Unterstützung von Bedürftigen Xantener Tafel sucht weitere Helfer

Xanten · Während der Pandemie hat die Arbeit für die Ehrenamtlichen zugenommen. Gleichzeitig wurde das Team kleiner. Die Leitung macht sich Sorgen um die Zukunft der Tafel. Viele Menschen sind auf die Lebensmittelausgabe angewiesen.

 Gudrun und Harald Rieberer (M.) mit Helfern der Xantener Tafel: Zusammen versorgen sie Woche für Woche Hunderte Menschen mit Lebensmitteln.

Gudrun und Harald Rieberer (M.) mit Helfern der Xantener Tafel: Zusammen versorgen sie Woche für Woche Hunderte Menschen mit Lebensmitteln.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Hunger kennt keine Weihnachtsferien. Also hat auch die Xantener Tafel in den vergangenen zwei Wochen keine Pause gemacht, sondern blieb zwischen den Feiertagen geöffnet. Wahrscheinlich hätten sonst Hunderte Erwachsene und Kinder in Xanten und Umgebung zu wenig zum Leben gehabt, sagt Gudrun Rieberer. Mit ihrem Mann Harald leitet sie die Xantener Tafel. Seit Jahren schon. Viele Helfer unterstützen sie. Geld bekommen sie alle dafür nicht. Es ist eine ehrenamtliche Arbeit.

Aber diese Arbeit ist mehr geworden, berichtet Rieberer. Vor Beginn der Corona-Pandemie seien sie an zwei Tagen pro Woche in den Räumen an der Boxtelstraße gewesen, um zusammen mit den Helfern die Lebensmittel zu beschaffen, die Spenden anzunehmen, zu verstauen und zu verteilen. „Heute sind es fünf Tage.“ Weil die Arbeit der Tafel in den vergangenen beiden Jahren aufwendiger geworden ist.

Das hat mit der Corona-Pandemie zu tun: Über alle Bevölkerungsschichten hinweg haben Menschen wegen ihres Alters, einer Vorerkrankung oder aus anderen Gründen Angst davor, dass sie sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und der Impfung mit Corona infizieren könnten. Deshalb meiden sie lieber Orte, an denen sie mit fremden Menschen in Kontakt kommen. Zum Beispiel die Ausgabestelle der Tafel. Wenn sie aber zu wenig zum Leben haben, brauchen sie trotzdem etwas zum Essen. „So haben wir uns entschlossen, das Problem durch Auslieferungen zu lösen“, erklärt Rieberer.

Zwischenzeitlich wurden sogar alle Haushalte beliefert, die in der Liste der Xantener Tafel stehen. 180 Mal wurden also Tüten gepackt. 180 Adressen wurden angefahren. Das ist körperlich anstrengend und kostet Zeit. Es ist auch logistisch eine Herausforderung. Die Xantener Pfadfinder und die Mitglieder des Round Table haben der Tafel dabei geholfen. Sonst wäre es wohl nicht machbar gewesen.

Mittlerweile werden wieder weniger Haushalte versorgt. 150 sind es aber immer noch. Etwa die Hälfte davon kommt auch wieder zur Lebensmittelausgabe am Donnerstagnachmittag an der Boxtelstraße. „Mit gebührendem Abstand und den AHA-Regeln ist es bisher gut gegangen“, berichtet Rieberer. Die Abkürzung AHA steht für Abstand, Hygiene und Alltagsmaske. Aber rund 75 Adressen werden immer noch beliefert, trotz aller Kraft, die es die Ehrenamtlichen kostet. Die Tafel habe eine „Versorgungspflicht“, sagt Rieberer.

Sie achtet genau darauf, dass die Corona-Regeln von allen eingehalten werden. „Um sich und andere zu schützen.“ Alle Helfer seien geimpft und würden zusätzlich einmal pro Woche getestet. Mit einigen wenigen Kunden aber haben die Ehrenamtlichen schon diskutieren müssen, weil diese weder geimpft waren, noch sich testen lassen wollten – und für den Zugang zur Tafel gilt 3G. Sie hätten auch schon Menschen weggeschickt, damit sie sich erst testen lassen, berichtet Harald Rieberer. „Wir hatten hitzige Debatten.“ Und diese Debatten kommen zur eigentlichen Arbeit noch hinzu. Dabei kann die Arbeit auch so schon belastend sein. Die Helfer sehen und erleben, wie schlecht es manchen Menschen geht. „Man nimmt einiges mit nach Hause“, sagt Gudrun Rieberer und berichtet davon, wie Frauen und Männer vor ihr standen und ihnen die Tränen kamen, weil sie ohne Hilfe nicht mehr über die Runden kamen.

 Eine Frau holt Lebensmittel für sich und ihre Familie: Die Ausgabe der Xantener Tafel findet jeden Donnerstagnachmittag statt.

Eine Frau holt Lebensmittel für sich und ihre Familie: Die Ausgabe der Xantener Tafel findet jeden Donnerstagnachmittag statt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

All das verteilt sich seit Beginn der Corona-Pandemie auf weniger Schultern. „Viele ältere Ehrenamtliche kommen nicht mehr zum Helfen, da eine gesunde Angst vor einer Infektion besteht“, berichtet Rieberer. Aber 30 der vorher 45 Helfer seien geblieben. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind in der ganzen Corona-Zeit für unsere Kunden und die Tafel da gewesen und haben uns und unserer Führung vertraut“, sagt Rieberer. „Dafür möchte ich danken.“ Aber sie ist nachdenklich. Das Durchschnittsalter im Team liege bei über 70 Jahren. „Der Nachwuchs für ein solches Ehrenamt ist gleich Null.“ Rieberer macht sich Sorgen. In Xanten und Umgebung sind Hunderte Menschen auf die Tafel angewiesen. „Wie wird die Zukunft aussehen? Es fehlt dringend die Nachfolge, gerade auch in unserem Ehrenamt.“

(wer)
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