Bau neuer Unterkunft in Xanten Betreuung von Flüchtlingen – Politik und Verwaltung ringen um Lösung

Xanten · Am Küvenkamp in Xanten könnten bald mehr als 300 Menschen auf engem Raum zusammenleben. Die Verwaltung und die Politik denken deshalb über eine Sozialarbeit vor Ort nach, um Konflikte zu vermeiden.

So soll die neue Unterkunft am Küvenkamp aussehen. Wenn dieses Gebäude errichtet ist, können bis zu 344 Menschen auf dem Gelände leben.

So soll die neue Unterkunft am Küvenkamp aussehen. Wenn dieses Gebäude errichtet ist, können bis zu 344 Menschen auf dem Gelände leben.

Foto: Stadt Xanten

Verwaltung und Politik in Xanten ringen um die Frage, wie die Flüchtlinge am Küvenkamp künftig am besten betreut werden sollen. Die Stadt hat vorgeschlagen, dass sie dafür einen Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin einstellt. Dadurch rechnet sie mit Kosten von 90.000 Euro im Jahr. Viele Mitglieder des Sozialausschusses forderten dagegen, dass sie erst einmal mit den Wohlfahrtsverbänden darüber spricht, ob diese bei der Betreuung eingebunden werden können. Das Gremium verschob deshalb eine Abstimmung zu dem Thema und sprach keine Empfehlung für den Stadtrat aus, der in dieser Sache entscheidet.

Hintergrund ist, dass die Stadt am Küvenkamp eine weitere Sammelunterkunft errichten lässt, um die Flüchtlinge unterbringen zu können, die ihr vom Land zugewiesen werden. Deshalb werden bald bis zu 344 Menschen aus verschiedenen Ländern dort zusammenleben. Die Verwaltung spricht von einer „großen Anzahl von unterschiedlichen Kulturen, Lebensweisen und individuellen Familienstrukturen“. Sie befürchtet, dass es durch diese „Konzentration von Menschen auf kleinstem Raum“ zu Konflikten kommen kann.

Deshalb will die Verwaltung eine Fachkraft für Sozialarbeit einstellen, für die auch ein Büro in der neuen Unterkunft eingeplant ist. Sie wäre also tagsüber vor Ort. „Durch eine solche ständige Anwesenheit könnten die entstehenden Konflikte vor Ort gut im Blick behalten und unverzüglich beseitigt werden“, erklärt die Verwaltung. Sie verspricht sich durch eine Präsenz vor Ort aber auch, dass der Sozialarbeiter oder die Sozialarbeiterin die Hausordnung durchsetzt, die Mülltrennung kontrolliert, die Lagerbestände ausgibt und verhindert, dass Einrichtungsgegenstände mutwillig oder durch eine falsche Anwendung zerstört werden.

In der Politik wird der Bedarf für eine soziale Betreuung gesehen. Der Vorschlag der Verwaltung stieß dennoch auf Bedenken – aus unterschiedlichen Gründen. So nannten zum Beispiel Marion Nasskau und Volker Markus (beide SPD) die Stellenbeschreibung unglücklich. Das Aufgabenfeld erinnerte sie mehr an einen Hausmeister als an einen Sozialberater oder eine Sozialberaterin. In der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung hatte deshalb Barbara Kleinpaß vom Arbeitskreis Asyl gefragt, warum dafür ein Sozialarbeiter eingestellt werden solle. „Heißt Sozialarbeit denn nicht, dass hilfsbedürftige Gruppen unterstützt werden?“ Die geplante Stelle beinhalte auch diese Aufgabe, versicherte Michael Verhalen, der in der Verwaltung den Fachbereich Soziales leitet.

Es gab aber auch noch weitere Bedenken. Die CDU könne die Argumente sehr gut nachvollziehen und sehe die Notwendigkeit, sagte der Fraktionsvorsitzende Pankraz Gasseling. Aber er erinnerte auch an die „schwierige Haushaltslage“ der Stadt. Er schlug daher vor, dass die Verwaltung erst einmal mit den Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie spreche, ob und unter welchen Bedingungen sie ihre schon existierende soziale Beratung und Betreuung ausbauen könnten, bevor die Stadt selbst eine Fachkraft einstelle. Thomas Janßen vom Forum Xanten (Fox) unterstützte diesen Vorschlag. Auch er hatte Schwierigkeiten damit, dass die Stadt eine neue Stelle schaffen wolle. Und die Wohlfahrtsverbände hätten die Kompetenz, um die Stadt zu unterstützen, sagte Ulrich Schönhoff, der als Sachkundiger Bürger Mitglied des Ausschusses ist.

Sonja Potthoff (FBI) dagegen gab zu Bedenken, dass 90.000 Euro zwar viel Geld seien, aber auf die Stadt noch viel größere Ausgaben zukommen könnten, wenn sie nicht in die Sozialarbeit investiere. Damit eine externe Stelle zu beauftragen, könne außerdem genauso teuer sein, sagte Verhalten. Auf Vorschlag von Valérie Petit (FBI) und Matthias C. Voll (BBX) wurde eine Abstimmung schließlich auf den Hauptausschuss und den Stadtrat vertagt.

(wer)
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