Karneval mit Xantener Kabarettistin Ingrid Kühne kommt ins Wohnzimmer

Xanten · Die Xantener Kabarettistin macht zum zweiten Mal bei Jeckstream mit: Darüber kann sich jeder die eigene digitale Karnevalssitzung für zu Hause zusammenstellen – und sie dann anschauen, wann immer er oder sie es möchte.

 „Lachen ist wichtig“, sagt Ingrid Kühne. Die Auftritte von ihr und mehr als 60 weiteren Künstlern wurden aufgezeichnet – so können sie jederzeit zur eigenen Karnevalssitzung zusammengestellt werden.

„Lachen ist wichtig“, sagt Ingrid Kühne. Die Auftritte von ihr und mehr als 60 weiteren Künstlern wurden aufgezeichnet – so können sie jederzeit zur eigenen Karnevalssitzung zusammengestellt werden.

Foto: Kay-Uwe Fischer

Die Musikband lacht schon, bevor Ingrid Kühne überhaupt etwas gesagt hat. Die Xantenerin schaut verschmitzt zu den Männern herüber. „Schön, dass die Musiker auch Spaß haben“, sagt sie in ihrem trockenen Humor. „Es ist ja sonst keiner hier.“ Zumindest nicht im Studio. Da sind sonst nur noch die Kameraleute. Dann fängt Ingrid Kühne noch einmal an: „Guten Abend!“, sagt sie zu den Menschen an den Bildschirmen und stoppt direkt wieder. „Guten Abend? Weiß man nicht.“ Also korrigiert sie sich. „Guten Tach zusammen. Schön, egal wann es jetzt auch ist.“ Sie freut sich. „Endlich wieder Bühne. Wenn auch anders.“

So geht er los, der Auftritt von Xantens bekanntester Kabarettistin Ingrid Kühne auf Jeckstream, einem Streamingdienst für den Karneval (hier geht es zur Internetseite). Das digitale Angebot ist im vergangenen Jahr als Reaktion auf die Corona-Pandemie entwickelt worden, weil alle Büttensitzungen abgesagt werden mussten. Also wurde eine digitale Alternative aufgebaut: Die Auftritte von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern wurden aufgenommen, und gegen eine Gebühr konnte sich jeder Jeck seine eigene Büttensitzung zusammenstellen, indem er die Filme und auch die Moderatoren dazu auswählte, die er zu Hause auf seinem Smartphone, Tablet, Computer oder Fernseher sehen wollte – allein oder mit der Familie oder mit Freunden.

 Ingrid Kühne beim Auftritt für Jeckstream.

Ingrid Kühne beim Auftritt für Jeckstream.

Foto: Kay-Uwe Fischer

„Eigentlich war Jeckstream als einmaliges Projekt gedacht“, berichten die Organisatoren und Ideen­geber Alexander Barth und Christoph Runkel. Aber im Laufe des Jahres hätten sie „unzählige Anfragen und Mails“ erhalten – „mit der Bitte, dieses Projekt fortzusetzen“. Die Zuschauer hätten gelernt, ihren Karneval auch digital zu konsumieren. „Man ist familiärer zusammengerückt und freut sich auf einen gemeinsamen Abend mit Bier und Mettbrötchen, Kostümen und Käseigel im heimischen Sitzungssaal.“ Deshalb werde Jeckstream fortgesetzt, als Ergänzung zum klassischen Sitzungskarneval, und für die zweite Session hätten sie noch einmal mehr Zeit und Geld in die Produktion der Auftritte gesteckt. „Das Grundprinzip bleibt jedoch, wie es ist“, erklärten Barth und Runkel. „Der Zuschauer wählt sein eigenes Sitzungsprogramm aus allen Beiträgen selbst aus, und die Künstler sind jeweils fair beteiligt!“

Mehr als 60 Comedians, Kabarettisten, Musiker und Bands machen dieses Mal mit, zum Beispiel Brings, Räuber, Kasalla und Höhner. Auch Ingrid Kühne ist wieder dabei. Sie habe erst gar nicht gewollt, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Andere Künstler seien vielleicht mehr auf den Auftritt angewiesen, wenn alles andere wieder ausfällt, habe sie sich gedacht, denn sie habe noch einen Mann, der Geld verdiene. Aber die Jeckstream-Veranstalter hätten sie immer wieder gefragt, ob sie nicht doch mitmachen wolle. Also ließ sich Ingrid Kühne überreden. Zumal die Zahl der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in diesem Jahr noch einmal gewachsen ist, sodass auch noch mehr mitmachen konnten. Und gerade ein neues Format wie Jeckstream braucht bekannte Namen, um wahrgenommen zu werden.

 es sei wirklich einfach, Jeckstream zu bedienen, sagt Kabarettistin Ingrid Kühne. Sie kenne sich mit Technik kaum aus, aber auch sie habe es hinbekommen.

es sei wirklich einfach, Jeckstream zu bedienen, sagt Kabarettistin Ingrid Kühne. Sie kenne sich mit Technik kaum aus, aber auch sie habe es hinbekommen.

Foto: Kai-Uwe Fischer

Also ging die Xantenerin wieder ins Studio. Vor der Kamera aufzutreten, ist sie gewohnt, das macht sie seit Jahren. Aber bis zur Corona-Pandemie sind auch bei den Aufzeichnungen Zuschauer dabei gewesen. Im Jeckstream-Studio nicht. Außer den Musikern und den Kameraleuten. „Es ist anders“, sagt Ingrid Kühne. „Es lacht keiner wie im Saal.“ Und sie lebe gerade vom Publikum. Ganz ohne Zuschauer aufzutreten, sei deshalb eine Umstellung. Es fühle sich komisch an, sagt Ingrid Kühne. „Aber es ist die sicherste Variante.“ Wegen der Pandemie. Also stand sie im Jeckstream-Studio weitgehend allein vor der Kamera, präsentierte eine neue Rede und hoffte, „dass auf der anderen Seite des Bildschirms auch jemand lacht“. So viel sei an dieser Stelle schon verraten: Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürften während Ingrid Kühnes Auftritt sehr oft lachen.

Im vergangenen Jahr hat sie Dutzende Nachrichten vom Jeckstream-Publikum bekommen. Es waren positive, oft auch begeisterte Reaktionen, zumal die digitale Alternative für viele Menschen eine neue Chance eröffnet: Sie selbst könnten gar nicht am Sitzungskarneval teilnehmen, selbst wenn er stattfinden würde, weil sie vielleicht in einem Altenheim wohnen und nicht mehr so gut zu Fuß sind. Oder weil sie mittlerweile in einem anderen Land leben, in den USA oder Australien, aber ihren Karneval vermissen. Durch Jeckstream könnten sie sich aussuchen, was sie sehen wollten – und wann, erklärt Kühne. „Im Saal hast Du nur die Möglichkeit, zur Toilette zu gehen, wenn Dir ein Programmpunkt nicht gefällt.“ Auf Jeckstream ist man dagegen sein eigener Programmdirektor. Man kann auch auf Pause drücken, um nichts zu verpassen, während man in der Küche Nachschub holt. Man kann sogar zurückspulen, wenn man einen Witz noch einmal hören möchte. Im Saal kann man das nicht.

(wer)
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