Messstation für Xanten gefordert Das Wetter besser im Blick

Xanten · Immer wieder stimmen die tatsächlichen Temperaturen nicht mit den Angaben der Wetterdienste überein, bemängelt Sabine Bremer. Das könne gerade bei Minusgraden gefährlich sein. Sie schlägt daher für Xanten eine eigene Messeinrichtung vor.

 Sabine Bremer steht mit ihrem Hund Pippa an einem in ihrem Garten angebrachten Außenthermometer. Sie findet die Temperaturangaben des Wetterberichtes zu ungenau.

Sabine Bremer steht mit ihrem Hund Pippa an einem in ihrem Garten angebrachten Außenthermometer. Sie findet die Temperaturangaben des Wetterberichtes zu ungenau.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Alle reden vom Wetter – Sabine Bremer besonders. „Die Angaben der Wetterdienste stimmen nicht mit der Realität überein“, beklagt die frühere Lehrerin, die in Ursel im Niengrund wohnt. „Vor zwei Jahren ist meine Gartenleitung eingefroren, angeblich waren es vier Grad minus. Als es nach einigen Tagen wärmer wurde, taute die Leitung noch lange nicht auf. Und im Garten gab es immer noch Eis­stellen“, erinnert sie sich. „Alle Wetterdienste aber zeigten mindestens zwei Grad und im Extremfall sechs Grad höher an als meine Thermometer im Garten und im Auto.“

Für Bremer gab es nur eine Erklärung: Die Wetterdienste machen für Xanten falsche Angaben. Nun schlug sie im Bürgerforum eine eigene Wetterstation für die Domstadt vor, die Messergebnisse dann veröffentlichen soll. Die Stadt sagte eine Prüfung des Vorschlags zu.

Die Geschichte des eingefrorenen Gartenschlauchs ist nicht das einzige Ereignis, das die 66-Jährige stutzig machte. „Immer wieder fand ich widersprüchliche Ergebnisse bei Windstille oder bei sehr wenig Wind.“ Das Thermometer am Auto habe mehrfach auf dem Weg von Duisburg nach Xanten hinter Rheinberg sinkende Temperaturen angezeigt. „Erst hinter Kalkar stiegen sie wieder.“ Für Bremer liegt Xanten daher in einer „Kältelinse“. „Mein Gartentherometer hängt noch nicht einmal in der freien Luft, sondern an der Nordseite einer Holzhütte, die sogar beheizt ist. Wenn es falsch anzeigt, dann eher noch zu warm. Der Fehler ist möglicherweise noch größer“, sagt sie.

Also machte sich Bremer zunächst im Internet schlau. „Ich sah, dass die Wetterdienste für Xanten immer berechnete Temperaturen angaben. Es gab keinen Wetterdienst mit gemessenen Temperaturen.“ Ihr Verdacht, dass es hier keine Wetterstation gab, bestätigte sich. Zum Beweis verweist sie auf eine Landkarte des Dienstleisters MeteoGroup mit Stationen des eigenen und von anderen Netzen. Im ganzen Kreis Wesel ist keine einzige Messstation zu finden. Die nächstgelegenen sind zum Beispiel in Issum, Bocholt, Emmerich und Kleve. „Alle 25 Kilometer und mehr von Xanten entfernt. Das kann ja nicht funktionieren“, betont Bremer.

Warum überhaupt eine Station? Eine Glatteisvorhersage nütze jedem, der fahren oder streuen muss. „Versicherungen arbeiten mit Wetterdiensten zusammen, Gartenarbeit und -anbau sowie Landwirtschaft bekämen genauere Vorhersagen.“ Dazu könnte Xanten als Touristenstadt davon profitieren.

Die in der Regel im Zehn-Minuten-Takt erfassten Messwerte der Wetterstationen seien vor allem für die Erstellung von Regional- und Lokalvorhersagen von großer Bedeutung, bestätigt MeteoGroup, ein privater Dienstleister rund um Wettervorhersagen. Nur so werde eine korrekte Einschätzung regionaler Besonderheiten ermöglicht. Um weitere lokale Beobachtungsdaten zu erhalten und die Prognosen so zu verfeinern, sucht die Group, die nach eigenen Angaben rund 930 Stationen hat, weitere Kooperatonspartner.

Aber das Ganze ist nicht billig. Die Standard-Wetterstation bei der MeteoGroup ist ab rund 18.300 Euro netto zu haben, zuzüglich der Ausgaben für ergänzende Arbeiten wie Erdarbeiten oder Fundamenterstellung. Dazu kommen auf den Kooperationspartner Kosten für Strom und Wartung hinzu plus für eventuell anfallende Reparaturen.

Eine Station wäre beim staatlichen Deutschen Wetterdienst (DWD) deutlich preiswerter. Die Bundesbehörde mit Sitz in Offenbach liefert unter anderem Daten zu Klima, Bio-, Agrar-, Flug- und Seewetter, zusammengestellt aus rund 2000 Messstationen. Die Kosten für eine Einrichtung, die umfangreiche Daten liefert, würde der DWD tragen; sie liegen in der Regel zwischen 20.000 und 30.000 Euro, in Einzelfällen auch deutlich darüber.

Doch dafür muss sich eine geografische Messlücke auftun. Die besteht aber für den Raum Xanten nicht, bestätigte die Niederlassung Essen auf Anfrage der Redaktion nach Prüfung der Situation. Eine Ergänzung durch eine weitere Messstation in Xanten ist nicht geplant.

In Xanten selbst unterhält die Behörde eine Regenmessstation. Die Temperaturen für die Domstadt werden hingegen errechnet, und zwar auf der Basis der Informationen, die aus einem Viereck mit den Standorten in Borken, Kleve, Baerl und Walbeck in den Computer eingespeist werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort