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9. November Neue Gedenktafel erinnert an ehemalige Xantener Synagoge

Xanten · In Xanten ist am Samstag an die Opfer der Pogromnacht 1938 erinnert worden. An der ehemaligen Synagoge wurde eine neue Gedenktafel enthüllt.

 Everhard Mingels (li.) vom Altertumsverein und Bürgermeiszter Thomas Görtz (re.) enthüllen die neue Gedenktafel am Ort der ehemaligen Synagoge an der Scharnstraße.

Everhard Mingels (li.) vom Altertumsverein und Bürgermeiszter Thomas Görtz (re.) enthüllen die neue Gedenktafel am Ort der ehemaligen Synagoge an der Scharnstraße.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Vor dem Gedenken hatten Xantens Bürgermeister Thomas Görtz und der Vorsitzende des Niederrheinischen Altertumsvereins, Everhard Mingels, an der früheren jüdischen Synagoge an der Scharnstraße 14 eine von der Dombauhütte erstellte neue Tafel enthüllt, die an die Existenz dieses Ortes erinnern soll. „Bisher gab es hier nur eine unscheinbare kleine Plakette, das war nicht mehr angemessen“, erläuterte Mengels, warum man sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. In hebräischer und deutscher Sprache steht „Ort der Erinnerung“ auf der Tafel. Dazwischen ist ein Davidstern zu sehen, zudem eine Abbildung des Gebäudes im damaligen Zustand – entdeckt vom Historiker Ralph Trost. Der Xantener hatte auch den Text in Erinnerung an das Gebetshaus auf dem Stein verfasst. Mengels betonte, es sei „mehr als dringend“, gegen Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen.

Die jährlich abwechselnd von der Stadt und den beiden Kirchengemeinden organisierte Veranstaltung wurde diesmal von der Stadt ausgerichtet. „Wichtig ist, dass der Auftrag, das Gedenken an die Jugend weiterzugeben, konkret wird“, meinte Mitinitiator Jürgen Kappel. Xantener Stiftsgymnasiasten waren in die Gestaltung des Gedenkens eingebunden. Es sei „erneut wichtig, dass die junge Generation Rückgrat beweist, wo es um Rassismus, Antisemitismus und die Missachtung von Minderheiten“ gehe, sagte Görtz.

Mit einem Gedicht der verfolgten und später in Zwangsarbeit 1943 verstorbenen jüdischen ukrainischen Mädchens Selma Meerbaum-Eisinger, von der 57 Texte erhalten geblieben sind, begann das Gedenken. In einer Spielszene erinnerten die Schüler an den 9. November 1938, als „organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand gesetzt haben. Es ist der Tag, an dem tausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden“ und jeder sehen konnte „dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren“. Auch Juden aus Xanten habe es damals getroffen.

Danach las ein Mädchen die Namen der 48 ermordeten jüdischen Mitbürger Xantens vor. Die Gymnasiasten schufen die Verknüpfung zum Heute – mit dem Mord insbesondere an Regierungspräsident Walter Lübcke. Mit drei eindrücklichen Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger, nachdenklicher Musik und den Zeilen „...und ich möchte frei sein und atmen und schrein. Ich möchte nicht sterben, nein, nein“, endete diese bewegende Gedenkstunde in Xanten.

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