Ärger in Xanten Bauern durchpflügen Blühstreifen

Am Alleenradweg gehört der Stadt Xanten ein neun Meter breiter Streifen. Doch die angrenzenden Felder werden über die Grundstücksgrenzen hinaus bewirtschaftet. Das gefährdet die Bäume und reduziert den Lebensraum für Insekten.

 Johan Mooij (l.) und Volker Steck vom Bund für Umwelt- und Naturschutz kritisieren, dass Landwirte zu nahe an den Bäumen den Boden umpflügen.

Johan Mooij (l.) und Volker Steck vom Bund für Umwelt- und Naturschutz kritisieren, dass Landwirte zu nahe an den Bäumen den Boden umpflügen.

Foto: ja/Kummer, Peter

Mehr als 150 neu gepflanzte Bäumchen säumen den Alleenradweg auf der früheren Bahntrasse von Xanten in Richtung Marienbaum. Doch wie lange noch?, fragen sich Volker Steck und Johan Mooij vom Bund für Umwelt- und Naturschutz. Denn an vielen Stellen haben Landwirte das Erdreich bis nahe an die noch dünnen Stämmchen umgepflügt. „So kann das Wurzelwerk beschädigt werden, und die Bäume finden, wenn sie größer sind, auf Dauer keinen Halt mehr. Sie gehen kaputt“, sagt Steck besorgt. Außerdem gehe dadurch wertvoller Boden verloren, auf dem eigentlich Blumen Insekten anlocken sollten. Allein entlang dieses Radwegs seien für diesen Zweck mehrere Hektar zweckentfremdet, so die Kritik. Und das auf Grund und Boden, der Eigentum der Stadt und eine Ausgleichsfläche für Baumfällungen an anderen Stellen sei.

Zum Alleenradweg gehören nach Auskunft des Liegenschaftsamtes rechts und links des Weges jeweils drei Meter Grünfläche, erläutert Steck. Daran schließen sich vielfach Felder an. Diesen Grünstreifen wollte die Stadt eigentlich von einer landwirtschaftlichen Bewirtschaftung freihalten, doch jedes Jahr schlägt Steck aufs Neue Alarm, weil er eben jedes Jahr die gleiche Beobachtung macht: Landwirte bewirtschaften den Boden über die eigene Grundstücksgrenze hinaus.

Um zu dokumentieren, wie weit der städtische Drei-Meter-Seitenstreifen ins Feld ragt, hatten Steck und Mooij jetzt eine Metallstange und ein rot-weißes Flatterband mitgebracht. Der Pflug hingegen hatte bis hart an das Ahornstämmchen den Boden umgegraben, beim Einsäen allerdings hatte der Traktor einen kleinen Bogen darum gemacht. „Ich bin ein neuer Baum für Xanten“, steht an dem dreieckigen Holzgestell, das dem Baum für die ersten Jahre Halt geben soll, geschrieben. „Doch der Baum kann sich nicht richtig entwickeln“, befürchtet Mooij. „Nicht auf Dauer. Bäume sterben langsam.“

Den beiden Männern vom Bund für Umwelt- und Naturschutz geht es nicht nur um die Bäume, sondern auch um einen natürlichen Lebensraum für Insekten in einer Zeit, in der ständig betont wird, wie wichtig der Erhalt solcher Naturräume sei. Die EU verteil haufenweise Geld an die Landwirte, um solche Blühstreifen zu erhalten, und dann werde städtisches Gelände einfach so genutzt, ärgert sich Steck. „Die Landwirte zahlen noch nicht einmal Pacht dafür.“

Am Marienbaumer Bahnhof steht das Korn schon einen halben Meter hoch. Auch hier wurde das Land viel zu nahe an den Weg bestellt. „Doch das haben wir nicht nur an dieser Stelle“, sagt Mooij. Ähnliches sei auch anderswo festzustellen.

Für Unterhaltung und Pflege der städtischen Flächen ist der Dienstleistungsbetrieb DBX zuständig. Dessen Chef Harald Rodiek hatte vor einem Jahr auf Anfrage der Redaktion gesagt, dass man „die Beschädigung von Bäumen konsequent in Form von Schadensansprüchen ahnden“ werde. Nun will er den erneut vorgebrachten Vorwürfen nachgehen. Informiert von der Redaktion, ließ er an verschiedenen Stellen den Abstand zwischen Wegrand und umgepflügter Fläche nachmessen. Bis zu 1,20 Meter haben Landwirte zu nahe an den Weg heran gepflügt. Rodiek geht davon aus, dass kein böser Wille dahinter steckt. Aber der DBX will die Bauern nun anschreiben und auffordern, die Felder nicht mehr über die eigene Grundstücksgrenze hinaus zu bewirtschaften.

2017 hatte die Stadt angekündigt, einen Teil der Streifen bearbeiten und einen breiteren Teil brachliegen zu lassen, damit natürlicher Wildwuchs und ein naturbelassener Lebensraum entstehen können. Ratsfrau Birgit Mölders (CDU) hatte schon damals die Stadt gebeten sicherzustellen, dass später nicht wieder mehr und mehr an den Radweg heran gepflügt werde.

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