Xanten Abschied in Xanten: Oma Schmitt macht mit 70 Schluss

Neukirchen-Vluyn/Xanten · Die älteste Teilnehmerin kommt aus Neukirchen-Vluyn. Am 2. September hört sie auf.

 Heide Schmitt aus Neukirchen-Vluyn wird mit der Startnummer 70 in Xanten über die Draxi-Distanz nochmals alles geben.

Heide Schmitt aus Neukirchen-Vluyn wird mit der Startnummer 70 in Xanten über die Draxi-Distanz nochmals alles geben.

Foto: Heide Schmitt

Heide Schmitt hat eine Entscheidung getroffen. Wenn am ersten Sonntag im September wieder rund 1500 Sportler dafür sorgen, dass das kleine Dorf Wardt zum Mekka der Triathleten wird, dann macht die Seniorin aus Neukirchen-Vluyn Schluss. Sie geht über die Draxi-Distanz (500 Meter schwimmen, 18 Kilometer Rad fahren und 5 km laufen) an den Start – es wird ihr letzter Triathlon sein. Und dass sie die Startnummer 70 tragen wird, hat einen guten Grund: Die Rentnerin ist im März 70 geworden. Und Schmitt geht davon aus, dass sie vermutlich als Letzte ins Ziel kommt.

„Ich bin langsamer geworden. Aber das ist mir egal“, sagt Schmitt und lacht. 22 bis 23 Minuten kalkuliert sie für die Schwimmstrecke, 45 bis 50 Minuten jeweils fürs Radfahren und Laufen ein. „Ein paar Trias werden dich begleiten“, hat ihr Schwimmtrainer Jörg Fritsch in der Glückwunschkarte zu ihrem 70. Geburtstag geschrieben. Sie freut sich darüber, ist auch auf die „Überraschung“ am 2. September gespannt, die die „Trias“ auf der Karte angekündigt haben. „Ich hoffe nicht, dass ich traurig sein werde, aber es kann natürlich passieren“, sieht Heide Schmitt mit gemischten Gefühlen ihrem letzten Wettkampf entgegen.

Dass sie den Sport komplett an den Nagel hängen und sich fortan überhaupt nicht mehr schwimmend, laufend oder auf dem Fahrrad fortbewegen wird, ist aber unwahrscheinlich. Nur Wettkämpfe, die möchte sie nicht mehr bestreiten – der eigenen Gesundheit zuliebe. „Die Knochen machen es nicht mehr“, sagt sie und meint vor allem ein Knie, das Probleme bereitet. Seit vielen Jahren schon: ein Kreuzbandriss beim Fußballspielen. Seither wird das Knie nur noch von einem Band gehalten, was Schmitt allerdings nicht davon abhielt, 1995 in Berlin ihren ersten und 2008 auch ihren letzten Marathon zu laufen.

Denn eigentlich kommt sie „vom Laufen“, hatte 1985 damit angefangen, „um Stress abzubauen. Es tut so gut, wenn man sich bewegt.“ Seit 1995 ist die Mutter von zwei Söhnen und zweifache Oma Mitglied im AS Neukirchen-Vluyn und hat 2003 beschlossen, es nicht beim Laufen zu belassen, sondern sich die Ausdauer-Sportart Triathlon vorzunehmen. Immer über die kurze Distanz. „Ich hatte nie den Ehrgeiz, mehr zu machen.“ Trainiert hat sie immer abends, nach Feierabend, jeden Tag.

Sport war ihr immer wichtig, schon in der Schule. „Ich glaube, ich war darin auch immer ganz gut“, erzählt sie und stapelt vermutlich tief. Denn eigentlich gibt es außer Ballsportarten kaum etwas im Leben, was die 70-Jährige nicht macht oder schon einmal gemacht hat. Sie segelt gemeinsam mit ihrem Mann, fährt mit dem jüngeren Sohn (41) Mountainbike, legt dieses Jahr zum 40. Mal die Prüfung fürs Sportabzeichen ab, wird auch weiterhin beim Lauftreff im AS Neukirchen-Vluyn dabei sein und schwimmen gehen, im Freizeitbad in Vluyn oder auch im Lohheider See. Dabei sind 1000 Meter für Schmitt kein Problem, die legt sie noch locker zurück. Auch mit 70.

Und vielleicht kann Thorsten Hitfeld, mit dem sie beim AS immer Radfahren trainert (hat), sie ja doch überreden, nächstes Jahr noch einmal nach Hamburg zu den Cyclassics zu fahren. So wie am 19. August, als sie zum ersten Mal dabei war und mit dem Rennrad die kleinste Distanz (60 Kilometer) gefahren ist. „Ich bin angekommen“, sagt sie mit stolzer Stimme.

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