Landtagswahlkampf im Kreis Wesel Mit Kugelschreibern für die Demokratie

Xanten · Die Senioren Union und die Junge Union schwören sich in Xanten auf den Wahlkampf ein. Dabei erklären die CDU-Landtagskandidaten, wieso mit Plakaten und Kugelschreibern die Freiheit verteidigt wird. Unterstützt werden sie von einem erfahrenen Wahlkämpfer.

Otto Wulff, Bundesvorsitzender der Senioren Union, schwor die Christdemokraten in Xanten auf den Wahlkampf ein. 
  RP-Foto: oo

Otto Wulff, Bundesvorsitzender der Senioren Union, schwor die Christdemokraten in Xanten auf den Wahlkampf ein. RP-Foto: oo

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Otto Wulff ballt die Faust. Der Bundesvorsitzende der Senioren Union der CDU Deutschland ist zum Ende seiner Rede gekommen. Jetzt wird er noch einmal laut. „Wir schaffen es wieder“, ruft er in den Saal des Xantener Schützenhauses. „Wir werden die Wahl gewinnen.“ Die mehr als 150 Menschen applaudieren begeistert, ihr Beifall wird bald zum rhythmischen Klatschen, einige erheben sich.

Es ist Montagnachmittag. Wulff ist von der Senioren Union und der Jungen Union im Kreis Wesel nach Xanten eingeladen worden. Bei einem politischen Frühlingstreff wollen sich die Christdemokraten auf den Wahlkampf einschwören. Denn am 15. Mai wird in Nordrhein-Westfalen der Landtag neu gewählt. Die CDU geht zwar mit einem Amtsbonus in die Abstimmung, und in der jüngsten Umfrage lag sie deutlich vor der SPD. Aber darauf dürfe sich die Partei nicht ausruhen, warnt Wulff. „Es darf nicht sein, dass wir zu Hause auf dem Stuhl sitzen und meinen, es liefe von selbst.“

Zwischendurch trat mehrmals der niederrheinische CDU-Chor unter Leitung von Rolf Trost aus Xanten auf.

Zwischendurch trat mehrmals der niederrheinische CDU-Chor unter Leitung von Rolf Trost aus Xanten auf.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Wulff ist 89 und ein erfahrener Wahlkämpfer. Seit 1953 ist er in der CDU. 31 Jahre war er selbst Bundestagsabgeordneter. Jetzt zählt er die vier Frauen und Männer auf, die in den Wahlkreisen in der Region für die CDU antreten und am 15. Mai in den Landtag gewählt werden wollen: Sascha van Beek (Wahlkreis 58 – Wesel II), die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik (Wahlkreis 59 – Wesel III), Julia Zupancic (Wahlkreis 60 – Wesel IV) und Simone-Tatjana Stehr (Wahlkreis 57). „Es muss unsere Aufgabe sein, sie zu unterstützen“, fordert Wulff.

Er meint alle, die vor ihm sitzen: die Jungen genauso wie die Alten. Wulff ist jetzt bei einem Thema, auf das er immer wieder zurückkommt: den Zusammenhalt der Generationen, nicht nur im Wahlkampf. „Wir brauchen die Begeisterung der Jungen, die Innovation, die Kraft, die Neugierde.“ Aber diese Eigenschaften allein reichten nicht. „Ebenso brauchen die Jungen die Erfahrung, die Besonnenheit, die Gelassenheit der Alten.“ Dann kommt er wieder zur Landtagswahl: „Verkennen wir nicht, dass die anderen so stark werden, wie wir schwach sind.“ Allein in dieser Versammlung zu sitzen, bringe nicht viel. Als Mitglieder der CDU „sind wir immer auch Apostel unserer politischen Inhalte.“ Sie sollten hinausgehen und die Botschaften der Union zu den Menschen bringen.

Aber es sind schwierige Zeiten für Wahlkämpfer. Zwar sind Veranstaltungen mit vielen Menschen wieder möglich, mit Auflagen wie der 3G-Regel an diesem Nachmittag, weil die Corona-Pandemie immer noch nicht beendet ist. Aber der Ukraine-Krieg verdrängt viele Themen, er beschäftigt auch die Kandidatinnen, wie sie alle an diesem Nachmittag berichten. Alle verurteilen den russischen Angriffskrieg aufs Schärfste. Und Charlotte Quik sagt zum Beispiel, dass ihr schwer ums Herz werde bei dem Gedanken an die Ukraine. Während sie hier im Saal säßen, fielen dort Bomben auf die Menschen. „Es ist schwer, in den Wahlkampfmodus zu schalten.“ Und doch müsse es sein.

Für sich selbst könne sie es damit begründen, dass „Putins Krieg in der Ukraine“ auch ein Krieg „gegen unsere Demokratie und gegen unsere Form zu leben“ sei, sagt Quik. Wenn die Christdemokraten also deutlich machten, dass Wahlkampf eine Form sei, für die Demokratie zu streiten, „dann ist das auch eine Legitimation dafür, auch in der aktuellen Situation Plakate aufzuhängen und Kugelschreiber zu verteilen“. Ähnlich argumentiert nach ihr Sascha van Beek aus Alpen: Auch ihm zerreiße es das Herz. Aber: „Hier geht es um die Demokratie und darum, dass wir wieder eine CDU-Regierung haben wollen.“

Alle drei Kandidatinnen und der Kandidat können sich an diesem Nachmittag präsentieren. Die vier bekommen jeweils zehn Minuten Zeit, um die Themen aufzugreifen, die ihnen besonders wichtig sind. Und um zu erklären, was die CDU dazu fordert. Zum Beispiel zum Kies-Abbau. Zum Wolf. Zu den Schulen. Zur Ausbildung. Oder zu den Innenstädten.

Die Anwesenden bekommen an diesem Nachmittag einen Schnelldurchlauf durch das CDU-Wahlprogramm für NRW. Am Ende greift der Kreisvorsitzende der Senioren Union, Heinz Breuer, den Aufruf von Otto Wulff auf: Sie hätten viele Themen gehört, „die geeignet sind, sie weiterzutragen“. Die Veranstaltung gebe „Mut, Auftrieb und Kraft für die kommenden Wochen“, sagt auch Freddy Paul, Kreisvorsitzender der Jungen Union.

Wie viel Mut dieser Nachmittag ihnen gibt, wird zwischendurch deutlich: Unter den Rednern ist auch Johannes Winkel, der Landesvorsitzende der Jungen Union. Paul schenkt ihm zum Dank eine Flasche Kanonikus. Der Xantener Domlikör hat 40 Prozent. „40 Prozent ist doch ein gutes Ziel“, sagt Winkel. Dafür müssen die Christdemokraten aber noch kämpfen: In einer Umfrage Mitte März standen sie bei 32 Prozent, und bei der Landtagswahl 2017 kamen sie auf 33 Prozent.

(wer)
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