Feuerwerksverkauf in Xanten 180 Kilometer für einen Kofferraum voller Böller

Xanten · Zahlreiche Holländer kamen am Samstag nach Xanten, um sich mit Feuerwerkskörpern einzudecken. Viele waren dafür extra früh aufgestanden und weit gefahren.

 Djorn de Keijzer kaufte für sich, Freunde und Nachbarn Feuerwerkskörper.

Djorn de Keijzer kaufte für sich, Freunde und Nachbarn Feuerwerkskörper.

Foto: RP/Markus Werning

Kurz nach sieben Uhr reicht die Warteschlange einmal quer durch den Laden bis auf den Parkplatz. Wer in Xanten am frühen Samstagmorgen im Lidl Feuerwerk kaufen möchte, muss Geduld mitbringen. Aber das scheint die meisten hier nicht zu stören. Nur wenige drehen sich um und steigen wieder ins Auto – vielleicht, um ihr Glück anderswo zu versuchen. Zum Beispiel im Rewe gegenüber, im Edeka, im Aldi oder im Hagebaumarkt. Dass sie ohne Raketen und Böller nach Hause fahren, ist kaum vorstellbar. Schließlich sind sie dafür extra am frühen Morgen aus den Niederlanden hergekommen. Denn in Deutschland hat der Böller-Verkauf begonnen.

Während viele noch warten, schiebt Ton Jongejan einen Einkaufswagen – randvoll mit Feuerwerkskörpern gefüllt – zu seinem Auto. Er komme aus Rhoon bei Rotterdam, rund 180 Kilometer von Xanten entfernt, berichtet er. Ein Feuerwerk gehöre zu Silvester. „Es wird ein schöner Tag“, sagt er, während er die Kartons im Kofferraum verstaut. Nicht alles sei für ihn selbst, einen Teil bringe er Freunden mit. In den Niederlanden müsse er doppelt so viel dafür bezahlen. „Es ist hier so viel billiger.“

Landsleute von ihm kommen aus dem Lidl, tragen Raketen, Böller und Batterien zu ihren Autos. Zwei von ihnen berichten, dass sie gegen 4.30 Uhr in Amsterdam losgefahren seien, um möglichst früh hier zu sein – der Lidl hat heute schon um 6 Uhr geöffnet. Trotzdem mussten sie noch mehr als eine Stunde anstehen. Aber in Goch oder Kleve – beide Orte liegen näher an der niederländischen Grenze – hätten sie vielleicht drei oder vier Stunden warten müssen, weil dort noch mehr Holländer Feuerwerkskörper kauften, sagen sie. Ihre Einkaufsliste ist offenbar noch nicht abgearbeitet. Sie wollen weiter nach Wesel. Andere gehen zu Rewe, der um sieben Uhr geöffnet hat. Einer der ersten Kunden sei ein Holländer gewesen, der für mehrere Hundert Euro Feuerwerkskörper gekauft habe, obwohl er vorher schon bei Lidl gewesen sei, berichtet Jeffrey Karlen, Inhaber des Rewe in Xanten.

 Der Lidl war auf den Ansturm vorbereitet: Die Werbung war in Deutsch und in Niederländisch.

Der Lidl war auf den Ansturm vorbereitet: Die Werbung war in Deutsch und in Niederländisch.

Foto: RP/Markus Werning

Währenddessen kommen weitere Autos auf den Parkplatz. Vor allem Männer steigen aus, holen sich einen Einkaufswagen und stellen sich hinten an. Es wird kaum gesprochen – und wenn, dann ist es Niederländisch. Der Lidl hat sich darauf eingestellt: Am Parkplatz hängt ein Plakat, darauf wird in Deutsch und in Holländisch auf den Feuerwerksverkauf hingewiesen. Im Discounter selbst liegen zweisprachige Listen aus, auf denen alle verfügbaren Feuerwerkskörper stehen. Es sind weit mehr als 40 verschiedene Produkte, zum Beispiel einzelne Batterien für 2,99 bis 64,99 Euro, aber auch Raketen-Sortimente für 9,99 oder 19,99 Euro. Djorn de Keijzer verstaut einige Feuerwerkskörper in seinem Kofferraum. Er zeigt auf einen Karton im Einkaufswagen. Hier in Deutschland müsse er 20 Euro dafür bezahlen, in den Niederlanden 40 oder 50 Euro, sagt er. Deshalb hat er direkt eine Sammelbestellung abgearbeitet: Freunde und Nachbarn hätten ihn gebeten, auch für sie Raketen und Böller mitzubringen, wenn er nach Xanten fahre.

In Sichtweite steht Tobias Kaus von KVH Feuerwerk aus Sonsbeck. Er ist zusammen mit Kollegen nach Xanten gekommen, um für das eigene Angebot zu werben – falls hier die Lager leer gekauft sind, und die Niederländer nach einer Alternative suchen. Im vergangenen Jahr seien viele Holländer noch zu ihnen gekommen, berichtet er. Mittlerweile ist es nach acht Uhr. Die Warteschlange zieht sich immer noch einmal quer durch den Lidl. Am frühen Nachmittag wird sie nur noch bis zur Kühltheke reichen. Aber es werden immer noch Niederländer ankommen und Feuerwerkskörper kaufen.

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