Rheinberg Wärme pumpen

Rheinberg · rp-serie Bundesweit wird die Energiewende vorbereitet. Doch umweltfreundliche Energiequellen werden vor Ort bereits genutzt. Die Rheinische Post stellt Beispiele aus Rheinberg vor.

Die Energiewende läuft – es ist ein großes Wort von bundesweiter Dimension. Doch während auf der großen politischen Bühne fleißig an Abläufen und Zeitplänen getüftelt wird, sind vor Ort schon gute Beispiele für den Einsatz erneuerbarer Energien zu finden. Die Rheinische Post stellt Beispiele aus Rheinberg in einer kleinen Serie vor. Heute: die Geothermie.

Erdwärme ist alt. Uralt. Sie stammt aus der Zeit, in der die Erde entstand. In ihrem Kern beträgt die Temperatur noch mehrere Tausend Grad, und fast überall auf dem Globus ist das Erdreich in einem Kilometer Tiefe zwischen 35 und 40 Grad warm. Je näher die Oberfläche kommt, desto geringer wird die Temperatur. Doch sie reicht allemal, um ganze Gebäude zu heizen.

Wärme mit 13 Wohnungen

Längst gibt es die Technik, mit der diese Energie geerntet werden kann. "Leider ist das den Leuten nicht so bewusst", bedauert Axel Ettwig vom Rheinberger Planungsbüro Ettwig. Rainer Martin, Elektromeister aus Neukirchen-Vluyn und seit Jahrzehnten im Bereich der alternativen Energien tätig, nickt zustimmend.

Beide arbeiten zurzeit bei einem Projekt zusammen, das Erdwärme auch über den Einsatz im privaten Familienhausbau hinaus nutzen wird: An der Ecke Kamper- / Amploniusstraße werden alle 13 Wohnungen und auch das Treppenhaus eines Neubaus mit Geothermie beheizt – insgesamt rund 1150 Quadratmeter.

762 Bohr-Meter

Dazu wurden sechs Tiefenbohrungen von jeweils 127 Metern ins Erdreich geführt. Auf dieser insgesamt 762 Meter langen Strecke wird Sole in einem geschlossenen Kreislauf gepumpt, um die Wärme der Erde anzuzapfen. Martin zum Prinzip: "Wenn die Sole mit Null Grad in den Boden gepumpt wird, kommt sie mit fünf Grad wieder an die Erdoberfläche zurück." Mit einer Wärmepumpe werden daraus nutzbaren Temperaturen gemacht.

Ein Pufferspeicher von zwei mal 800 Litern steht für Heizzwecke parat; ein Frischwasserdurchlaufmodul ist dafür zuständig, Leitungswasser von zehn auf 50 Grad zu bringen. Vorteil: "Wir haben kein lagerndes Trinkwasser", beschreibt Rainer Martin mit Blick auf das Stichwort Legionellen. Wer als Bauherr über Erdwärmenutzung nachdenkt, muss vorausschauend planen. Axel Ettwig: "Das Gebäude muss modernen Energiestandards entsprechen. Die Heizung mit einer Wärmepumpe kann ihre Vorzüge erst bei einem Niedertemperatursystem voll entfalten" Auch sei die Anfangsinvestition höher als für eine konventionelle Heizung, die schon für relativ kleines Geld zu haben ist. Erdwärmenutzung seit dafür komfortabel und zukunftsorientiert. Auf Dauer refinanziere sich das höhere Investment. Denn mit einem Stromeinsatz von 25 Prozent ("Antriebsenergie") werde 75 Prozent Umweltenergie aus dem Erdreich gewonnen – die gibt's gratis. Und wenn der Strompreis steigt? Dann macht der höher Tarife nur den Anteil der "Antriebsenergie" teurer.

(RP)
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