Ärger auf Xantener Friedhof Grab samt Grabstein verschwunden

Xanten · Christiane de Vries hatte geplant, das Grab ihrer Mutter nach 25 Jahren aufzulösen. Den Grabstein aber wollte sie behalten. Beim kürzlichen Friedhofsbesuch dann jedoch der Schock: Grab und Grabstein sind nicht mehr da.

 Christiane de Vries steht fassungslos vor dem planierten Grab ihrer Mutter. Den Grabstein wollte sie im Garten aufstellen.

Christiane de Vries steht fassungslos vor dem planierten Grab ihrer Mutter. Den Grabstein wollte sie im Garten aufstellen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Sie habe nur selten das Grab ihrer Mutter besucht, sagt Christiane de Vries. Ihr Elternhaus, in dem sie heute lebt, ist für sie viel eher der Ort, den sie mit ihrer früh verstorbenen Mutter verbindet. Deshalb wollte die Xantenerin den Grabstein als Erinnerung in ihrem Garten platzieren. Gemeinsam mit ihrer Schwester beantrage Christiane de Vries nach vorgeschriebener 25-jähriger Ruhezeit die vorzeitige Auflösung des Grabes auf dem Xantener Friedhof. Die Nutzungsrechte hatte ihre Familie für 30 Jahre erworben. Vorige Woche stellte die Xantenerin jedoch fest: Das Grab ist – samt Stein – schon nicht mehr da.

„Mir fehlen die Worte dafür“, sagt Christiane de Vries. Sie kontaktierte nach Entdecken des verschwundenen Grabes die Friedhofsverwaltung. „Dort sagte man mir, dass Grab sei im System noch existent.“ Das bestätigte eine Mitarbeiterin der Friedhofsverwaltung auf Nachfrage unserer Redaktion. Warum die Grabstelle bereits entfernt worden sei, dazu konnte der Dienstleistungsbetrieb der Stadt Xanten (DBX) noch keine Angaben machen. Man gehe der Sache zur Zeit nach.

Im November vorigen Jahres waren die 25 Jahre Ruhezeit für das Grab ihrer Mutter erreicht. Christiane de Vries, die davon ausgegangen war, dass die Nutzungsrechte für die Grabstelle nur für diese Zeit beantragt war, bestellte die Grabpflege daher bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres ab. Im Herbst, sagt sie, kontaktierte sie den DBX, um zu erfahren, was zu tun sei, um den Stein vom Grab ordnungsgemäß entfernen zu lassen – den wollte sie schließlich behalten. „Dabei erfuhr ich, dass das Grab für 30 Jahre bezahlt war“, erzählt sie. Ihre Schwester hatte das Grab damals beantragt. Zusammen entschieden sie sich dafür, das Grab vorzeitig aufzulösen, um den Grabstein, wie geplant, im Garten des Hauses von Christiane de Vries, aufzustellen.

„Den Antrag auf vorzeitige Auflösung hat meine Schwester erhalten und per Post zurückgeschickt“, sagt die Xantenerin. Dieser Antrag – und auch eine nachgesandte Kopie – seien jedoch nie bei der Stadt angekommen, erfuhr Christiane de Vries vorige Woche. Auch unserer Redaktion bestätigte eine Mitarbeiterin der Stadt, dass der Antrag nicht vorläge. Deshalb sei die Grabstelle im System auch nicht ausgetragen. Die Nutzungsrechte müssten demnach noch bestehen.

Was Christiane de Vries nach eigener Aussage auf dem Friedhof noch entdeckte war ein ganzer Streifen aufgelöster Gräber. „Sechs oder sieben Grabstellen waren neben dem von meiner Mutter nicht mehr da“, sagt die 51-Jährige. Auf Nachfrage beim DBX, warum auch das Grab ihrer Mutter verschwunden sei, kontaktiere die Friedhofsverwaltung den zuständigen Gärtner, so Christiane de Vries. Der habe offenbar mitgeteilt, dass das Grab sehr ungepflegt gewesen sei, sagt die 51-Jährige. Die Pflege hatte sie ja auch ab Mai 2018 abbestellt. Eine Benachrichtigung darüber, dass das Grab möglicherweise aufgrund des schlechten Zustandes aufgelöst werden sollte, habe sie jedoch nicht erhalten.

„Auf meine Frage, wo denn der Stein jetzt sei, konnte man mir keine Antwort geben“, sagte die Xantenerin. Man habe ihr lediglich mitgeteilt, dass das Grab schon im Januar aufgelöst worden sei und die Grabsteine zur Entsorgung zur Firma Scholten in Birten gebracht worden seien. Dort wurde die 51-Jährige aber nicht mehr fündig.

„Für viele Menschen ist der Friedhof ein wichtiger, sensibler Ort. Ich bin fassungslos. dass so etwas passieren kann“, sagt Christiane de Vries. Der verschwundene Grabstein bedeutet für die Xantenerin einen schweren emotionalen Verlust. „Der ideelle Wert ist nicht mehr zu ersetzen“, sagt sie. Sie wolle aber, dass man ihr den materiellen Schaden erstatte. Harald Rodiek vom Dienstleistungsbetrieb teilte mit, dass man der Sache weiter nachgehe. „Ich entschuldige mich, falls dieses Grab von uns voreilig geräumt wurde“, sagt er. „Wenn es so sein sollte, werden wir für den materiellen Schaden aufkommen“, sicherte er zu.

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