Auswirkungen in Xanten, Rheinberg und Alpen Coronavirus schränkt öffentliches Leben drastisch ein

Niederrhein · Wegen der Ausbreitung des Coronavirus steht NRW vor einer beispiellosen Lahmlegung des öffentlichen Lebens: Schulen schließen, Altenheime schränken den Besuch ein, Vereine sagen Termine ab oder verschieben sie. Eine Übersicht für Xanten, Rheinberg und Alpen.

 Wer das Haus am Stadtpark in Xanten besucht, muss sich seit zwei Wochen schon die Hände desinfizieren.

Wer das Haus am Stadtpark in Xanten besucht, muss sich seit zwei Wochen schon die Hände desinfizieren.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Es geht kaum noch etwas am Niederrhein. Um das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus zu minimieren, werden Veranstaltungen abgesagt und Einrichtungen geschlossen, auch in Alpen, Rheinberg, Sonsbeck und Xanten. Unter anderem Xantens Bürgermeister Thomas Görtz rief alle dazu auf, „Veranstaltungen und Feste dahingehend kritisch zu prüfen, ob sie in der aktuellen Situation wirklich zwingend notwendig sind“. Und er bat, „insbesondere auf ältere, alleinstehende und gegebenenfalls hilflose Personen im persönlichem Umfeld zu achten“. Eine Auswahl der Folgen durch Corona auf das öffentliche Leben.

VEREINE
Die Borussia in Veen wollte am Sonntag in einer Woche mit einem „Gottesdienst in der Kneipe“ an eine alte Tradition anknüpfen und so ins Jahr des 100-jährigen Bestehens starten. Daraus wird jetzt nichts. Das Hochamt findet am Sonntag, 22. März, in der Kirche St. Nikolaus statt. Die Pfarrgemeinde St. Ulrich hat für Sonntag, 15. März, ihre Pfarrversammlung auf der Bönninghardt gestrichen, wo die anstehenden Änderungen im Pastoralplan erörtert werden sollten. Auch die Familienwallfahrt am 21. März ist gestrichen.

VERANSTALTUNGEN

Zahlreiche Veranstaltungen wurden abgesagt, so auch der „Frühling in Sonsbeck“ am 29. März. „Wir haben intensiv überlegt, mit welchen gefährdungsmindernden Maßnahmen man den Markt stattfinden lassen könnte. Aber alle durchgespielten Varianten bargen ein für uns immer noch zu hohes Restrisiko für die zu erwartenden Besucher“, erklärte der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Rainer Vermöhlen. In den vergangenen Tagen war auch der Ostermarkt in Xanten abgesagt worden. Eine Übersicht über weitere Absagen in Xanten finden Sie hier.

SENIORENHEIME

Marienstift in Alpen „Ich möchte das Haus nicht schließen, sondern ein Mindestmaß an Normalität für unsere Bewohner bewahren“, sagte Geschäftsfüher Anderas Heßeling. Doch auch hier gilt: Mit Besuchen sollte man sich zurückhalten. Pflege und Gesundheit der Bewohner hätten Priorität.

St.-Thekla-Altenwohnheim in Rheinberg Das Seniorenheim appelliert an Angehörige der Bewohner, auf Besuche zu verzichten, sagte Einrichtungsleiterin Ute Elsner. „Wir versuchen aber den Alltag für unsere Bewohner sonst so normal wie möglich zu gestalten.“ Da sich die Lage täglich ändert, werde auch in St. Thekla täglich aufs Neue entschieden, was zu tun ist.

St.-Elisabeth-Haus in Xanten Das Seniorenzentrum schränkt den Zugang drastisch ein, wie der Träger, die Karl-Leisner-Gesellschaft, mitteilte. Dadurch solle die Gesundheit der Bewohner und Mitarbeiter geschützt werden. Der Besuch werde deshalb unterbunden. „Ausnahmen sind nur in dringenden Fällen nach individueller Absprache möglich.“

Haus am Stadtpark in Xanten Angehörige müssen den Haupteingang benutzen sowie unter Aufsicht die Hände waschen und desinfizieren. Fremde, sagt Sabine Wassermann aus der Verwaltung, werden nicht hereingelassen. Für meist ältere Gäste aus der Umgebung gibt es keine Mahlzeiten mehr.

SCHULEN

Die neue Situation stellt Schulen und Eltern vor eine Herausforderung. Von Montag an ruht der Unterricht. Grundsätzlich wird am Montag und Dienstag noch eine Betreuung angeboten – um den Eltern zwei Tage Zeit zu geben, sich auf die Situation einzustellen. Teilweise wird auch an den folgenden Tagen eine Not-Betreuung angeboten. Während die Schüler zu Hause bleiben, sollen sie Aufgaben bearbeiten, die ihnen von der Schule gestellt werden. Im Einzelnen informieren die Schulen die Eltern, wie es vor Ort konkret aussieht. Einige Beispiele.

Sekundarschule in Alpen Bis einschließlich Dienstag können Eltern ihre Kinder zur Schule schicken. Eine Betreuung zu den üblichen Unterrichtszeiten ist gewährleistet. Am Mittwoch beginnen dann die Osterferien. Für Schüler, deren Eltern beispielsweise im Gesundheitswesen arbeiten und eine Kinderbetreuung nicht anders sicherstellen können, wird es ein Betreuungsangebot geben. Bedarf muss in dem Fall unbedingt im Sekretariat angemeldet werden. Am Montagmorgen will die Verwaltungsspitze das weitere Vorgehen besprechen.

Europaschule in Rheinberg Am Montag und Dienstag werden alle Lehrer in den Schulen anwesend sein, damit es eine Betreuung gibt. „Unsere Schule wird in den kommenden Wochen aber auf Formen des E-Learnings setzen“, teilte die Schule mit. Eine wichtige Botschaft für die Jahrgangsstufe 13: Die Termine der Abiturprüfungen werden eingehalten.

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Foto: dpa/Arne Dedert

Amplonius-Gymnasium in Rheinberg Für Montag und Dienstag gilt folgende Übergangsregelung: Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf diese Situation einzustellen, können sie bis einschließlich Dienstag aus eigener Entscheidung ihre Kinder zur Schule schicken. Die Schulen stellen an diesen beiden Tagen während der üblichen Unterrichtszeit eine Betreuung sicher (bis 13.15 Uhr). Ab Mittwoch wird es eine Notfallbetreuung für Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 geben, deren Eltern in unverzichtbaren Funktionsbereichen – insbesondere im Gesundheitswesen – arbeiten und die keine alternative Betreuung ermöglichen können.

Stiftsgymnasium in Xanten Am Montag und Dienstag wird eine Betreuung bis 13 Uhr angeboten. Für die Kinder in der 5. und 6. Klasse wird es auch in der Folgezeit bis zu den Osterferien ein Betreuungsangebot geben. Sollte die Schule auch nach den Osterferien geschlossen bleiben, werden nach jetzigem Stand die Abiturklassen trotzdem entsprechend dem vorliegenden Terminplan geschrieben. Die Schulleitung kündigte an, dass den Schülern über das digitale, schulinterne System XChange Aufgaben gestellt werden. „Wir erwarten, dass die Aufgaben von den Schülern in der Zeit der Schulschließung gewissenhaft zu Hause bearbeitet werden.

Marienschule Xanten Sie bleibt von Montag an geschlossen. Der Unterricht soll dennoch weiter gehen. „Wir beabsichtigen, dass unser Unterricht online fortgesetzt wird“, teilte die Marienschule mit. Dafür werde die digitale Lernplattform „Schulbistum“. „Mit Hilfe dieses geschützten Onlineportals können wir Unterrichtsmaterialien zum Download bereitstellen, Aufgaben stellen und auch die Arbeitsergebnisse einsammeln.“ Die Aufgaben würden sich nach dem Stundenplan richten. „An den entsprechenden Tagen müssen sie mit Aufgaben rechnen und werden sie bearbeiten.“

Hagelkreuzschule Lüttingen Die Schulleitung hat die Eltern am Freitag auf ihrer Homepage darüber informiert, dass die Hagelkreuzschule vom 16. März bis zum 3. April geschlossen bleibt. Für Montag und Dienstag werde es eine Übergangsregelung geben. „Nur an diesen beiden Tagen bieten wir eine Notfallbetreuung für Kinder an, deren Betreuung nicht anderweitig gesichert werden kann.“ Diese Notbetreuung könne bis 13.10 Uhr genutzt werden. Das Angebot richte sich an Kinder von Eltern, „die in unverzichtbaren Funktionsbereichen – insbesondere im Gesundheitswesen – arbeiten.“ Während die Schule geschlossen bleibt, sollen die Kinder trotzdem etwas lernen. Von den Klassenlehrern würden Arbeitspläne erstellt, die auf der Homepage der Schule veröffentlicht würden, erklärte die Schulleitung. „Diese Aufgaben sollen Ihre Kinder in der Zeit der Schulschließung bitte gewissenhaft zu Hause bearbeiten.“


TAFELN

Die Tafeln spüren die Folgen der Hamster-Käufe der vergangenen Wochen: Bei ihnen kommen weniger Lebensmittelspenden an, wie Gudrun Rieberer von der Tafel in Xanten berichtet. Es fehlten zum Beispiel Nudeln, haltbare Milch, Zucker und Mehl. Wenn in den Supermärkten und den Discountern die Regale leer gekauft würden, bliebe auch nichts übrig, was an die Tafeln gegeben werden könne, erklärt sie. Die Einbußen schätzt sie auf bis zu einem Drittel, sodass sie weniger Lebensmittel auf die rund 200 Abholer – Rentner, Arbeitslose oder andere bedürftige Menschen – aufteilen könnten.

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Foto: dpa/Fabian Strauch

In Rheinberg wird am nächsten Dienstag nur einzelne „Notfalltüten“ ausgeben. Das Helfer-Team um Koordinatorin Tanja Braun steht aber ab Mittag am Pfarrheim St. Anna bereit. Ab 12 Uhr werden Menschen mit Behinderung bedient, ab 13 Uhr Senioren, an 14.30 Uhr alle anderen. Auch die Lebensmittel-Ausgabestelle für bedürftige Menschen bekommt den Rückgang an Spenden zu spüren. „Wir können Lebensmittelspenden jetzt sehr gut gebrauchen“, unterstreicht Tanja Braun. Sie und ihr Team nehmen insbesondere haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Tee, aber auch Hygineartikel entgegen.

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