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Als Gastschüler in Xanten Im Krisenjahr kulturell zusammengerückt

Xanten · Joey Elyateem aus Beit Sahour lebte ein Jahr lang als Gastschüler in Xanten. Die Corona-Pandemie hat so manche Pläne durchkreuzt. Und doch nimmt er viele schöne Erfahrungen mit nach Hause in die palästinensische Partnerstadt.

 Die beiden jungen Männer aus Beit Sahour, Joey Elyateem (vorne,l.) und Mikel Issa (vorne, r.), sind dankbar für das Engagement des Xantener Städtpartnerschaftsvereins und ihrer Gastfamilien.

Die beiden jungen Männer aus Beit Sahour, Joey Elyateem (vorne,l.) und Mikel Issa (vorne, r.), sind dankbar für das Engagement des Xantener Städtpartnerschaftsvereins und ihrer Gastfamilien.

Foto: Randolf Vastmans

Ein Jahr verbrachte Joey Elyateem aus Xantens palästinensischer Partnerstadt Beit Sahour als Gastschüler in der Römerstadt. Ein Jahr, das sich alle Beteiligten – allen voran Joey – anders vorgestellt hatten, denn die Corona-Pandemie machte bei vielen Plänen einen Strich durch die Rechnung, und einige Dinge, die normalerweise einen Schüleraustausch ausmachen, blieben auf der Strecke. So fiel es ihm und den Kindern seiner Gastfamilien Jordan und Fischer nicht ganz so einfach, die Kultur des jeweils anderen kennenzulernen. Trotzdem machten alle das Beste daraus.

„Einmal wollte Joey arabisch kochen“, erzählte Stephanie Fischer, die im zweiten Halbjahr Gastmutter war. Deshalb seien sie losgefahren, um die entsprechenden Zutaten in einem arabischen Geschäft zu kaufen. Zuhause angekommen, habe der 16-Jährige ein typisches Mahl aus seiner Heimat zubereitet, „das allen sehr gemundet hat“. Das deutsche Essen schmecke zwar auch gut, sagte der Schüler, „aber das arabische eben noch besser“. Mit Augenzwinkern fügte Joey hinzu: „Und es macht satter.“

Zwei Ausflüge standen trotz der Pandemie an, einmal nach Köln und dann in die Gegend um Paderborn, aus der die Fischers ursprünglich stammen. Joey hat’s gefallen, ebenso wie Sohnemann Tim Fischer, der sich generell sehr über den Langzeit-Besuch gefreut hat. „Wir haben trotz Corona viel voneinander gelernt, und es war sehr interessant, die andere Mentalität kennenzulernen“, erklärte der Jugendliche. „Irgendwie sind wir drei, Joey, Cedric und ich jetzt wie Brüder“, ergänzte er, während Cedric Jordan zustimmend nickte.

Eine Sprachbarriere habe zwischen den Schülern gar nicht erst bestanden. „In der Evangelisch-Lutherischen Schule, die Joey in Beit Sahour besucht, wird auch Deutsch gelehrt“, erklärte Rainer Groß, der gewöhnlich jedes Jahr mehrere Fahrten nach Beit Sahour organisiert, sofern nicht gerade ein weltweites Virus grassiert. Groß selbst war schon mehr als zwanzig Mal in der Partnerstadt. „Sie ist schon so etwas wie meine zweite Heimat.“

Wie kaum ein anderer aus dem Städtepartnerschaftsverein kennt Groß somit die Menschen in der palästinensischen Stadt, die zu 80 Prozent von Christen und zu 20 Prozent von Muslimen bewohnt wird. „Dort leben beide Religionen in Frieden nebeneinander, arbeiten zusammen und planen und realisieren gemeinsam Projekte“, verdeutlichte Groß. In Beit Sahour sei das Leben nicht gefährlicher als in Xanten.

Das bestätigte auch Mikel Issa, ebenfalls ein junger Mann aus Beit Sahour, der gerne in Deutschland studieren möchte. Er wohnt zurzeit bei Groß, der ihm auch bei den Behördengängen für die Einreise geholfen hat. Noch konnte sich Mikel an keiner Universität einschreiben. Das Abitur aus Palästina werde in Deutschland seit dem vergangenen Jahr nicht mehr als Qualifikation für ein Studium anerkannt, erklärte er. Dafür müsse man zuerst ein sogenanntes Studienkolleg besuchen. Hierfür hat Mikel schon zwei Zusagen und muss sich nun um eine Unterkunft in einem der beiden Kolleg-Standorte in Halle oder Jena bemühen.

Beide Gäste bedankten sich bei Rainer Groß für sein Engagement sowie bei den Gastfamilien und Mitgliedern des Städtepartnerschaftsvereins. Die Partnerschaft Xantens mit der palästinensischen Stadt besteht am 24. September seit zehn Jahren. Pläne für eine Feier gebe es bereits, nur will der Vorstand rund um die Vorsitzende Valérie Petit mit den Vorbereitungen warten, bis man mit Blick auf die pandemische Situation Planungssicherheit hat.

Joey wird davon leider nichts mehr mitbekommen, denn er tritt am 1. Juli die Heimreise an. Allerdings spielt auch er mit dem Gedanken, in Deutschland zu studieren. So ist es durchaus möglich, dass man sich in wenigen Jahren in der Domstadt wiedertrifft.

(rava)
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