Wiederaufbau im Ahrtal „Die Hilfe aus Xanten wird weitergehen“

Xanten/Ahrtal · Altenburg, Dernau und andere Orte an der Ahr wurden im Sommer teilweise überflutet. Deshalb sind Feuerwehrleute aus Xanten wieder für mehrere Tage dorthin gefahren, um die Menschen zu unterstützen.

Wiederaufbau im Ahrtal: Xantener Feuerwehrleute packen mit an
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Xantener Feuerwehrleute helfen im Ahrtal

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Foto: Michael Jansen

Feuerwehrleute aus Xanten sind in ihrer Freizeit erneut ins Ahrtal gefahren, um dabei zu helfen, nach der Flut-Katastrophe aufzuräumen und die betroffenen Orte wieder aufzubauen. 27 Frauen und Männer hätten vom vergangenen Freitag bis Sonntagabend in Gemeinden im Landkreis Ahrweiler angepackt, berichtete Michael Jansen, der die Hilfsaktionen organisiert. Zahlreiche Unternehmen aus der Region hätten sie wieder unterstützt, zum Beispiel mit Maschinen und Verpflegung.

Jansen kündigte an, dass die Xantener bald wieder ins Ahrtal fahren werden. Die Hilfe aus Xanten werde nicht abreißen. „Es wird auf jeden Fall weitergehen.“ Auch mehr als drei Monate nach dem Hochwasser sei es dringend nötig, die Menschen vor Ort zu unterstützen. „Es ist ganz wichtig, einen langen Atem zu haben, es gibt noch viel zu tun.“ Vor Ort seien aber immer weniger Helfer aus anderen Regionen. Jansen appellierte deshalb an die Menschen, dass sich wieder mehr und auch andere den organisierten Hilfsaktionen anschließen.

Auch dieses Mal hätten sie auf mehreren Baustellen gearbeitet, berichtete der Xantener weiter. Dabei sei es auch darum gegangen, die Gebäude winterfest zu machen, so weit es möglich ist. So hätten sie in einem Haus die Rollladenkästen ausgebaut, die 22 Fenster ausgetauscht und neues Isolierglas eingesetzt. „Damit die Buden dicht werden.“ Auch an diesem Gebäude in Altenburg zeigte sich, wie hoch die Ahr im Sommer gestiegen war: Das Wasser des sonst eher kleinen Flusses habe noch zwischen den Scheiben der Mehrfachverglasung im ersten Obergeschoss gestanden. „Das habe ich vorher noch nicht gesehen“, sagt der erfahrene Handwerker.

In einem anderen Gebäude in Altenburg hätten sie im Keller ein 40 mal 40 Zentimeter großes Loch in die 50 Zentimeter dicke Außenmauer gestemmt, erzählte Jansen. Der Hauseigentümer wolle die Heizung vom Keller in einen höher gelegenen Garagenanbau verlegen, damit sie künftig besser vor Hochwasser geschützt sei. Deshalb sollten die Rohre durch das neue Loch in den Keller geführt werden. Trotz der Erlebnisse im Sommer wolle der Hauseigentümer das Ahrtal nicht verlassen. Auch von anderen Anwohnern habe er nicht gehört, dass sie wegziehen wollten. Sie wollten in ihrer Heimat bleiben, alles wieder aufbauen – aber vorsorgen. „Aufgeben ist keine Option“, habe zum Beispiel an einem Haus gestanden.

Vor dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in Dernau erneuerten die Xantener das komplette Pflaster. Sie bauten die Steine auf der 60 bis 70 Quadratmeter großen Fläche aus, machten den Untergrund neu, verlegten das Pflaster und verdichteten die Fugen mit Sand. Jetzt könnten die Kameraden die Fahrzeuge wieder in die Halle ihres Gerätehauses fahren, erklärte Jansen. „Damit die Fahrzeuge frostfrei stehen.“ Von weitem habe die Baustelle wie ein Ameisenhaufen ausgesehen – so viele fleißige Hände hätten geholfen. Als Sand gefehlt habe, habe er den Fahrer eines Radladers angesprochen und ihn gefragt, ob er aushelfen könne – der Man sei zufällig gerade vorbeigekommen und habe sofort seine Unterstützung zugesagt. Auf seinem Rückweg habe er den Sand gebracht.

Jansen kann viele solcher Erlebnisse berichten. Vor Ort sei die Unterstützung untereinander groß. „Gott sei Dank werden die Menschen von Helfern, Freunden und Angehörigen aufgefangen“, sagte Jansen. An vielen Häusern stehe „We Ahr Family“, also ein Wortspiel aus den englischen Wörtern für „Wir sind eine Familie“ und dem Namen des Flusses. Aber so sei es wirklich. „Die Menschen schauen nach einander.“

 Die Xantener Feuerwehrleute an der Einfahrt des Gerätehauses in Dernau – dort haben sie die Pflasterung am Wochenende erneuert.

Die Xantener Feuerwehrleute an der Einfahrt des Gerätehauses in Dernau – dort haben sie die Pflasterung am Wochenende erneuert.

Foto: Michael Jansen
 Die Einwohner haben kurze Botschaften auf die Wände von Häusern geschrieben, um sich gegenseitig zu motivieren. Auf vielen Gebäuden steht auch „Danke an alle Helfer“ in großen Buchstaben.

Die Einwohner haben kurze Botschaften auf die Wände von Häusern geschrieben, um sich gegenseitig zu motivieren. Auf vielen Gebäuden steht auch „Danke an alle Helfer“ in großen Buchstaben.

Foto: Michael Jansen
 Auf einer Fläche von 60 bis 70 Quadratmetern haben die Xantener Feuerwehrleute vor dem Gerätehaus in Dernau das Pflaster abgebaut, die Fläche begradigt und die Steine wieder verlegt.

Auf einer Fläche von 60 bis 70 Quadratmetern haben die Xantener Feuerwehrleute vor dem Gerätehaus in Dernau das Pflaster abgebaut, die Fläche begradigt und die Steine wieder verlegt.

Foto: Michael Jansen
 In einem Haus im Ahrtal haben die Xantener ein 40 mal 40 Zentimeter großes Loch in die Wand gestemmt, damit Heizungsrohre verlegt werden können.

In einem Haus im Ahrtal haben die Xantener ein 40 mal 40 Zentimeter großes Loch in die Wand gestemmt, damit Heizungsrohre verlegt werden können.

Foto: Michael Jansen

Es war das dritte Mal, dass eine größere Gruppe von Xantener Feuerwehrleuten für mehrere Tage ins Ahrtal gefahren ist, um zu helfen. Die Frauen und Männer kommen jedes Mal bei Anwohnern in einem Nachbarort unter, während sie von morgens bis abends in den Orten im Katastrophengebiet arbeiten. Von Koordinierungsstellen vor Ort erfahren sie, wo ihre Hilfe benötigt wird.

(wer)
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