Xantener Gastronomie im Lockdown „Wir wollen nur unseren Job machen können“

Xanten · In Xanten sprachen die Betreiber vom Café Glüxpilz und der Tikibar mit SPD-Vertretern über Voraussetzungen für Lockerungen der Corona-Regeln. Die Politiker reagierten damit auf eine Protest-Aktion der Gastronomen.

 Gespräch zwischen Gastronomen und Politikern (v.l.): Denis Beckovic (SPD Sonsbeck), Maik Göttel (Tikibar), Volker Markus (SPD Xanten), Rainer Keller (SPD-Bundestagskandidat) und Inga Jasper (Glüxpilz).

Gespräch zwischen Gastronomen und Politikern (v.l.): Denis Beckovic (SPD Sonsbeck), Maik Göttel (Tikibar), Volker Markus (SPD Xanten), Rainer Keller (SPD-Bundestagskandidat) und Inga Jasper (Glüxpilz).

Foto: RP/Markus Werning

Rainer Keller spürt direkt, dass sich jetzt der Frust entlädt, der sich über Monate angestaut hat. Der SPD-Politiker ist an diesem Mittwochabend nach Xanten gekommen, um mit den Gastronomen Inga Jasper (Café Glüxpilz) und Maik Göttel (Tikibar) über den Lockdown zu sprechen. Sie fordern von der Politik eine Perspektive, wann sie wieder öffnen dürfen. Dass sie diese Perspektive noch nicht haben, macht sie wütend.

„Es reicht“, haben sie und ihre Mitarbeiterinnen auf Schilder geschrieben, mit denen sie sich fotografieren ließen. Diese Fotos haben sie als Protest auf Facebook veröffentlicht. Darauf wurde die SPD aufmerksam, schlug das Gespräch vor – und nun stellt Keller fest, dass er den Ärger abbekommt, für den er gar nicht verantwortlich sei. Aber das gehöre dazu, sagt der Sozialdemokrat, der im Wahlkreis Wesel I erstmals für den Bundestag kandidiert.

Die beiden Unternehmer beschreiben zunächst die Lage aus ihrer Sicht. Im Herbst musste die Gastronomie schließen, zunächst nur für November, dann auch für Dezember, Januar, Februar, März – jetzt sei Mitte April, und sie wüssten immer noch nicht, wann sie wieder Gäste am Tisch bedienen dürften, sagt Jasper. Sie stelle nicht die Gefahr durch das Virus infrage, im Gegenteil. Aber ein Land zu führen, bedeute doch auch, „dass man den Menschen Mut macht“.

Von der Politik vermisse sie „ein Zeichen, dass man auch an uns denkt“. Andere Geschäfte dürften öffnen, den Cafés, Gaststätten und Restaurants werde nicht einmal die Außengastronomie erlaubt, auch nicht mit Abstand und Trennwänden. Dabei sei das Infektionsrisiko an der frischen Luft geringer als anderswo, ergänzt Göttel. Darunter leide eine ganze Branche mit vielen Mitarbeitern, die um ihre Existenz bangten. „Wir wollen nur unseren Job wieder machen können.“

Keller zeigt Verständnis, will Mut machen, warnt aber gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen. Auch er verstehe nicht jede Corona-Regel, sagt er. Die Notbremse hätte aber schon früher kommen müssen, um die Infektionszahlen zu senken. „Jeden Tag sterben Menschen, jeden Tag infizieren sich Menschen.“ Es müsse deshalb erst einmal gelingen, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Aber dann, wenn die Zahlen gesunken, wenn auch mehr Menschen geimpft seien, sollte Handel und Gastronomie wieder öffnen können, und die Konzepte dafür müssten jetzt schon entwickelt werden, zusammen mit den betroffenen Unternehmern, um ihnen eine Perspektive zu geben, fordert Keller. Er wolle in der SPD dafür werben, auch für eine bessere Unterstützung der vielen kleinen Unternehmen in Handel und Gastronomie.

Die Politik brauche hin und wieder einen Anstoß von außen, zum Beispiel durch einen Protest wie den von Jasper und Göttel. „Ich glaube, dass Entscheidungsträger manchmal diesen Druck brauchen, sonst reagieren sie nicht.“ Zumindest Keller hat schon einmal reagiert.

(wer)
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