Wallfahrtsort Sonsbeck Comeback für den Gerebernus-Altar

Sonsbeck · Nach monatelanger Restaurierung steht der Altar wieder in der Sonsbecker Kapelle. Pfarrer Günter Hoebertz will nun auch die Wallfahrt wiederbeleben.

 Bei der Gerebernus-Prozession wird das kleine Kreuz mit der Reliquie durch den Ort getragen.

Bei der Gerebernus-Prozession wird das kleine Kreuz mit der Reliquie durch den Ort getragen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Einmal einem Heiligen ganz nahe sein: Jahrhunderte lang zog es Pilger nach Sonsbeck – zu Gerebernus, dem Heiligen, dem Schmerzlinderung zugesprochen wird. Nun ist sein Altar wieder am Ort. In den vergangenen Monaten wurde er aufwendig restauriert – nicht ohne Überraschungen.

Oben auf einem Hügel der Sonsbecker Schweiz findet sich eine Reliquie des Heiligen Gerebernus, eines Priesters und Märtyrers aus Irland, der vor gut 1500 Jahren lebte und dem Wunder zugeschrieben werden. Vor allem im 18. Jahrhundert und bis zur Zerstörung Sonsbecks gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte die der der Heiligen Katharina geweihte Kirche einen wahren Pilgerzustrom. Unter anderem gibt es eine starke Verbindung in den deutsch-tschechischen Bereich, wie der Sonsbecker Pfarrer Günter Hoebertz festgestellt hat. Gemeinsam mit Pfarrreferentin Gertrud Sivalingam obliegt es ihm derzeit, die Tradition wieder aufleben zu lassen.

Mit einem völlig verdunkelten, aus der Vergangenheit zudem mit Ruß aus den unzähligen Kerzen bedeckten Altar ist das nicht unbedingt einfach. Jens Hofmann, der unter anderem schon in St. Peter und Paul in Aldekerk den Hoch- und St.-Annen-Altar von Ferdinand Langenberg sowie die Kerzenkapelle in Kevelaer verantwortet hatte, holte die Figuren und Malereien nach Bonn-Beuel. Und er staunte nicht schlecht. Die alles überragende Figur des Altars, die niemand bislang genau identifizieren konnte, zeigt wohl nicht – wie bisweilen angenommen – die Gottesmutter Maria, sondern die Gerebernus-Schülerin Dymphna. Eine kahle Kopf-Stelle der Figur auf dem obersten Podest deutet auf ein Diadem hin. „Das“, so Pfarrer Hoebertz, „wollen wir ihr unbedingt wieder aufsetzen.“

So einfach ist das aber nicht: Es gibt kein Vorbild. Und die Denkmalschützer denken ausschließlich über eine Replik nach, der man auch ansieht, dass sie neu ist. Nach vielen Umbauten in der Pfarre und einem Riss im Gebälk des Chorraums der Maria-Magdalena-Kirche ist die Finanzierung des vierten unter Denkmalschutz stehenden Gotteshauses der Niederrhein-Gemeinde ohnehin unmöglich. „Das geht nur über Sponsoren“, so der Pfarrer.

Risse, Fugen und Beulen in dem Gerebernus-Altar konnten Hofmann und sein Team im Atelier über den Winter beseitigen, dann wurde der Altar eingerüstet und weiter gereinigt. Die zwei Engel unter der Damphnia-Figur gehören zu den ältesten. Sie stammen aus dem Jahr 1510. Pastor Jees Casimirus Gumming hat um sie herum den Altar aufbauen lassen und laut lateinischer Inschrift am 10. Juli 1478 „aufgestellt“. Das 1924 entstandene zentrale Bild der Hinrichtung des Gerebernus stammt vom am Niederrhein weithin bekannten Heiner Brey, der unter anderem die um Goch bekannten Langenberger Altäre gemalt und in Xanten-Birten den Kreuzweg gestaltet hat. Pfarrer Hoebertz kennt sie. Er war lange Jahre Pfarrer in Goch und Leiter der Wallfahrt zum Geburtsort des heiliggesprochen Gründers des Steyler Missionsordens Arnold Janssen.

Und jetzt ist es ein Alleinstellungsmerkmal, das der Sonsbecker Pfarrer wieder ins Bewusstsein von Gläubigen bringen möchte: das Vermächtnis des Heiligen Gerebernus. Und ein Kriechaltar, unter dem die Spuren der Heilsuchenden deutlich erkennbar sind, ist hierzulande ebenfalls eine ganz große Besonderheit. Wer im dicken Wallfahrtsbuch die Widmungen, Bitten und Gebete allein der vergangenen zwei Jahre liest, erahnt die Magie des Ortes, der am Sonntag, 14. Juli, wieder einmal ganz in die Geschichte eintaucht. Bei der Gerebernus-Prozession wird das kleine Kreuz mit der Reliquie durch den Ort getragen. Niederrhein-Weihbischof Rolf Lohmann wird die Zeremonie leiten.

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