Selbsttest in Xanten Wellness-Programm mit „Biss“

Xanten · In Xanten hat ein Spa eröffnet, in dem Kangal-Fische für die Fußpflege der Kunden sorgen. Unsere Autorin Heidrun Jasper hat den Selbstversuch gewagt und ihre Füße ins Becken getaucht.

 RP-Autorin Heidrun Jasper und ihre Freundin Heike Staymann tauchten ihre Füße im „Xantany Spa“ ins fischreiche Becken. Inhaberin Jeannette Nüsser erklärte ihnen, wie die Behandlung mit den Saugbarben wirkt.

RP-Autorin Heidrun Jasper und ihre Freundin Heike Staymann tauchten ihre Füße im „Xantany Spa“ ins fischreiche Becken. Inhaberin Jeannette Nüsser erklärte ihnen, wie die Behandlung mit den Saugbarben wirkt.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Ich gebe es zu, ich war skeptisch. Irgendwie hat sich alles bei mir dagegen gesträubt, Fische an meinen Füßen herumknabbern zu lassen. Was, wenn die zubeißen? Sicherheitshalber habe ich eine Freundin mitgenommen, die ist ziemlich unerschrocken, was Sachen wie „Neues ausprobieren“ angeht. Und dann könnte ich mir erst einmal ihre Reaktion angucken, bevor ich selbst die Hosenbeine hochkrempele und meine Füße in das 30 Grad warme Wasser in dem Becken stecke, das 240 Liter fasst und in dem 45 kleine Fische der Gattung rötliche Saugbarbe hin und her schwimmen.

„Das sind Garra Rufer“, klärt mich Jeannette Nüsser auf, die im vergangenen September in der Xantener Fußgängerzone an der Marsstraße 30 ihren „Xantany Spa“ eröffnet hat. „Die Fische kommen ursprünglich aus der Türkei, da nennt man sie Kangal-Fische.“ Das beruhigt mich nicht wirklich, auch wenn ich die Türkei schon oft besucht und als Urlaubsland schätzen gelernt habe. Auch die Zusicherung der freundlichen Inhaberin nicht, die drei Kinder (25, 21 und 13 Jahre alt) groß gezogen hat und Haarstylistin gelernt hat, dass die Fische wirklich nicht knabbern oder gar beißen. „Die stupsen nur die Fußsohlen an“, sagt die 45-Jährige. Dabei würden die Fische, die bis zu zwölf Zentimeter groß werden können, ein Enzym, ein Sekret abgeben, das dafür sorgt soll, dass die Hornhaut-Bildung rückläufig ist, sich neue Hautzellen bilden. Eine Mikro-Massage für die Füße sozusagen. „Wir nehmen Becken sieben und acht, das sind die schönsten“, entscheidet Nüsser. Warum? „Darin sind die agilsten Fische.“ Auch das noch!

 Tatsächlich knabbern die Fische die Füße nicht an, sondern stupsen diese nur an. Dabei geben sie ein Sekret ab, das die Bildung von Hornhaut reduzieren soll. 

Tatsächlich knabbern die Fische die Füße nicht an, sondern stupsen diese nur an. Dabei geben sie ein Sekret ab, das die Bildung von Hornhaut reduzieren soll. 

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Aber der Reihe nach: Erst einmal geht es zur Waschung. Schuhe aus, gegen weiße Flip-Flops getauscht, an einem kleinen Becken Platz genommen. Hier werden die Füße gewaschen, desinfiziert, entkeimt, abgetrocknet. Freundlich geleitet Nüsser uns zu den Becken nebenan. „Die ersten ein bis zwei Minuten wird es kitzeln“, warnt sie uns. Wir setzen uns auf eine Bank, lassen die Füße langsam in das leicht sprudelnde Wasser. Unten auf dem Beckenboden steht ein Tonkrug. „Das ist der Rückzugsort für die Fische“, erfahren wir. Kaum sind die Füße abgetaucht, da fangen auch schon gefühlt Tausende Fische an zu knabbern. Pardon: Anzustupsen. Das Kitzeln lässt nach, langsam löst sich bei mir die Anspannung, fange ich sogar an zu genießen, was da im Wasserbecken passiert. Wie im Flug vergehen die 15 Minuten (man kann auch längere Zeiten buchen). Füße raus, abtrocknen und eincremen lassen, als Krönung eine fünfminütige Fußreflexzonenmassage. Fertig. Und tatsächlich: Ich gehe wie auf Watte aus dem „Xantany Spa“, das dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet hat.

Sonntags und montags ist Ruhetag, auch für die Fische, die jeden Abend mit Spiroline gefüttert werden, einem Algenfutter. Jeden Montag ist große Beckenpflege, die Hälfte des Wassers wird abgelassen, die Pumpenanlagen werden gereinigt. Denn das Wasser wird permanent mit einem UVC-Klärer „bestrahlt“, sprich entkeimt. Es durchläuft ein Fünf-Kammer-Pumpsystem, bevor es keimfrei ins Becken zurückfließt. Das muss es sein, darauf hat das Veterinäramt ein Auge, das jedes halbe Jahr zur Kontrolle kommt. Genau wie ein Zierfischarzt, der regelmäßig überprüft, ob die Fische gesund sind und nicht etwa an der Weißpünktchenkrankheit leidet.

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