Zu viele Anmeldungen in Marienbaum Politik streitet über Status als Konfessionsschule

Xanten · Marienbaum hat eine Katholische Grundschule. Die SPD fordert die Aufhebung des Prädikats Bekenntnisstandort. Die CDU warnt vor den Folgen für die Hagelkreuzschule in Lüttingen und sagt: Allein die Eltern sollen entscheiden.

 Die Katholische Grundschule in Marienbaum: Die SPD fordert, dass der Status als Bekenntnisstandort aufgehoben wird.

Die Katholische Grundschule in Marienbaum: Die SPD fordert, dass der Status als Bekenntnisstandort aufgehoben wird.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die SPD-Fraktion in Xanten spricht sich dafür aus, dass der Grundschulstandort in Marienbaum seinen Status als Bekenntnisstandort katholischer Konfession verliert. Deshalb fordert sie, dass der Stadtrat die Einleitung eines sogenannten Bestimmungsverfahrens einleitet. Der Schulausschuss berät in seiner Sitzung am Dienstag, 15. Februar, darüber und gibt eine Empfehlung ab. Der Stadtrat stimmt schließlich am Dienstag, 8. März, über den Antrag der SPD ab.

Mit ihrer Forderung reagieren die Sozialdemokraten auf die Situation in Marienbaum. Für das nächste Schuljahr wurden mehr Kinder angemeldet, als es Schulplätze gibt. Deshalb müssten zahlreiche Mädchen und Jungen abgelehnt werden, sollte keine zweite Eingangsklasse gebildet werden (auch darüber beraten Ausschuss und Stadtrat am 15. Februar und 8. März). Da es sich bei der Grundschule in Marienbaum um einen Bekenntnisstandort handelt, würde zunächst die katholische Religionszugehörigkeit darüber entscheiden, welche Kinder angenommen würden. Andere Kriterien wie Schulweg und Geschwisterkinder würden erst berücksichtigt, wenn anschließend noch Plätze frei sind.

Die Xantener CDU reagierte „mit großem Befremden“ auf den Antrag der SPD. Marienbaum besitze eine über viele Jahrhunderte gewachsene Tradition als Wallfahrtsort, schreiben die Christdemokraten in einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt. Diese Tradition sei bis in die Gegenwart hinein sichtbar und spiele für das dörfliche Leben eine überaus wichtige Rolle. „Für die CDU ist klar, dass sich die Politik schon vor diesem Hintergrund nicht anmaßen sollte, den Status der Grundschule als Bekenntnisschule in Frage zu stellen oder gar einfach abzuschaffen.“

Vor allem aber könne die Aufgabe des Prädikats „Bekenntnisschule“ in Marienbaum „nicht absehbare Folgen“ für andere Schulstandorte im Stadtgebiet haben, schreibt die CDU weiter. Die Hagelkreuzschule in Lüttingen würde als einzig verbliebene Bekenntnisschule in Xanten „vor ganz neue Herausforderungen“ gestellt. „Denn nur dort dürften dann Schuleingangskinder mit katholischem Bekenntnis nicht mehr abgewiesen werden“, warnen die Christdemokraten. „Nicht die Vereinfachung der Schulentwicklung wäre damit erreicht, wie die SPD zu wissen glaubt, sondern das Gegenteil.“ Die „ohnehin nicht geringe Nachfrage in Lüttingen“ würde weiter verschärft. „Ausbaden müssten dies am Ende die Schülerinnen und Schüler, und zwar nicht zuletzt auch jene, die im Augenblick noch in Marienbaum zur Schule gehen können.“

Deshalb setze sie ausschließlich auf das Votum der Eltern, schreibt die CDU. Laut Schulgesetz könnten nicht nur Politik oder Schulträger, sondern auch die Eltern einen Antrag zur Frage der Bekenntnisschule formulieren. „Insofern sollte nach Auffassung der CDU ein solcher Antrag – wenn überhaupt – nur von der Elternschaft gestellt werden“, schreiben die Christdemokraten. „Wir jedenfalls wollen in Fragen des Bekenntnisses niemanden bevormunden und deshalb auch nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg ein Verfahren dieser Art anstoßen.“ Deshalb werde die CDU im Schulausschuss und im Rat beantragen, dass allein die Eltern über die Einleitung eines solchen Verfahrens und damit über den Status der Grundschule in Marienbaum entscheiden sollen.

Sollte das Verfahren – von wem auch immer – eingeleitet werden, würden die Eltern über die Schulart abstimmen. „Eine Änderung der Schulart ist nur in einem formellen Verfahren mit einem hohen Grad an Zustimmung seitens der Elternschaft möglich“, erklärte die Verwaltung. Für die Beratungen der Politik beschrieb sie die möglichen Folgen, sollte Marienbaum kein Bekenntnisstandort mehr sein: Dann würden zwar dieselben Aufnahmekriterien angewandt wie in Xanten, unter anderem die Entfernung zur Schule, Geschwisterkinder und die Betreuung in Schulortnähe. Aber für alle Kinder aus Xanten wäre die Hagelkreuzschule in Lüttingen die nächstgelegene Katholische Grundschule. Dort seien dann die gleichen Schwierigkeiten denkbar wie zurzeit in Marienbaum. „Sprich alle angemeldeten katholischen Kinder hätten dann in Lüttingen einen vorrangigen Aufnahmeanspruch mit den entsprechenden Konsequenzen.“ Die Verwaltung wies aber auch darauf hin, dass sich die für das kommende Schuljahr in Marienbaum auftretende Situation ohne eine Anpassung „in den nächsten Jahren wiederholen“ könne, „zumindest solange die Kinderzahlen so hoch sind“.

(wer)
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