Viktor-Grundschule in Xanten Wie eine App bei der Integration hilft

Xanten · Die Viktor-Schule in Xanten unterrichtet viele Kinder, die mit ihren Familien aus der Ukraine oder anderen Ländern flüchten mussten. Um ihnen Deutsch beizubringen, setzen die Lehrer eine Lern-Software ein. Die Lions halfen dabei.

 Die Viktor-Grundschule setzt eine Lern-Software für den Deutsch-Unterricht ein. Bei der Finanzierung hat der Lions Club Xanten geholfen. Hinten im Gespräch (v.l.): Michael Duscha und Wolfgang Platen (beide Lions Club Xanten) und Schulleiterin Martina Salewski.

Die Viktor-Grundschule setzt eine Lern-Software für den Deutsch-Unterricht ein. Bei der Finanzierung hat der Lions Club Xanten geholfen. Hinten im Gespräch (v.l.): Michael Duscha und Wolfgang Platen (beide Lions Club Xanten) und Schulleiterin Martina Salewski.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Das Mädchen beugt sich über ein Tablet, um Deutsch zu lernen. Auf dem Bildschirm sieht sie einen Bus, in dem ein Mann sitzt und telefoniert. Darunter steht ein Satz, aber er ist unvollständig: „Er am Telefon im Bus.“ Zwei Wörter fehlen, und die Schülerin der Klasse 3c der Viktor-Grundschule in Xanten muss herausfinden, welche das sind.

Dafür macht ihr das Computerprogramm fünf Vorschläge: ist, hat, geflüstert, geschnitten und gesucht. Das Mädchen tippt auf „hat“ und „geflüstert“. Die Software liest den vollständigen Satz vor, und die Schülerin bekommt zur Belohnung zwei goldene Sternchen. Dann erscheint auf dem Bildschirm der nächste unvollständige Satz.

Es ist ein Vormittag vor den Sommerferien. Neben dem Mädchen sitzen noch andere Schülerinnen und Schüler. Alle beugen sich über Tablets und arbeiten mit demselben Programm, aber sie bearbeiten unterschiedliche Aufgaben. Die einen lernen die Buchstaben, die anderen trainieren ihren Wortschatz, wieder andere lösen Grammatik-Aufgaben. „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“ heißt der Unterricht.

Die Viktor-Grundschule bietet ihn montags bis freitags an, und zwar täglich und auch für jede Jahrgangsstufe. Insgesamt sind es 30 Kinder, die dadurch Deutsch lernen. Die Mädchen und Jungen sind mit ihren Familien aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen. Einige leben sogar erst seit einigen Monaten oder Wochen in Xanten. Darunter sind Familien, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen sind.

Insgesamt sind es acht ukrainische Kinder an diesem Mittwoch im Juni, die an der Viktor-Grundschule unterrichtet werden. Ein weiteres, also neuntes Kind ist gerade angemeldet worden, wie Schulleiterin Martina Salewski berichtet, und nach den Sommerferien werden wohl noch weitere kommen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in der Schule erst Deutsch lernen müssen, um dem Unterricht folgen zu können, ist also durch den Krieg in der Ukraine sprunghaft gestiegen und steigt vermutlich noch weiter.

Deswegen hat sich der Xantener Lions-Club eingeschaltet. Er fragte, ob er irgendwie helfen könne – und das konnte er tatsächlich. Denn die Viktor-Grundschule arbeitet im Unterricht mit den neuen digitalen Medien, zum Beispiel mit Tablets, und darauf laufen auch Lern-Programme. Aber für den DaZ-Unterricht sei eine Software passender, die der Schule bisher fehlte, erklärt Lehrerin Simone Goldschmidt. Die App lasse sich individuell auf den unterschiedlichen Wissensstand der Kinder zuschneiden, deshalb könnten sie damit besser lernen. Allerdings kostet die Nutzung der Software Geld, und das hatte die Schule nicht. Also berieten sich die Xantener Lions, und mit ihrer Hilfe konnten 30 Lizenzen erworben werden. Fast 1000 Euro habe der Club dafür bereitgestellt, erklärt der Präsident des Zeitraums 2021/22, Michael Duscha.

Die Lehrerinnen und Lehrer werden dadurch nicht überflüssig. Die Software sei aber eine wichtige Unterstützung im Unterricht, gerade wenn die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich weit seien, berichtet Goldschmidt. Die ukrainischen Kinder zum Beispiel müssen in der Regel erst einmal das deutsche, also lateinische Alphabet lernen, weil im Ukrainischen eine Variante des Kyrillischen Alphabets verwendet wird. Deshalb bekommen sie Übungen, um sich die neuen Buchstaben anzueignen. Bei einer solchen Aufgabe erscheint zum Beispiel auf dem Bildschirm ein A neben einem B, dann folgt ein Fragezeichen. Darunter ist eine Tastatur abgebildet. Die Schülerin oder der Schüler muss also den Buchstaben antippen, der im Alphabet auf das B folgt. Dann gibt es ein goldenes Sternchen.

Ob die Kinder die verschiedenen Aufgaben gelöst bekommen, kann die Lehrerin oder der Lehrer über das eigene Tablet verfolgen. So wissen die Pädagogen jederzeit, wie gut ihre Schülerinnen und Schüler mit der neuen Sprache vorankommen. Die Resonanz der Mädchen und Jungen auf den digitalen Lern-Helfer auf dem Tablet sei positiv, berichtet Goldschmidt den Lions bei einem Treffen vor den Sommerferien. Die Kinder seien motiviert, sie hätten Freude an den Aufgaben. Damit sei das Lernen überhaupt nicht anstrengend, sagt das Mädchen aus der 3c. „Es macht Spaß.“

(wer)
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