Xanten Wenn der Automat kein Ticket druckt

Xanten · Wie ein Schwarzfahrer fühlte sich ein Xantener, der im Zug seine Personalien angeben musste. Wenn man keinen Fahrschein kaufen kann, sollte man den Fehler dokumentieren und den Schaffner ansprechen.

 Fahrkartenautomaten - wie hier am Rheinberger Bahnhof - sind mitunter defekt. Kunden wie Yvonne Rotter (hier mit ihrem Sohn Paul) können den Automaten fotografieren und werden dann nicht als Schwarzfahrer beschuldigt.

Fahrkartenautomaten - wie hier am Rheinberger Bahnhof - sind mitunter defekt. Kunden wie Yvonne Rotter (hier mit ihrem Sohn Paul) können den Automaten fotografieren und werden dann nicht als Schwarzfahrer beschuldigt.

Foto: Armin Fischer

Der Xantener Bahnhof an einem Sommernachmittag: Auf dem Bahnsteig stehen kurz vor 15 Uhr einige Fahrgäste, darunter viele Ausflügler mit ihrem Fahrrad, ratlos vor dem defekten Fahrkartenautomat. Der Schalterverkauf ist auch nicht besetzt; es ist Sonntag.

Was tun? Aus Unwissenheit und aus Angst, ohne Ticket als Schwarzfahrer dazustehen, verzichten manche auf den Ausflug in Richtung Duisburg. Andere hingegen steigen ein und wollen unterwegs beim Schaffner lösen. Doch kein Schild weist darauf hin, dass sie in diesem Fall aktiv auf den Kontrolleur zugehen und sich mit dem Hinweis auf den ausgefallenen Automaten bei ihm melden müssen. Stattdessen warten sie auf dem Sitzplatz, bis er kommt.

Was dann folgt, empfinden so mancher als Peinlichkeit. Der Kontrolleur will den Personalausweis sehen und notiert sich Name und Anschrift. "Viele fühlten sich behandelt wie Schwarzfahrer", berichtet Tim Michalak, der das Ganze beobachtet hat. "Dabei wussten die Menschen doch nicht, dass sie von sich aus den Schaffner ansprechen müssen."

Auf der Strecke zwischen Xanten und Duisburg fährt die Nordwestbahn. Der Bahnsteig wiederum gehört zur Deutschen Bahn, die auch für den Kartenautomaten zuständig ist. Leider, so ein DB-Sprecher, werden die Automaten immer wieder beschädigt. Zwar werde in solchen Fällen ein Schild angebracht, das auf das Nachlösen im Zug hinweist, doch auch das werde oft durch Vandalismus zerstört, abgerissen oder zerkratzt. Die Reparatur ziehe sich manchmal hin, denn die Ersatzteile seien beim Hersteller nicht immer auf Lager. Das kann dann manchmal dauern. Wie auch in diesem Fall in Xanten.

Die Nordwestbahn selbst kann im Zug keine Fahrkarte ausstellen. "Das alleinige Vertriebsrecht hat die Deutsche Bahn. Die Fahrgäste müssen deren Automaten nutzen", sagt Pressesprecherin Stephanie Nölke auf Nachfrage der Rheinischen Post. Oder alternativ eine der Vorverkaufsstellen.

"Wir sind nur Betreiber der Strecke und dürfen selbst nicht verkaufen." Das ist so im Verkehrsvertrag mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr geregelt, in dessen Auftrag die Nordwestbahn hier verkehrt. Es sei eine unglückliche Situation, bedauert Stephanie Nölke, doch lasse sie sich anders nicht lösen. Wenn der Fahrkartenautomat defekt ist, "können die Fahrgäste ruhigen Gewissens einsteigen. Aber bitte dann direkt auf den Kontrolleur zugehen und sich melden, statt auf sein Kommen zu warten", betont die Sprecherin der Nordwestbahn mit Sitz in Osnabrück. Niemand müsse sich dann sorgen, als Schwarzfahrer angesehen zu werden und ein erhöhtes Beförderungsentgelt zahlen zu müssen. Zumeist wissen die Mitarbeiter der Nordwestbahn, auf deren Schreibtisch später die vom Kontrolleur aufgenommenen Personalien landen, schon über offizielle Kanäle vom Automatenausfall und vermerken intern, dass nur die Fahrkarte nachgezahlt werden muss.

Zurück bleibt allerdings bei vielen Fahrgästen das Gefühl, sich bei der Kontrolle im Zug wie ein Schwarzfahrer gefühlt zu haben, den neugierigen Blicke anderer Fahrgäste ausgesetzt.

(pek)
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