Demo auf Marktplatz Xantener fordern Frieden für die Ukraine

Xanten · Hunderte Menschen demonstrierten am Sonntag auf dem Marktplatz in Xanten. Zusammen sangen sie „Give Peace a Chance“. Ein Redner mit ukrainischen Wurzeln richtete einen eindringlichen Appell ans russische Volk.

Viele Teilnehmer der Demo hatten Schilder mitgebracht, auf denen sie Frieden und ein Ende des Krieges forderten und ihre Solidarität mit der Ukraine deutlich machten.

Viele Teilnehmer der Demo hatten Schilder mitgebracht, auf denen sie Frieden und ein Ende des Krieges forderten und ihre Solidarität mit der Ukraine deutlich machten.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Jaroslaw ist extra aus Düsseldorf nach Xanten gekommen, weil an diesem Sonntag hier Menschen auf die Straße gehen, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu demonstrieren. Verwandte von ihm leben im Ortsteil Birten, darüber entstand der Kontakt, und er ist gebeten worden, auch ein paar Worte zu sagen. Seine Eltern stammen aus dem osteuropäischen Land, er hat noch Angehörige dort. Er spricht daher für die Ukrainer an diesem Sonntag.

Deshalb schreiben wir seinen Nachnamen auch nicht. Darum hat er gebeten – er will seine Angehörigen in der Ukraine nicht in Gefahr bringen. Denn in seiner Rede wirft er dem „russischen Regime in Moskau“ Kriegsverbrechen und Völkermord vor, spricht von der Moskauer Besatzung der Ukraine. In Deutschland muss er deshalb keine Konsequenzen befürchten. Aber in Russland würde er dafür verhaftet. Und es lässt sich nicht ausschließen, dass seine Worte Folgen für seine Angehörigen in russisch besetzten Gebieten haben könnten.

Jaroslaw unterscheidet zwischen dem Regime um Wladimir Putin und dem russischen Volk. Alle Redner machen das, und ihre Kritik, ihre Empörung richtet sich allein gegen die Machthaber, nicht aber gegen die Menschen. „Der Feind des ukrainischen Volkes ist die Moskauer Junta“, ruft Jaroslaw. Den russischen Soldaten ruft er zu: „Ihr seid keine Befreier – ihr bringt dieser ukrainischen Nation den Tod.“ Aber er appelliert auch „an die Russen, die noch Denken können und ein Gewissen haben“. Mit ihren Steuern und Abgaben unterhielten sie „eine kriminelle Obrigkeit, die im Namen des russischen Volkes Kinder, Frauen, Männer tötet“. Eindringlich wendet er sich an die Russen: Von ihnen gingen bereits viele auf die Straße und demonstrierten gegen den Krieg. „Geht zu Hunderttausenden auf die Straßen. Ihr seid das Volk.“

Drei Privatpersonen haben die Demo an diesem Sonntagvormittag in Xanten organisiert. Vor dem Wochenende hatten sie noch so viele Vereine, Verbände, Parteien und Institutionen angeschrieben wie möglich, um ein breites Bündnis zu bilden. So kommen unter anderem Vertreter von CDU, SPD, Grünen, FBI, Fox, VdK, Städtepartnerschaftsverein, Arbeitskreis Asyl, den Pfadfindern sowie den Schülern der Gesamtschule und des Gymnasiums zum Xantener Marktplatz. Die Polizei schätzt die Anzahl der Teilnehmer auf etwa 200 Menschen. Die Organisatoren sprechen von mehreren Hundert. Es ist auf jeden Fall eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre in Xanten.

„Was können wir denn tun?“, fragt Rosie Hutner, eine der Rednerinnen an diesem Sonntag, und antwortet dann selbst: „Uns bleibt tatsächlich nur, so wie wir hier heute stehen, uns solidarisch zu zeigen – solidarisch mit den Menschen in der Ukraine, aber auch solidarisch mit den Menschen in Russland, die gegen den Krieg aufstehen.“ Sie seien gekommen, um der Ukraine zu zeigen, „dass wir hinter ihr stehen und dass wir alle möchten, dass der Krieg schnellstmöglich beendet wird“, sagt auch Carolin Schwartz, eine der Organisatorinnen der Demo.

 „Wir alle möchten, dass der Krieg schnellstmöglich beendet wird“: Demo-Mitorganisatorin Carolin Schwartz (l.) und Rosie Hutner.

„Wir alle möchten, dass der Krieg schnellstmöglich beendet wird“: Demo-Mitorganisatorin Carolin Schwartz (l.) und Rosie Hutner.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)
Gastredner war Jaroslaw, ein Mann mir ukrainischen Wurzeln.

Gastredner war Jaroslaw, ein Mann mir ukrainischen Wurzeln.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Noch weitere Menschen sprechen, auch Schüler der Gesamtschule und des Gymnasiums. Zwischendurch singen die Demonstranten Friedenslieder, zum Beispiel „Give Peace a Chance“ und „Imagine“ von John Lennon. Mitorganisator Tanko Scholten ist tief beeindruckt von der Demo, wie er sagt. „Das macht mir Gänsehaut.“ Diese Unterstützung helfe den Menschen in der Ukraine, sagt Jaroslaw im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie wüssten dadurch, „dass sie nicht alleine sind“.

(wer)
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