In Xanten ausgewildert Junger Seeadler fliegt wieder

Xanten · Das Seeadler-Weibchen war unterernährt gewesen, als es in einem Zaun gefunden wurde. Naturschützer päppelten das Jungtier auf und wilderten es auf der Bislicher Insel in Xanten wieder aus – dort leben seine Eltern.

 Greifvogelexperte Dirk Sindhu und Biologin Petra Sperlbaum lassen den Seeadler auf der Bislicher Insel wieder frei.

Greifvogelexperte Dirk Sindhu und Biologin Petra Sperlbaum lassen den Seeadler auf der Bislicher Insel wieder frei.

Foto: Peter Malzbender (Nabu)

Das junge Seeadler-Weibchen, das im Juli verletzt und unterernährt an der Bundesstraße 57 in Xanten gefunden worden war, ist wieder genesen und auf der Bislicher Insel freigelassen worden. Das teilte der Kreis Wesel als Untere Naturschutzbehörde am Dienstag mit. „Dass das Seeadler-Weibchen jetzt wieder gesund und kräftig in die Natur entlassen werden kann, ist ein toller Erfolg für den Naturschutz im Kreis Wesel“, sagte Helmut Czichy vom Vorstand der Kreisverwaltung. „Die Rettung, Pflege und artgerechte Freilassung ist eine tolle Teamleistung mehrerer Naturschützer im Kreis Wesel“, ergänzte Klaus Horstmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel.

Der Greifvogel war Anfang Juli an der B 57 in Xanten-Birten gefunden worden. Er hatte sich wahrscheinlich nach einem Beuteflug – an der Straße leben freilaufende Hühner – in einem Schafsdraht verfangen. Passanten, Polizisten und Ranger des Regionalverbands Ruhr (RVR) kümmerten sich sofort um das Tier. Der herbeigerufene Falkner Karl-Heinz Peschen befreite es aus dem Draht und nahm es mit zur Greifvogelstation des Naturschutzbundes (Nabu) in Wesel, um es wieder aufzupäppeln, unter anderem mit Aufbauspritzen. Zunächst musste dem Seeadler auch feingemahlenes Wildfleischfutter behutsam über einen Schlauch in den Magen geleitet werden, weil er nicht fressen wollte. Als das junge Weibchen etwas kräftiger war, wurde es zur Bergischen Greifvogelhilfe nach Rösrath gebracht. In einer Großvolière konnte der junge Seeadler wieder Muskeln aufbauen und fliegen.

Xanten: Seeadler von der Bislicher Insel muss aufgepäppelt werden
8 Bilder

Xantener Seeadler muss aufgepäppelt werden

8 Bilder
Foto: Peter Malzbender

Nachdem der junge Greifvogel genesen war, wurde er auf der Bislicher Insel in Xanten freigelassen. Dort war er im Frühjahr geschlüpft. Er ist eines von drei Jungtieren, die das Seeadler-Pärchen der Bislicher Insel in diesem Jahr bekommen hat. Die Eltern und Geschwister seien auch schnell auf das junge Seeadler-Weibchen aufmerksam geworden, als sie es auf die Bislicher Insel brachten, erklärte Peter Malzbender, Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe Wesel. Die Altvögel hätten das Jungtier schon aus einigen Hundert Metern Entfernung entdeckt und nach ihm gerufen. Bald seien sie mit den beiden Jungtieren in einigem Abstand über ihnen gesegelt. Das sei eine erste Kontaktaufnahme gewesen. Später, als er selbst wieder auf der Bislicher Insel gewesen sei, habe er alle drei Jungtiere in unmittelbarer Nähe zueinander gesehen. Die Zusammenführung scheine also geglückt zu sein, sagte Malzbender. Der staatlich geprüfte Greifvogelpfleger hatte den Seeadler zusammen mit seiner Kollegin Petra Sperlbaum sowie dem RVR-Ranger Ulrich Gräfer und dem Leiter der Bergischen Greifvogelhilfe, Dirk Sindhu, zur Bislicher Insel gebracht.

Als der junge Seeadler gefunden worden war, habe sich das Tier in einer lebensbedrohlichen Lage befunden, erklärte Malzbender weiter. Zwar seien beim Röntgen keine Brüche festgestellt, aber später sei ein Hämatom entdeckt worden, das sich das Tier wahrscheinlich bei einem Zusammenstoß zugezogen haben könnte. Durch die Verletzung habe der Seeadler vermutlich nicht mehr jagen können und sei deshalb unterernährt gewesen. „Wir mussten blitzschnell handeln und die richtigen Schritte in die Wege leiten“, sagte Malzbender. Der Nabu habe die Expertise und das Netzwerk dazu. „Dadurch konnte das junge Seeadlerweibchen überleben, was alle Beteiligten natürlich riesig freut.“

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort