Sonsbeck Vertiefung statt Hausaufgaben

Sonsbeck · In den nächsten Wochen werden wichtige Weichen gestellt: Die Anmeldungen zur weiterführenden Schule stehen an. Die Rheinische Post hilft bei der Wahl und stellt die Schulen vor. Heute: die Sonsbecker S' Grooten-Hauptschule.

Die Diskussion um die Zukunft der Hauptschulen macht Heiner Schlitzer in vorderer Linie mit. Allerdings sieht der kommissarische Leiter der S'Grooten-Schule zumindest in Sonsbeck noch keinen Handlungsbedarf. "Wir haben 235 Schüler und schon vor den Anmeldeterminen eine Menge telefonische Anfragen: Hier im Ort hat unsere Hauptschule weiter einen wichtigen Stellenwert", sagt Schlitzer. Zumal die Erfolgsquote der letzten Abgangsklassen durchaus für sich spreche. Gut 50 Prozent der Schüler erhielten im mittelstandsstarken Sonsbeck und in der Umgebung sofort einen Ausbildungsplatz. Ein im Vergleich hoher Prozentsatz. Nur müsse eben die Förderung weiter gegeben sein – wenn nicht in einem schon wegen der demografischen Entwicklung auf Dauer nicht zu haltenden dreigliedrigen Schulsystem, so doch in einer wie auch immer anders organisierten Schulform. "Denn eins ist sicher", so der 58-Jährige aus Neukirchen-Vluyn, "Jugendliche, die mehr handwerklich orientiert sind, wird es auch weiterhin geben."

Klassenstärke Die Ganztagsschule zeichne sich vor allem durch kleinere Klassen aus, sagt Schlitzer. Will heißen, satt der Regelstärke von 24 Schülern arbeiten die 17 Lehrer in der zweizügigen Sonsbecker Einrichtung mit 20 bis 22 Schülern. Lediglich in der 10 B ist die Lerngruppe größer, was aber wegen des höheren Anspruchs (Realschulabschluss) auch durchaus machbar sei.

Soziales Lernen Die Schüler werden nach dem Lions-Quest-Modell auf die Klassengemeinschaft vorbereitet. Hilfestellung bieten unter anderem autogenes Training (Klassen sieben und acht) und gemeinsame Arbeit im Schulgarten.

Nachmittagsunterricht In der S'Grooten-Hauptschule werden die Schüler von Montag bis Freitag bis 16 Uhr betreut, am Konferenz-Dienstag allerdings nur bis 15 Uhr. In den Nachmittagsbereich fallen unter anderem die Fächer Kunst und Sport oder Arbeitsgemeinschaften wie Theater und – in Zusammenarbeit mit den örtlichen Musikvereinen – auch Musik (in der fünften Klasse). Es gibt unter anderem eine Rechtskunde- und eine Schach AG. Für die Pausenzeit stehen Computer bereit, es gibt Sportmöglichkeiten; außerdem ist die städtische Bücherei im Schulgebäude angesiedelt.

Vertiefung und Förderung Hausaufgaben gibt es an der Sonsbecker Hauptschule nicht. Nach 16 Uhr brauchen die Schüler ihre Freiräume, sagt Schlitzer, der in Duisburg Mathematik, Geschichte und Politik studiert hat. Statt der häuslichen Arbeit werden Vertiefungsphasen angeboten. Unter anderem betreuen 10-B-Schüler jeweils ein bis zwei Kinder im Bereich der fünf Kernfächer, insbesondere im Fach Mathematik. In der fünften und sechsten Klasse erhalten die Schüler zudem eine gezielte Deutschförderung. Dafür ist eigens eine volle Lehrerstelle (28 Stunden) eingerichtet.

Berufsorientierung gehört zu den wichtigsten Aufgabenstellungen. Schlitzer, im Sommer aus Neukirchen-Vluyn gekommen, weil dort eine Schule geschlossen wurde, kann auf eine eigene Fachlehrerin verweisen. Birgit Färcher, schon an Schlitzers alter Schule mit dem Bereich Wirtschaftslehre betraut, arbeitet in Sonsbeck unter anderem mit einem eigenen Beratungsbüro, hält Kontakt mit Unternehmen und koordiniert die Arbeit mit der Arbeitsagentur. Schüler der Klassen 8 bis 10 erwerben ein europaweit anerkanntes Zertifikat (XPert) zum Thema IT-Kompetenz. Im Kurs IT-Kompetenz erlernen die Schüler die wichtigsten EDV-Kenntnisse, bekommen Hilfen zur Berufsfindung und erstellen eine Bewerbungsmappe.

In der Jahrgangsstufe acht gibt es erstmals ein einwöchiges Schnupperpraktikum; in der neun ein dreiwöchiges, möglichst auf die eigenen Wünsche der Schüler abgestelltes dreiwöchiges Blockpraktikum, in der 10 A zusätzlich ein Jahrespraktikum. Heißt: Einen Tag in der Woche verbringen die Schüler in ihrem Betrieb.

Außerdem gibt es sogenannte Berufsorientierungscamps in außerschulischen Bildungswerkstätten. "Eine intensive Begleitung, die sich lohnt", sagt der Konrektor. Auch deshalb, weil Betriebe sich bei guten Praktikanten auch schon einmal doch noch zu einer Ausbildung überreden lassen – "und wegen der auch im ländlichen Bereich eben nicht gerade niedrigen Vermittlungsquote". (Ende)

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(RP)
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