Debatte um Reformpläne des Bundes Xantens Krankenhaus-Chef warnt vor Kliniksterben

Xanten · Xantens Krankenhaus-Chef Marco Plum sieht die Notwendigkeit einer Reform, befürchtet aber, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „zu wenig an den ländlichen Raum denkt“.

 Marco Plum, Geschäftsführer des St.-Josef-Hospitals, tauschte sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneter René Schneider (l.) aus.

Marco Plum, Geschäftsführer des St.-Josef-Hospitals, tauschte sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneter René Schneider (l.) aus.

Foto: Sankt-Josef-Hospital Xanten

Xantens Krankenhaus-Chef Marco Plum hat sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider über die geplante Krankenhausreform ausgetauscht. Der Geschäftsführer des St.-Josef-Hospitals befürchtet, dass sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „bei seinen Plänen sehr an die medizinische Versorgung in Metropolen orientiert und zu wenig an die Infrastruktur im ländlichen Raum denkt“, schrieb das Krankenhaus anschließend in einer Mitteilung. Schneider sagte demnach zu, dass er bei deinen SPD-Kollegen im Bundestag um Unterstützung werben wolle: „Dazu werde ich Kontakt zu anderen Abgeordneten aufnehmen, die ebenfalls ländliche Regionen vertreten.“

Eine Krankenhausreform sei notwendig, sagte Plum. Doch sie werde nicht von heute auf morgen umzusetzen sein. „Was ist mit einer Übergangszeit?“, fragte er und warnte, dass Krankenhäuser mit gemeinnützigen Trägern wie das St.-Josef-Hospital besonders betroffen sein könnten. Sie müssten die Defizite selbst tragen und könnten „pleite gehen“, im Gegensatz zu kommunalen Häusern, deren etwaigen Defizite über die kommunalen Haushalte abgedeckt würden. Diese Unterstützung fehle den gemeinnützigen Häusern, die gerade im ländlichen Raum „das Rückgrat der Versorgung“ darstellten.

Plum konfrontierte Schneider mit einem Zitat von Lauterbach, wonach „leider auch Kliniken sterben werden, die gar nicht mal so schlecht sind“. Er befürchte, sagte Plum, dass der Bundesgesundheitsminister ein Krankenhaussterben billigend in Kauf nehme. Schneider erwiderte, dass er die Aussage eher optimistisch interpretiere: Ohne Reform drohten viel mehr Krankenhausschließungen, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete laut der Mitteilung des Krankenhauses.

„Das Sankt-Josef-Hospital hat sich in den letzten Jahren fortwährend weiterentwickelt und sein medizinisches Angebot klar strukturiert, an Qualitätszielen ausgerichtet und sieht sich medizinisch und wirtschaftlich gut aufgestellt“, betonte Plum. Er verwies aber auch auf Rechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wonach den Krankenhäusern 2023 bundesweit voraussichtlich ein Defizit von rund zehn Milliarden Euro droht. Dazu nannte Plum ein Beispiel aus seinem Haus. „Verschiedene Dienstleister haben die Preise um 30 Prozent erhöht mit der Begründung gestiegener Löhne, Energie- und Transportkosten.“ Weder für die gestiegenen Sach- und Energiekosten, noch für die Personalkosten gebe es aber eine kostendeckende Refinanzierung für die Krankenhäuser, kritisierte Plum.

Deshalb habe es bereits einen Aktionstag unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ gegeben. Die Sicherstellung der „qualitativ hochwertigen Versorgung im ländlichen Raum“ gelinge nur, wenn schon jetzt in der Übergangsphase die Finanzierung der Kostensteigerungen übernommen werde, warnte Plum. Bis sich eine „wohl überlegte Krankenhausreform“ positiv auswirke, müsse „eine Durststrecke ohne Krankenhaussterben überwunden werden“, forderte Xantens Klinikchef.

(wer)
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