In der Not werden oft auch sehr schönste Dinge geboren. Da in diesem Jahr wegen der grassierenden Corona-Krise zu St. Martin keine groß angelegte Tütenverteilung stattfinden konnte, sind zwei Nachbarn der Alten Rheinstraße in Rheinberg auf die gute Idee gekommen, in Eigenregie Tüten an alle Anwohner und ihre Kinder auf der Alten Rheinstraße zu verteilen. Die Nachbarn und Kinder staunten und freuten sich zugleich über die besondere Geste des Teilens. Sabine und Edmund Thiem sowie Hans-Wilhelm Terwiel  machten sich mit dem Spezialvehikel und mit schönen Laternen auf den Weg, um jedem eine Tüte zu bringen und hatten sichtlich Freude daran.

In vielen Orten schmückten die Menschen ihre Häuser und Gärten abends mit Lichtern, Laternen oder Deko, um Familien bei ihren Spaziergängen Freude zu bereiten. So auch in Menzelen-Ost, wo zum Beispiel vor einem Haus zahlreiche Kerzen im Vorgarten standen.

Auf dem Taubenweg in Sonsbeck war sogar das Martinsspiel liebevoll mit Figuren aufgebaut worden – mit einem Sankt Martin auf einem Holzpferd und einem Bettler. Kinder durften sich die fantasievolle Dekoration aus der Nähe anschauen.

Auch in Lüttingen hatten viele Menschen Laternen, Lichter oder Kerzen aufgehängt oder aufgestellt. Jasmin Schweitzer und ihr Mann hatten ihr Grundstück sogar in einen Sankt-Martins-Garten verwandelt, indem sie 25 Laternen auf dem Rasen aufstellten – die einen leuchteten elektrisch, die anderen traditionell mit Hilfe einer Kerze. Das habe sie auch schon vor zwei Jahren einmal gemacht, als damals der Martinszug durch das Dorf gezogen sei, sagte die Lüttingerin. Der diesjährige Umzug sei zwar abgesagt worden, aber auf die Laternen wollten sie nicht verzichten, sondern anderen Menschen damit eine Freude machen. Und denjenigen, die an diesem Abend an ihrem Vorgarten vorbeikamen, boten sie etwas zu trinken und zu essen an – teilten mit ihnen also, was sie gerade da hatten.

Eigentlich bewegt sich der Martinszug in Rheinberg-City Jahr für Jahr auch durch die Ritterstraße. Eigentlich. Weil in diesem Jahr der Zug der Kinder mit ihren Laternen und Liedern abgesagt worden ist, haben auf Initiative der Pumpennachbarschaften am Martinsabend die Nachbarn der Ritter- und Kurfürstenstraße sowie der Alten Rheinstraße ihre Häuser und Vorgärten für St. Martin trotzdem stimmungsvoll mit bunten Lichtern geschmückt. Selbst wenn der Abstand gewahrt werden musste, so sagte ein Teilnehmer, sei das eine gute Gelegenheit gewesen, mal wieder ein Stück Gemeinschaft zu erleben. Eine Anwohnerin hat gar Trompete geblasen. Und alle haben, wie’s sich gehört, einen Weckmann bekommen. Schön war’s.

Das Martinskomitee in Rheinberg legt großen Wert darauf, das Brauchtum auch in schwierigen Zeiten zu pflegen. Das Spiel der Legende von der Mantelteilung wurde, weil der große Zug durch die Stadt nicht möglich war, am Martinstag an der Grundschule St. Peter aufgeführt. Auf Abstand wurden rund 800 kleine Martinstüten für die Kinder der drei innerstädtischen Grundschulen und Kindertagesstätten gepackt und verteilt. Und schöne selbst gemachte Laternen konnten die Kinder obendrein präsentieren.

In Xanten ist es gute Tradition, dass sich Kinder und Eltern am Martinstag auf dem Marktplatz treffen und gemeinsam zum Archäologischen Park gehen, wo das Martinsspiel aufgeführt wird. In diesem Jahr musste darauf verzichtet werden. Aber die Kinder der Viktor-Schule wollten es sich nicht nehmen lassen, den Heiligen Martin zu ehren. Also schlüpften die Schüler der Klasse 4c in die passenden Kostüme und führten für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die Geschichte des Sankt Martin auf. Selbst ein Pferd bauten sie in ihren Auftritt ein: ein Holzpferd. Außerdem lasen und bastelten die Kinder gemeinsam – und sie aßen natürlich einen leckeren Weckmann. „Hoffentlich leuchten alle mit viel Liebe gebastelten Laternen noch lange in den Häusern, bringen Licht in die Dunkelheit und verbreiten die Botschaft: Wir teilen und helfen in der Not“, schreibt die Schulleitung. „Und im nächsten Jahr, da sind wir ganz zuversichtlich, wird es wieder einen tollen Martinszug durch die historische Altstadt geben und auch die beiden Seniorenheime und das St.-Josef-Hospital können sich auf einen Besuch vom Bischof Martin und den Kindern der Viktor-Schule freuen.“

Der Förderverein des Kindergartens St. Michael in Menzelen-West bleibt auch in schwierigen Zeiten aktiv. Gerade in der aktuellen Zeit war es dem Förderverein sehr wichtig, den Kindern im Rahmen der eingeschränkten Möglichkeiten ein wenig Ablenkung zu bieten.

„Der St. Martin hat uns trotzdem was gebracht!“ Froh und dankbar schallte es aus den Kehlen der Kinder, als sie mit ihren selbst gebastelten Martinslaternen die Martinstüten des Fördervereins in Empfang nahmen. Die Kindergartenkinder freuten sich riesig über die Leckereien, den Weckmann, das Ausmalbild sowie den Zettel mit den Martinsliedern.

Der Vorstand des Fördervereins möchte mit dieser „kleinen Martinstüte ein ganz klein wenig dazu beitragen, das Fest des heiligen Reitersmannes zumindest zu Hause in den eigenen vier Wänden mit der Familie feiern zu können“, hieß es.

Selbst die Initiatoren der leuchtenden Martinstage in Sonsbeck sind erstaunt darüber, wie viele Menschen ihre Häuser geschmückt haben. Der St.-Martin-Verein und die Kirchengemeinde St. Maria Magdalena riefen zwar gemeinsam dazu auf. Mit mehr als 80 Teilnehmern rechneten sie aber nicht. „Es ist zudem erstaunlich, wie viele Häuser auch unangemeldet geschmückt sind, und sei es nur mit ein paar Kerzen“, so Mitorganisatorin Marita Gesthüsen. Besondere Hingucker sind das Kastell und Rathaus. Die geschmückten Fenster veranschaulichen neben der Martinsgeschichte auch die Botschaft: „Freude teilen trotz Corona“.

Den Waldzwerge-Kindergarten in Marienbaum besuchte Sankt Martin sogar hoch zu Roß. Dafür hatten die Marienbaumer Hans Gerads (Bäckerei), Marc van Loock (Firma Sindbad) und Dieter Kluth (Ingenieurbüro) gesorgt, die den Kindern trotz des ausfallenden Zuges eine Freude bereiten wollten. Als heiligen Reitersmann konnten sie Bernhard Jordans gewinnen. Besucht wurden auch die Grundschule in Marienbaum, der Kindergarten St. Maria Himmelfahrt und das Betreute Wohnen.