Mensch & Stadt Behinderte haben Probleme mit der RB31

Xanten · Der Einstieg in den Zug nach Duisburg ist für Rollstuhlfahrer unüberwindbar. Eine Rampe wäre zu steil und darum zu gefährlich.

 Rollstuhlfahrer Daniel Mowagharnia kommt nicht ohne Rampe in die Bahn. Mit dabei ist der blinde Wolfgang Diamant.

Rollstuhlfahrer Daniel Mowagharnia kommt nicht ohne Rampe in die Bahn. Mit dabei ist der blinde Wolfgang Diamant.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Vom Bahnsteig bis in den Zug sind es am Xantener Bahnhof nur etwa 40 Zentimeter Höhenunterschied, eine ausfahrbare Zwischenstufe erleichtert den Ein- und Ausstieg. Für einen Menschen ohne Handicap kein Problem, für Daniel Mowagharnia allerdings ein unüberwindbares Hindernis, wenn ihm nicht ein Lift oder eine Rampe zur Verfügung steht. Denn der Xantener ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber darauf ist der Bahnhof nicht eingerichtet, der Zug der Nordwestbahn startete ohne ihn nach Duisburg. Im Inklusionsbeirat berichtete Mowagharnia jetzt darüber.

Er habe Tage vor Fahrantritt bei der Deutschen Bahn um eine Rampe gebeten, berichtet er. Man werde seinen Wunsch weiterleiten, habe er als Antwort erhalten. Alles schien also geregelt, zumal er sich dies vor Anbruch der Fahrt noch einmal habe bestätigen lassen, erinnert er sich. „Aber auf dem Bahnhof Xanten war dann nichts da.“ Der daraufhin angesprochene Zugbegleiter der Nordwestbahn habe eine Hilfe aus versicherungstechnischen Gründen ablehnen müssen. Es sei schon mal eine Rampe abgerutscht, weil sie für den Bahnhof nicht ausgelegt gewesen sei. Man könne es nur auf eigene Gefahr versuchen. „Das war mir dann doch zu gefährlich.“ Der Zugbegleiter habe allerdings auf die Möglichkeit verwiesen, sich ein Taxi zu bestellen, dafür würde eine Pauschale von bis zu 25 Euro erstattet. „Das reicht nicht bis Duisburg. Von Vynen nach Xanten bezahle ich schon 15 Euro“, erklärt er, zumal das Taxi für einen Rollstuhl geeignet sein muss. Daniel Mowagharnia ärgert sich: „Es gibt Züge mit einer vernünftigen Rampe. Die passen sich dem Bahnsteig an“, sagt er. „Sie haben dann nur wenige Zentimeter Höhenunterschied zum Bahnsteig.“

Der Vorsitzende des Inklusionsbeirats, Wolfgang Diamant, hat auch keine guten Erfahrungen mit Zugfahrten gemacht. Der erblindete Mann wollte ebenfalls mit der RB 31 fahren, die Waggontüren öffneten sich, sein Führhund Jamila, ein Leonberger, erklomm den Waggon. Diamant aber bemerkte, dass die Stufe nicht ausgefahren war und versuchte, den Hund zurückzuhalten. Da sei Jamila in den großen Spalt zwischen Wagen und Bahnsteig aufs Gleisbett gefallen, erinnert er sich. „Mit Hilfe von anderen Fahrgästen konnte sie gerettet werden.“ Die damals nicht ausgefahrene Stufe sei kein Einzelfall. Vor wenigen Wochen habe er auf der gleichen Linie erneut bemerkt, dass sie geklemmt habe.

Eine Sprecherin der Nordwestbahn erläuterte zu diesen Vorfällen auf Anfrage unter anderem, dass nicht alle Bahnhöfe auf der Strecke Xanten-Duisburg barrierefrei seien. „Wegen der Sicherheit ist eine Rampe nicht erlaubt. Der Höhenunterschied ist zu groß, der Winkel wäre zu steil. Es besteht die Gefahr, dass der Rollstuhl kippt.“ Allerdings biete man dem Reisenden eine Beförderung mit dem Taxi zum nächstgelegenen barrierefreien Bahnhof an. Dazu müsse man sich telefonisch oder per Mail mindestens einen Tag vor dem Fahrantritt beim Kundenservice melden. Der Fahrpreis sei über die Fahrgastrechte abgegolten.

Die nicht ausgefahrene Stufe konnte sich die Pressesprecherin nicht erklären. Die Waggons würden mindestens einmal im Monat technisch überprüft. Die Stufen seien nicht störanfällig, sondern das hier Geschilderte sei die Ausnahme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort