Xanten Wo die Stromautobahn den Rhein quert

Xanten · Netzbetreiber Amprion hat jetzt vier Varianten vorgestellt, wo sich die neue Stromtrasse durch die Region winden soll. Auch Xanten, Rheinberg und Alpen sind davon betroffen. Nach den Ferien beginnen Bürgerinformationen.

Die Energiewende verändert die Kraftwerkslandschaft. Erneuerbare Energien per Windkraft aus dem Norden Niedersachsens, wo zehn Mal so viel Strom produziert als verbraucht wird, müssen von dort in die Steckdosen in Nordrhein-Westfalen gebracht werden, wo der Strom dringend benötigt wird - geleitet vorzugsweise durch Erdkabel oder Hochspannungsleitungen. Wo sich die Stromautobahn nach Rheinberg, Alpen oder Xanten exakt winden und wo sie dabei den Rhein und die A 3 unterqueren wird, ist heute nicht zu sagen. Netzbetreiber Amprion mit Sitz in Dortmund hat jetzt grob vier Untersuchungskorridore bezeichnet und will sie in acht Bürgerversammlungen in der Region öffentlich erläutern.

Es gibt vier mögliche, einen Kilometer breite Trassenvarianten - ihre Dichte auf relativ kurzer Strecke ist nirgendwo so hoch wie bei der Rheinunterquerung. Von Norden her sind vier Varianten verzeichnet: Korridor eins zieht sich vom Stadtgebiet Hamminkeln kommend von Lankern zwischen Wertherbruch und Loikum, durch Wittenhorst/Töven, oberhalb von Mehrhoog über Rees-Haffen nach Xanten-Obermörmter sowie zwischen Marienbaum und Kalkar. Korridor zwei verläuft mit mehreren Verzweigungen durch die östlichen Hamminkelner Stadtteile Havelich, Marienthal, oberhalb des Dämmerwaldes in Schermbeck, die Brüner Unterbauerschaft, dann in Wesel zwischen Obrighoven, Lackhausen und Blumenkamp durch den Diersfordter Wald, obwohl Waldflächen gemieden werden sollen, durchs Deichdorf Bislich und weiter durch ein schmales Stück zwischen Bislicher Insel und Xanten und dann nach Alpen. Korridor drei beginnt in Schermbeck zweistrahlig. Drevenack, Gartrop, Bucholtwelmen werden berührt, bevor sich die Trassen vereinigen und wieder zweiteilen. Eine mögliche Rheinquerung ist nach diesem Verlauf zwischen Voerde und Friedrichsfeld bei Spellen eingezeichnet, von wo es nach Wallach gehen könnte. Hier liegen allerdings mehrere Naturschutzgebiete. Korridor vier geht nach der gemeinsamen Trasse Hünxe/Voerde als Abzweig zwischen Voerde und Dinslaken weiter und nähert sich linksrheinisch nach Eversael und Budberg dann weiter nach Moers-Repelen.

Amprion fährt nach den Sommerferien ihre Öffentlichkeitsarbeit an der Rheinschiene hoch. Erste Infos in der Region gibt es bei einer Veranstaltung für die sogenannten Träger öffentlicher Belange (diverse Behörden und Versorgungsunternehmen) am Mittwoch, 6. September, in Schermbeck. Auch die Bevölkerung soll mit ins Boot genommen werden. Ein erster Bürgerinfomarkt soll am Mittwoch, 20. September, in Hamminkeln stattfinden. Das Amprion-Infomobil stoppt dann auch in Xanten. Einen Tag später erreicht die Bürgerinfo am Donnerstag, 21. September, Rheinberg, das Mobil parkt an diesem Tag in Alpen.

Amprion setzt auf Transparenz und Dialog und möchte so für die neue, rund 300 Kilometer lange Stromtrasse, die bei der Rheinquerung beachtliches Konfliktpotenzial bietet, ein hohes Maß an Akzeptanz erreichen. Die Zeit drängt. Schon im März 2018 soll die favorisierte Trasse bei der Bundesnetzagentur beantragt werden. Von 2021 an soll gebaut werden, vier Jahre später soll die Hochleistungstrasse fertig sein. Kalkulierte Kosten inklusive Konverterstation im rheinischen Osterrath, wo der angelieferte Gleich- in Wechselstrom verwandelt wird, der dann in den Steckdosen ankommt: rund zwei Milliarden Euro.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort