Ehrenamtlicher Fahrdienst des Tambourkorps Birten Sandhasen bringen Nachtschwärmer heim

Birten · Nachdem ein Vereinskamerad beim nächtlichen Gang nach Hause tödlich verunglückte, hat der Tambourkorps Birten einen ehrenamtlichen Fahrdienst eingerichtet. Inzwischen gibt es 22 Sandhasen-Mover.

 Die 25-jährige Franziska Greeven ist als eine von 22 Sandhasen-Movern ehrenamtlich unterwegs, um Birtener von Feiern sicher nach Hause zu bringen. 
  RP-Foto: Vastmans

Die 25-jährige Franziska Greeven ist als eine von 22 Sandhasen-Movern ehrenamtlich unterwegs, um Birtener von Feiern sicher nach Hause zu bringen. RP-Foto: Vastmans

Foto: Vastmans

Lange hatten die Nachtschwärmer in Birten ein Problem: „Wenn du als Birtener am Wochenende mal in der Xantener Innenstadt einen trinken gehen wolltest oder bei einer Veranstaltung in einem der Nachbardörfer die Zeit vergessen hast, hattest du anschließend die Wahl, entweder zu Hause anzurufen, dass dich jemand abholt, oder zu laufen“, sagt Lukas Kower vom Tambourkorps Birten. Ein Taxi sei nachts erfahrungsgemäß nicht zu bekommen. Beim Gang nach Hause müsse man in vielen Fällen die B 57, die L 480 oder die L 460 überqueren. Eben dabei ist, wie berichtet, am 29. August 2020 ein tragischer Unfall passiert. Ein 23-jähriger Fußgänger wurde gegen 4.20 Uhr auf der B 57 von einem Taxi erfasst und tödlich verletzt. Der Unfall hat viele Birtener, vor allem die Mitglieder des Tambourkorps, erschüttert. Denn der junge Mann war ein Vereinskamerad. Um solche Unfälle künftig zu verhindern, kam die Idee auf, einen Fahrdienst einzurichten.

„Wir haben im Tambourkorps und anderen Vereinen wie dem Schützen- und Sportverein gefragt, wer bereit wäre, sich an einem ehrenamtlichen Fahrdienst zu beteiligen“, erzählt Steffi Greeven. Schnell hätten sich 20 Fahrerinnen und Fahrer dazu bereit erklärt. Die notwendigen Genehmigungen des Kreises Wesel seien eingeholt, versicherungstechnische Fragen geklärt worden. Knapp acht Wochen später ist der nach dem Wappentier der Birtener Musiker benannte Sandhasen-Mover an den Start gegangen. Xantens Bürgermeister Thomas Görtz sei von der Idee begeistert gewesen und habe die Magnetschilder, mit denen das jeweils im Einsatz befindliche Fahrzeug versehen ist, spendiert, erzählen die Ehrenamtler.

Nach dem Motto „Nach Hause? Aber sicher“ können nun Birtener Nachtschwärmer, die am Wochenende freitags, samstags oder vor Feiertagen im Xantener Stadtgebiet oder den umliegenden Dörfern Veen, Ginderich oder Menzelen unterwegs sind, den gemeinnützigen Dienst in Anspruch nehmen. „Wir verstehen uns nicht als Shuttledienst“, sagt der 27-jährige Lukas Kower. Voraussetzung sei immer, dass das Ziel der Fahrt im Ortsteil Birten liegt. Es gehe nicht darum, sich von Party zu Party kutschieren zu lassen, sondern allein um den sicheren Heimweg. Abholen lassen könne man sich jeweils von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens.

Bei der Birtener Bevölkerung kommt der Fahrdienst, dem mittlerweile 22 Fahrerinnen und Fahrer angehören, gut an. So erinnert sich Steffi Greeven an eine Fahrt, bei der sie drei ältere Herren, die gut gefeiert und bei einer Tombola viele Preise gewonnen hätten, in einer Oberbirtener Gaststätte abgeholt und zu ihren Adressen in Unterbirten gebracht habe. Die Preise hätten sie im Kofferraum, dessen Größe sie vorher telefonisch erfragt hätten, untergebracht. „Eine kurze Fahrt mit vollem Kofferraum und vollen, aber lieben Fahrgästen“, erzählt die 35-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Lukas Kower erinnert sich ebenfalls an eine Fahrt, bei der er Fahrgäste von einer der beliebten Ü30-Partys im historischen Schützenhaus auf dem Fürstenberg abgeholt habe. Diese hätten sich über die vereinseigene App gemeldet und vor dem Einsteigen gefragt, wie es weiterginge und was die Fahrt koste. „Einfach einsteigen und nach Hause fahren lassen“, sei seine Antwort gewesen. „Kosten wird es, was Euch das Nachhausebringen wert ist.“ Eine Bezahlung der Fahrten wird nämlich nicht gefordert. Allerdings befindet sich in dem jeweiligen Auto eine Spendenbox, in die jeder gerne freiwillig einen individuellen Betrag stecken darf. „Pflicht ist dies allerdings nicht“, betonen die Fahrer.

Aktuell werde der Dienst pro Wochenende durchschnittlich viermal in Anspruch genommen. Dass dies nach Ende der Corona-Pandemie mehr wird, davon sind die Ehrenamtlichen Steffi und Franziska Greeven (25) sowie Lukas Kower überzeugt. Deshalb würden sie sich über jeden weiteren Freiwilligen freuen, der sich und sein Fahrzeug hin und wieder zur Verfügung stellt.

Interessenten melden sich per E-Mail an sandhasenmover@gmx.de, um weitere Infos zum Fahrdienst zu erhalten.

(rava)
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