Xanten Mit dem Eis in der Hand auf Dorfschau

Marienbaum · Vor 45 Jahren gewann Marienbaum Bundes-Silber bei „Unser Dorf soll schöner werden“. Am morgigen Sonntag geht es für die Ortschaft erneut um eine Nominierung zum Bundeswettbewerb in Berlin.

 Karl Kempkes präsentiert die Silbermedaille von 1973.

Karl Kempkes präsentiert die Silbermedaille von 1973.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auf Anhieb zweimal Silber, danach sogar Gold: Für Edelmetall beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gehörte Marienbaum von Anfang an regelmäßig zu den Titelaspiranten, seitdem das Dorf 1969 sich erstmals an dem Wettbewerb beteiligt hatte. Derzeit richten sich die Blicke erneut gen Düsseldorf, denn dort werden am morgigen Sonntag, 9. September, die Gewinner des diesjährigen Landeswettbewerbs bekanntgeben werden. Vor genau 45 Jahren holte der Ort erstmals Gold und belegte innerhalb der anschließenden bundesweiten Konkurrenz den zweiten Platz von insgesamt 4221 Dörfern. Der bislang größte Erfolg für den Ort.

Damals habe unter den Bewohnern eine wahre Euphorie geherrscht, erinnert sich Karl Kempkes, damals stellvertretender Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins. „Das ganze Dorf war motiviert und hat mitgemacht.“ Was darunter zu verstehen ist, hat der frühere erste Vorsitzende Engelbert Kotzyba zwei Jahre später in einem Aufsatz beschrieben. Der neu gestaltete Underbergplatz erhielt zum Beispiel weißen Kies. „Ein schmucker Anblick.“ Neue Bänke wurden aufgestellt, die Kirchengemeinde pflanzte nochmals 1200 Rosen und ließ Blumenbeete neu gestalten. Die Feuerwehr bespritzte nicht nur die öffentlichen Grünflächen frühzeitig mit Wasser, sondern auch so manches Privatareal.

„Was nicht vergessen werden darf, ist die große Leistung der Bürger von Marienbaum“, berichtete Kotzyba weiter. „Außer dem Anstrich vieler Häuser wurden auch die Vorgärten, Rasenflächen und Blumenbeete Instand gesetzt und viele Ideen der Mitbürger, die der Verschönerung unseres Dorfes galten, verwirklicht.“ So belegten Anwohner von Milch- und Ringstraße ihren Bürgersteig ebenfalls mit weißem Kies. 880 Blumenkästen wurden angeschafft und mit Blumen „in den prächtigsten Farben“ bestückt. Sieben Scheinwerfer bestrahlten die Wallfahrtskirche. „Diese Illumination ist inzwischen schon weit über die Grenzen unseres Kreises bekannt geworden“, schrieb Vorsitzende Kotzyba im Jahrbuch des Kreises Moers. Sogar der ortseigene Bahnhof wurde nach Einschalten der Bundesbahndirektion in Frankfurt am Main auf einmal neu gestrichen, nachdem man sich zehn Jahre lang vergeblich darum bemüht hatte.

 Ehemalige Telefonzentrale von Marienbaum der Telekom, links die ehemalige Pommesbude von Irmgard Schnickers

Ehemalige Telefonzentrale von Marienbaum der Telekom, links die ehemalige Pommesbude von Irmgard Schnickers

Foto: Lehmann

Marienbaum zeigte sich also in neuer Schönheit, als eine achtköpfige Delegation das Dorf in Augenschein nahm. Nicht wie heute im Bus, sondern zu Fuß. „Es war eine lustige Sache“, erinnert sich heute Karl Kempkes. Unterwegs kauften sich die Gäste aus Düsseldorf und die Vertreter des Heimat- und Bürgervereins ein Eis auf die Hand. Privatleute boten es aus ihren eigenen Beständen an.

 Reisegruppe aus Marienbaum, die im Jahre 1974 bei der Grünen Woche in Berlin die Silbermedaille des Bundes in Empfang nahm.

Reisegruppe aus Marienbaum, die im Jahre 1974 bei der Grünen Woche in Berlin die Silbermedaille des Bundes in Empfang nahm.

Foto: Lehmann

Jeder Vorgarten war in Schuss gebracht. Teilweise standen die Hausbewohner vor der Tür, als die Kommission vorbeikam. „Der Musikverein und das Tambourcorps standen an der Straße und spielten Musikstücke“, beschreibt Kempkes die damalige Situation.

 Überall in Marienbaum waren damals Blumenkästen aufgehangen.

Überall in Marienbaum waren damals Blumenkästen aufgehangen.

Foto: Lehmann

Der ganze Aufwand hatte sich gelohnt. Gold zuerst auf Kreis-, später auf Landesebene war der vielen Arbeit Lohn. Es ging mit Bahn und Flugzeug zum Bundesentscheid nach Berlin. Für den ganz großen Coup reichte es dann aber doch nicht. Immerhin überreichte Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl den Vertretern des Niederrheins zumindest die Plakette für einen ehrenhaften zweiten Platz. Eine große Leistung für die Marienbaumer, fasst Kotzyba in seinem Bericht zusammen. Die wurde anschließend im ebenfalls hergerichteten Vereinsheim dennoch ausgiebig gefeiert.

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