Gedenkmesse für Nikolaus Groß im Xantener Dom „Demokratie muss immer wieder erkämpft werden“
Xanten · Im Xantener Dom ist an den Seligen Nikolaus Groß erinnert worden, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Die Bundespolitikerin Sabine Weiss sprach über „Nie wieder ist jetzt – Demokratie braucht Leidenschaft“.
Ein leidenschaftliches Plädoyer für Demokratie und gegen Rechtspopulismus und Ausgrenzung von Minderheiten hat die Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss (CDU) im Xantener Dom gehalten. Während des Gottesdienstes zum Gedenken an den Seligen Nikolaus Groß, der vor rund 80 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet wurde, sprach sie anstelle der Predigt zum Thema „Nie wieder ist jetzt – Demokratie braucht Leidenschaft“. Eingeladen zu dem Gottesdienst hatten die KAB-Diözesanverbände Münster und Essen sowie der KAB-Bezirksverband Niederrhein.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatten bereits Propst Stefan Notz und KAB-Diözesanpräses Michael Prinz auf die Lebensgeschichte des Seligen aufmerksam gemacht, der seine Stimme gegen die Nationalsozialisten erhoben hatte. „Er wurde wegen seines Einsatzes für die Menschenwürde umgebracht“, erinnerte Prinz. In dem Gottesdienst wolle man aller Menschen gedenken, die im sogenannten Dritten Reich nicht geschwiegen haben und dadurch leiden mussten und ihren Einsatz teils mit dem Leben bezahlten. In der Krypta des Doms erinnern, neben dem Sarkophag des Seligen Karl Leisner, leere Sarkophage an Persönlichkeiten, die Haltung gegen die Nazis gezeigt hatten und ermordet wurden. Außerdem hängt dort eine Grubenlampe, die an den Seligen erinnert.
„Die Nationalsozialisten dachten, sie könnten Nikolaus Groß zum Schweigen bringen. Wie jämmerlich sind sie gescheitert“, betonte Sabine Weiss. Sie fragte, welche Zeilen der „blitzgescheite Mann, der sich aus kleinen Verhältnissen zum Chefredakteur hochgearbeitet hat, mit einer ebenso edlen wie spitzen Feder“ wohl heute schreiben würde. Denn „seit 2017 ist im deutschen Bundestag eine Partei vertreten, die unsere demokratische Grundordnung auf infame Weise verachtet“, sagte sie mit Blick auf die AFD. Das Programm dieser Partei bestehe „zum größten Teil aus einem negativen Nationalismus und aus Ausgrenzung von Minderheiten“.
„Wir müssen wissen“, sagte die Politikerin mit Blick auf die Jahre 1932 und 1933, „dass Geschichte sich wiederholen kann. Wir sind nicht geschützt vor einer neuerlichen Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.“ Sie forderte die Gemeinde auf, die Leidenschaft aufflammen zu lassen, mit der Nikolaus Groß gegen den Nationalsozialismus gekämpft hatte – „mit ganzer Hingabe und vollem Einsatz“. Demokratie müsse immer wieder erkämpft werden, sie sei schwierig und brauche Leidenschaft. „Es ist dringend Zeit, dass wir uns, dass jeder einzelne von uns, sich fragt, auf welcher Seite er stehen will. Auf der Seite der Schweigenden, die das Erstarken der Rechtspopulisten tatenlos hinnehmen, oder auf der Seite des Widerstandes, auf der Seite von Nikolaus Groß.“
Es gelte, rote Linien aufzuzeigen, „die wir, die jeder einzelne von uns, kommunizieren müssen: in der Familie, im Verein, in der Partei, in der Nachbarschaft“. Jeder müsse ein Vorbild sein, besonders im Umgang miteinander und in der „beinahe nicht mehr vorhandenen Streitkultur“. Sie sei überzeugt, sagte die Bundespolitikerin, dass es „eine gemeinsame Politik der demokratischen Mitte“ brauche, um die heutigen Probleme zu lösen. Zum Ende ihrer Ansprache zitierte sie Nikolaus Groß mit dem Satz „Rechte Zeit kann jeder Augenblick sein.“ Daran knüpfte sie an: „E ist jetzt die richtige Zeit, sich mit wahrer Leidenschaft den Rechtspopulisten entgegenzustellen und für unser demokratisches Land zu kämpfen.“