ulrike Boekmann-Graf.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Jedes Jahr trifft etwa 200.000 Menschen in Deutschland der Schlag. Alle drei Minuten erleidet jemand einen Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt einer von ihnen daran. Zahlen, die für sich sprechen – und für das Projekt „SportNachSchlag“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Sie möchte zusammen mit dem Landessportbund NRW und dem Behinderten- und Rehabilitationsverband Nordrhein-Westfalen flächendeckend Reha-Sportangebote für Schlaganfall-Patienten machen.

Einer dieser landesweiten Vereine, die ab Dezember ein solches Angebot organisieren, ist der Verein „Ohne Einschränkung Fit“, der sich erst vor einem Jahr in Vynen gegründet hat. Im Haus der Begegnung stellte die Vorsitzende Monika Diamant gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang und Kassenführerin Ulrike Beekmann-Graf das Ziel eines Kurses vor, der am Mittwoch, 15. Dezember, von 18 bis 18.45 Uhr in der Turnhalle an der Grundschule in Marienbaum beginnt. Die drei sind zertifizierte Übungsleiter und lizenzierte B-Trainer für geistige und psychiatrische Behinderungen. Monika Diamant hat zudem die Lizenz für Orthopädie. Ulrike Beekmann-Graf ist Reha-Übungsleiterin mit Fachrichtung Neurologie.

Reha steht für Rehabilitation, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wiederherstellung. In der Rechtsprechung bezeichnet Rehabilitation beispielsweise das Wiederherstellen der verletzten Ehre einer Person; im Medizinischen sollen Patienten mit Hilfe der Reha „die Folgen einer Krankheit oder eines Unfalls so bewältigen, dass sie im Alltag möglichst gut zurecht kommen“, wie es in einer Apotheken-Rundschau heißt. Und genau darum geht es Monika und Wolfgang Diamant und Ulrike Beekmann-Graf: Sie wollen Menschen wieder fit machen, die aufgrund von Erkrankungen oder Handicaps aller Arten besondere Sportübungen brauchen. Wolfgang Diamant weiß, wovon er redet: Er ist sehbehindert.

„Der Bedarf ist groß, gerade wenn man austherapiert, nach einem Schlaganfall aus der Reha-Klinik entlassen ist“, sagte Wolfgang Diamant. Die Initiatoren brachten an dem Info-Abend die Ziele auf den Punkt: Das, was da ist, erhalten und wenn möglich verbessern; die soziale Struktur der Betroffenen wieder herstellen; Kraft, Ausdauer, Kondition und Flexibilität fördern und, wie es Monika Diamant ausdrückte, das „Gehirn wieder ans Laufen bringen“.

Einmal in der Woche reiche dafür natürlich nicht aus, schränkte Wolfgang Diamant ein. Da müsse man schon seine Hausaufgaben machen und jeden Tag trainieren. Die notwendigen „Sportgeräte“ für Reha-Sport nach einem Schlaganfall habe jeder daheim im Schrank oder in der Schublade, erklärte Ulrike Beekmann-Graf: Kochlöffel, Schwamm, Plastikflasche, Zeitung. Was man damit alles machen kann, will sie in dem neuen Kurs zeigen.

Zum Info-Abend hatte sie zwei etwa 30 Zentimeter lange und acht Zentimeter hohe Brettchen mitgebracht. Und einen kleinen Ball, so groß wie ein Golfball. Den schob sie sich mit einem ihr am Tisch gegenüber sitzenden Mann immer wieder zu – hin, her, hin, her. „Wenn Sie das eine Stunde lang gemacht haben, sind Sie nass geschwitzt“, versicherte sie. Ihr Mitspieler, der einen Schlaganfall erlitten hatte, war erstaunt: „Da kommt tatsächlich was an im Kopf.“

Die Kosten für 50 Reha-Einheiten übernimmt die Krankenkasse. Die notwendige Reha-Bescheinigung kann jeder Arzt ausstellen, „sie belastet sein Budget nicht“, sagte Wolfgang Diamant. Man könne natürlich auch Mitglied des Vereins „Ohne Einschränkung Fit“ werden (der monatliche Mitgliedsbeitrag liegt bei acht Euro), dann ist die Teilnahme an dem neuen Angebot ebenfalls kostenfrei. „Das kann man bestimmt bei der Steuererklärung absetzen, als außergewöhnliche Belastung“, mutmaßte er schmunzelnd.

(wer)
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