Kabarettistin aus Xanten Ingrid Kühne macht jetzt auch Podcasts

Xanten · „Nur ma so“ heißt der neue Podcast von Ingrid Kühne. Eine halbe Stunde spricht die Xantener Kabarettistin über Themen wie Männer, Kinder und die Royals. Was die Zuhörer noch alles erwartet.

 Für ihren Podcast zieht sich Ingrid Kühne etwas Schickes an, auch wenn normalerweise niemand sie sieht. „Aber für mich ist das so wie ein Auftritt.“ Und da habe sie ja auch etwas Anständiges an, sagt die Kabarettistin.

Für ihren Podcast zieht sich Ingrid Kühne etwas Schickes an, auch wenn normalerweise niemand sie sieht. „Aber für mich ist das so wie ein Auftritt.“ Und da habe sie ja auch etwas Anständiges an, sagt die Kabarettistin.

Foto: Ingrid Kühne

Ingrid Kühne nimmt kein Blatt vor den Mund. Und am liebsten nimmt sie ihre Liebsten aufs Korn: Ehemann Ralf und Sohn Sven. Auch in ihrem ersten Podcast „#1 Nur ma so“ liefern die beiden der Kabarettistin wieder genug Stoff, um eine halbe Stunde „dumm Zeug quatschen“, wie sie sagt. Ohne Manuskript, nie unter der Gürtellinie und in typisch niederrheinischem Dialekt spricht sie. Mit „wat“ und „dat“ statt „was“ und „das“. Das erste Mal ging sie am 13. März „auf Sendung“, das zweite Mal will sie am 27. März wieder 30 Minuten „sabbeln“. Kühne: „Ich hab‘ ja sonst nichts zu tun.“ (Den Podcast finden Sie hier).

Sie sitzt dabei in ihrer Küche, auf der Eckbank, in der Hand ein Mikrofon. Michael Gerhold, Chef der Künstler- und Eventagentur Ahrens in Köln, hat ihr das nötige Equipment eingerichtet. „Ich hab’ von so was doch keine Ahnung“, gibt sie zu, „mit technischen Sachen tue ich mich schwer.“ Dafür kann sie etwas, was andere nicht können: Menschen mit ihren Geschichten aus dem Alltag zum Lachen bringen. „Ich mach‘ das für mich, weil ich da einfach Spaß dran habe. Ich sitz’ dann hier richtig schick angezogen, auch wenn mich keiner sieht. Aber für mich ist das so wie ein Auftritt.“ Und da habe sie ja auch etwas Anständiges an.

Podcast: Bislang ein Wort, mit dem die Kabarettistin nichts anfangen konnte. „Aber kommste ja heutzutage nicht dran vorbei.“ Dass sie sich für ihren ersten Auftritt im Netz ausgerechnet den 13. März aussuchte, hatte einen guten Grund: „Genau vor einem Jahr wurde mein erster Auftritt abgesagt. In Weeze. Wegen Corona.“ Das letzte Mal stand sie am 8. März 2020 auf einer Bühne. In Bocholt, in der Alten Kellnerei, „Karneval war da gerade rum.“

Wer ihr zuhören möchte, muss nichts bezahlen. „Ich war lange der Meinung, dass das Geld kostet. Und viele meinen, ich verdien‘ da dran. Stimmt aber nicht, ich krieg da keinen Cent für.“ Für ihren Podcast hat sich die 53-Jährige extra Sounds im Netz runtergeladen. „So Jingles, Lacher, Applaus“. Da brauche sie nur auf einen „Knopp“ zu drücken, dann werden sie abgespielt. „Mach‘ ich manchmal auch vorm Fernseher, wenn ich einen Schauspieler toll finde“. Was Ehemann Ralf gar nicht so lustig finde. Aber der Mann, mit dem sie seit 26 Jahren verheiratet ist, ist das gewohnt, dass er genau wie Sohn Sven immer wieder für Ingrid Kühnes Alltagsgeschichten herhalten muss. Aber das sei für ihn okay. „Solange ich nichts sagen muss oder fotografiert werde, ist alles gut“, sei seine Devise. Ähnlich sehe das Sven. Der habe sich ihren ersten Podcast natürlich angehört und mit einem Satz kommentiert: „Na super, da komm‘ ich ja wieder toll weg.“

Damit sie viele Menschen auf Portalen wie Spotify, Apple, Amazon, Google erreicht, hat sich Ingrid Kühne „für ein paar Euros“ auf der Software Podigee eingekauft. „Viele Kollegen machen das“, erzählt sie. Kollegen, die im Gegensatz zu ihr existentielle Sorgen durch Corona haben. „Es ist so traurig, was da im Moment abgeht. Ich kenne viele, die zum Amt müssen, weil ihre Rücklagen aufgebraucht sind, die eigentlich fürs Alter gedacht waren.“ Sie sei froh, dass Ehemann Ralf einen festen Job hat. Denn wie alle Kleinkünstler, Schauspieler, Musiker hat auch Ingrid Kühne Termine absagen müssen, 50 bis 60 im letzten Jahr. Ein „bisken Geld“ sei zwar hereingekommen: durch einen Stream, den sie mit Kölner Büttenrednern und Karnevals-Musikern machte; durch Geschichten, die sie für den WDR einspielte; durch einen Werbespot für Edeka. Und obwohl sie keine Existenz-Sorgen hat, hat Ingrid Kühne Angst: davor, dass die kleine Kunst die Pandemie nicht überlebt. Was sie nicht nachvollziehen kann: Dass manche offensichtlich gleicher seien als andere. „Ob du unter strengen Corona-Auflagen in einer Kabarett-Sitzung sitzt und Spaß hast oder in der Kirche betest: Warum geht das eine nicht und das andere schon?“

Bisher habe sie fast nur positive Resonanz auf ihren kurzweiligen Podcast bekommen, via Facebook und Instagram, per Mail, über ihre Webseite. Aber klar, sicher gebe es auch einige Menschen, die keinen Spaß verstehen und sich ihren Podcast garantiert nicht anhören. Aber das sei ihr egal. „Neid musst du dir erarbeiten, Mitleid kriegst du geschenkt“ sagt die 53-Jährige, lacht und gibt eine zweite Lebensweisheit preis: „Alles, was Frauen machen, müssen sie doppelt so gut machen wie Männer – und das ist doch nun wirklich nicht schwer.“

Also macht Ingrid Kühne weiter, hat vorigen Samstag in ihrer Küche den zweiten Podcast eingespielt, der ab dem 27. März zu hören sein wird. Und in dem garantiert auch wieder Ehemann Ralf und Sohn Sven vorkommen. Der sei übrigens ausgezogen, erzählt Ingrid Kühne in ihrem ersten Podcast. „Na ja, nicht direkt ausgezogen. Nur nach vorne gezogen.“ In die Einliegerwohnung, die bislang vermietet war. Aber trotzdem: „Wenn du dich scheiden lässt und der Mann zieht aus, das ist Freude. Wenn das Kind auszieht, das ist was anderes. So als Mutter, da haste dich ja immer gekümmert. Und wenn du nur ein Kind hast, dann kriegt das die ganze Ladung ab.“

Auch das Interview, das die Royals Harry und Meghan gegeben haben, hat Ingrid Kühne in ihrem ersten Podcast abgefrühstückt. „Ich weiß nicht, wat ich davon halten soll. Die hat gesagt: ,Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Ich habe meinen Harry nie gegoogelt‘. Das ist doch gelogen, jeder Mensch hat doch schon seinen Partner gegoogelt. Und da will die mir erzählen, dat die dat noch nie getan hat? Nee, im Leben nicht!“

Die Kabarettistin aus Lüttingen hofft, dass die Welt die Pandemie bald im Griff hat. „Zügig ans Impfen gehen, dat fände ich jetzt gut. Weil: Ein Jahr, das reicht.“ Und wenn auch sie dann endlich wieder vor Publikum humorig ihre Geschichten aus dem (eigenen) Alltag erzählen kann, will sie versuchen, die Termine nachzuholen, die wegen Corona auf der Strecke geblieben sind. Und sie will, wenn es die Zeit zulässt, auch mit ihren Podcasts weiter machen, immer am 13. und 27. eines Monats „auf Sendung gehen“. Ihre Fans und die, die es noch werden wollen, dürfte das freuen.

https://ingrid-kuehne.podigee.io

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort