Xanten „Eine Großstadt ist nichts für mich“

Xanten · Die RP präsentiert am Freitag in Xanten den Kabarettisten mit seinem Programm „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten“.

 Bernd Stelter kommt Ende August nach Xanten.

Bernd Stelter kommt Ende August nach Xanten.

Foto: Manfred Esser

Bernd Stelter ist am 24. August zum vierten Mal zu Gast beim FZX Sommer-Open-Air. Der Auftritt des Kabarettisten, Karnevalisten und Liedermachers gehört auch diesmal wieder zu den Höhepunkten der seit 2008 – damals noch unter dem Namen Open-Air-Kabarett – bekannten Veranstaltungsreihe an der Xantener Südsee. Wir sprachen mit ihm vor einem Auftritt an der Nordsee.

Hallo, Herr Stelter, wie ist das Wetter auf Sylt? Heute schon in den Wellen gebadet?

Stelter Nein. Das Wetter ist gut, aber nach der Fahrt hierher ruhe ich mich erst mal eine Stunde aus, dann darf ich zur Bühne. Gucken, wie es läuft.

Anschließend geht es nach Friedberg, Hamburg und Vellmar. Wo liegt eigentlich Hamburg? Im Ernst: Sie reisen seit Jahren hin und her durch die Republik und wieder zurück. Und das bis Ende des nächsten Jahres noch an fast 90 Terminen.

Stelter Na klar, das ist es doch, kreuz und quer durch Deutschland. Immer mit dem eigenen Auto. Die Welt entdecken. Und die Menschen. Die Programme sind immer dieselben. Aber das Publikum muss man kennen. In einige Ecken wird sofort laut gelacht, geklatscht und auf den Tischen getanzt, in anderen glaubt man, vom Pegel her hast du verloren. Und dann sind die Leute so begeistert, dass sie dir deine CD aus der Hand reißen, Entschuldigung, nehmen.

In Xanten hat man es da vermutlich einfacher. Sie treten dann bereits zum vierten Mal hier auf. Vor zehn, vor fünf und vor zwei Jahren waren sie an der Südsee. Sind Freiluftveranstaltungen etwas Besonderes?

Stelter Tatsächlich. Auf offener Bühne vor gut 1000 tollen Zuhörern, die sich mitnehmen lassen, das gibt es auf diese Art ganz selten. Zum Flair passen dann das gemeinsame Essen und die tolle Betreuung durch das Team des Freizeitzentrums.

Sie kennen sich aber auch in diesem Geschäft aus. Seit 30 Jahren stehen sie im Kölner Karneval auf der Bühne. Haben Sie sich als Kind aus Unna dieses Leben samt Frau Anke und zwei Kindern erträumt?

Stelter Mein Traum war als Kind immer, mit meiner Gitarre irgendwann in Thomas Hecks Hitparade aufzutreten. Als ich alt genug geworden war, gab es diese Sendung in ihrer alten Form gar nicht mehr. Inzwischen hatte ich den Versuch, Bergbauingenieur zu werden, abgebrochen, dann habe ich Volkswirtschaft studiert und auch mitten im Examen nach bestandener Diplomarbeit abgebrochen. Aber ich habe immer Musik gemacht. Nachdenkliche und lustige. Im November 1988 durfte ich mit Fürsprache der Colonias in Köln vorspielen. Das Publikum war begeistert…

Ihre spätere Frau Anke auch…

Stelter Zumindest etwas später. Schließlich haben wir 1991 geheiratet, und unser verständlicher Wunsch war es, zusammen zu wohnen, in Köln oder Bonn. Seither wohnen wir in der Mitte. In Bornheim-Hersel.

Da gab es ja auch schon Römer. Zumindest führte deren Wasserleitung – wie von Sonsbeck nach Xanten – durch Ihre Gegend. Zwei steinerne Zeugnisse sind in ihrer Stadt zu sehen.

Stelter Schöne Parallele. In Xanten gibt es noch ein paar mehr Zeugen. Wir führen uns jedenfalls mitten in unserem Ort pudelwohl. Bonn liegt um die Ecke, der IC-Bahnhof Siegburg vor der Tür, den Köln-Bonner-Flughafen haben wir in der Nähe und Köln in Greifweite. Eine Großstadt ist nichts für uns.

Und die Kinder sind auch zufrieden?

Stelter Die sind inzwischen 24 und 25 Jahre alt. Mein Sohn ist Winzer an der Ahr und hat gerade seine Meisterprüfung hinter sich, meine Tochter studiert Englisch und Deutsch auf Lehramt. Was willst du noch mehr?

Vater ist derweil auf allen Kanälen durchgestartet: WDR 4, RFR, Antenne Bayern, 7 Tage – 7 Köpfe, Bernds Hexe, Liedermacher... Immer und überall beliebt, erfolgreich. Haben Sie eigentlich auch Freizeit? Und was machen Sie dann?

Stelter Mein Hobby ist Golfspielen. Ich war mal richtig gut. Heute bin ich immer noch mit Handicap 21 dabei.

Alle Achtung. Aber gehen Sie jetzt in Rente? Ihr neues Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende“ hat am 5. April 2019 in Kleve Premiere.

Stelter Da geht es um das Wohlgefühl. Wenn man am frühen Montagmorgen schon von Radiomoderatoren darauf aufmerksam gemacht wird, dass es ja nur noch wenige Tage bis zum Wochenende sind, läuft was falsch. Aus dem Stoff jedenfalls kann man eine Menge machen. Zumal mir meine Arbeit wirklich Spaß macht. Und Rente? Nee, auf keinen Fall. Ich komme im Jahr je nach Sessionsdauer auf 100 bis 150 Karnevalsauftritte und gebe immer im Jahr rund 90 Konzerte. Wenn ich in drei Jahren 60 werde, möchte ich das Pensum auf zwei Drittel reduzieren und danach irgendwann auf die Hälfte. Ich liebe dieses Leben. Als Dieter Hildebrand im Jahre 2013 mit 86 Jahren starb, da hatte er noch für die nächste Zeit Tournee-Verträge. Das wäre es auch für mich.

Aber bis dahin werden Sie als bekennender Camper-Fan doch wieder Urlaub in Holland machen und Inspecteur Piet van Houvenkamp aus Middelburg auf seine dritte Reise schicken? Der könnte nach Ihren Krimis „Der Tod hat eine Anhängerkupplung“ und „Der Killer kommt auf Klompen“ ja mal wieder ermitteln.

Stelter Tut er auch. Demnächst muss er nach Walcheren zu den Muschelfischern. Vielleicht erzähle ich in Xanten noch etwas mehr.

Darauf können sich die Zuschauer zusätzlich freuen. Es heißt, es erwartet sie ein fröhliches, besinnliches, emotionales, kabarettistisches Programm mit zwei Musikern und vielen Geschichten. Zum Beispiel zu „Ikarus“ mit all den Bezügen zum Mauerfall…

Stelter ...an jenem Abend hatte ich einen Auftritt beim 50. Geburtstag von Ulrich Schamoni, dem Filmregisseur und Unternehmer, Drehbuchautor und Schauspieler. Vor mir war noch Evelyn Künneke an der Reihe. Und dann wurde es laut: „Die Mauer ist auf.“ Den Abend rund ums Brandenburger Tor werde ich nie vergessen. Und klar kommt es bei „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten“ vor. Wie viele andere Lieder aus den bisherigen sechs Programmen mit jeweils sechs bis acht Stücken, die nicht verloren gehen sollen. Der Jazz-Pianist Tobias Sudhoff und der E-Gitarrist Tobias Sudhoff werden mir dabei helfen.

Und danach?

Stelter Habe ich ein paar Tage Zeit, da gehe ich Golfen für einen guten Zweck. Ein Wohltätigkeitsturnier in der Nähe meiner Heimatstadt.

Sie setzen sich ohnehin für mehrere soziale Projekte ein.

Stelter Uns geht es gut. Da darf und muss man etwas weitergeben. Ich habe zwei wesentliche Projekte, die ich mit Herzblut unterstütze. „Unsere Kinder – unsere Zukunft“, eine Stiftung, die sich aus meinem Gewinn in einer TV-Show für die Kinder meiner Heimatgemeinde im Rhein-Sieg-Kreis ergab. Und ich setze mich für die Krebsabteilung des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße in Köln ein. Wir helfen zum Beispiel Eltern, die sonst keine Möglichkeit hätten, ihren Kindern in dieser schwierigen Situation Tag und Nacht zur Seite zu stehen.

Danke dafür und viel Spaß auf Ihrer Tournee.

Stelter Den werde ich haben.

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