Geschäftsaufgabe nach fast 50 Jahren Schlussakkord für das Musikhaus Heintz
Xanten · Nach dem Tod von Eigentümer Kurt Heintz junior räumt das Familienunternehmen nach fast 50 Jahren sein Lager. Begonnen hatte es Anfang der 70er Jahre ganz klein mit wenigen Instrumenten und 30 Quadratmetern Geschäftsfläche.
Das Musikhaus Heintz hatte in Xanten und Umgebung einen guten Namen. Fast 50 Jahre lang hat es Musikinstrumente und -zubehör angeboten, viele Menschen ab vier Jahre haben hier Kurse besucht und das Musizieren gelernt. Doch nun wird das alte Familienunternehmen Ende Mai seine Türen schließen. Nach dem Tod von Kurt Heintz junior wird Angelika Heintz das gleichnamige Musikhaus an der Heinrich-Lensing-Straße aufgeben.
Anfang der 70er Jahre war die Familie mit Kurt Heintz senior von Weeze nach Xanten gezogen und hatte zunächst neben der Schmiede an der Marsstraße ein Lädchen eröffnet. „Es war eher ein Shop, weil es doch mit höchstens fünf mal sechs Metern so klein war“, erinnert sich Ehefrau Käthe Heintz.
Der Start war bescheiden, Kurt Heintz senior gehörte noch einem Menschenschlag an, der lieber klein begann, um daraus etwas Großes werden zu lassen. „Wir hatten nicht viel Geld. Er wollte keine Schulden machen“, erzählt Käthe Heintz von den Anfängen des Geschäfts. So beschränkte sich das Angebot zu Beginn auf vier Akkordeons, etwa zehn Klassikgitarren und drei Orgeln. „Viel mehr hätte auch gar nicht in den Raum hineingepasst.“
Später, als die Polizeiwache den Neubau nahe des Rathauses bezog, siedelte das Musikhaus in die so frei gewordenen Räume einige Meter weiter in Richtung Innenstadt, dort wo heute das El Dorado Spezialitäten anbietet. Hier gab es dann auch ausreichend Platz, um im Keller Unterrichtsräume für Musikkurse einzurichten. In einer Garage war die Werkstatt untergebracht. „Er konnte alles Mechanische reparieren und war einer der wenigen, die ein Akkordeon komplett instand setzen konnten“, sagt heute Enkel Sebastian über den Firmengründer.
Es folgten zwei weitere Umzüge, zuerst ins Gewerbegebiet Maulbeerkamp Mitte der 90er Jahre, im Jahr 2012 dann zur Heinrich-Lensing-Straße. Dort hatte seit rund zehn Jahren ein rund 400 Quadratmeter großes Geschäftslokal leer gestanden, seitdem die Supermarktkette Rewe den Standort aufgegeben hatte. „Wir haben in kürzester Zeit komplett alles umgebaut und erneuert“, erklärt Sebastian Heintz, „für ein Musikgeschäft war richtig viel Platz.“ So konnte Kurt Heintz junior, nach und nach das Sortiment an Musikinstrumenten erweitern; Klavier, Schlagzeug, Trompete und Saxophon sowie Lautsprecher kamen zum Beispiel hinzu.
20 Jahre lang hat das Musikhaus auch die Veranstaltungstechnik der Sommerfestspiele im Archäologischen Park Xanten übernommen und Sängergrößen wie René Kollo, José Carraras, Montserrat Caballé und Ivan Rebroff mit dem richtigen Klang versorgt. Für die Aufführungen hatte Kurt Heintz junior zudem eine kurze Melodie komponiert, die die Besucher zu ihren Plätzen rief.
Zu den Höhepunkten der Geschäftsgeschichte gehört sicherlich der unerwartete Besuch einer der international bekanntesten deutschen Rockbands. „Vor dem Auftritt von ,Wetten dass’ in der Arena des Archäologischen Parks war das Schlagzeug der Scorpions kaputt. Die Band stand dann plötzlich im Geschäft, weil sie ein neues benötigte“, erzählt Sebastian Heintz.
Er selbst kann das Geschäft nicht übernehmen und weiterführen. Zum einen habe er als ausgebildeter Tontechniker eine Festanstellung bei einem renommierten Unternehmer für Veranstaltungstechnik. Zum anderen sei er auch kein Musikalienhändler.