Sonsbeck Verliebt in alte Traktoren

Sonsbeck · Seine Heimat ist der Pauenhof, seine Leidenschaft sind Trecker: Norbert Stopper (42) hat 406 Oldies in zehn Hallen auf dem großen Gelände an der Balberger Straße 72 in Sonsbeck. Ein Besuch in seinem Museum.

 Trecker sind seine Leidenschaft: Norbert Stopper besitzt das landesweit einzige Treckermuseum. Der kleinste Trecker hat 10 PS, der größte 125.

Trecker sind seine Leidenschaft: Norbert Stopper besitzt das landesweit einzige Treckermuseum. Der kleinste Trecker hat 10 PS, der größte 125.

Foto: Fischer

Mit acht Jahren saß Norbert Stopper zum ersten Mal alleine auf einem Trecker, fuhr damit über den elterlichen Bauernhof in Mönchengladbach. Mit 19 besuchte er mit seiner Mutter deren Bekannten Johannes Troost auf seinem Pauenhof an der Balberger Straße in Sonsbeck, auf dem der Landwirt seit 1990 Traktoren ausstellte, die er mal hier, mal dort gekauft hatte. Oldtimer allesamt. 1999 klingelte das Telefon bei Stopper, am anderen Ende der Leitung Johannes Troost. Ob Norbert Interesse hätte, ihm den Pauenhof mitsamt Treckern (250 waren es zu der Zeit) abzukaufen.

 Auf diesem gelben MIAG von 1940 hat schon einmal Hans-Dietrich Genscher (FDP) gesessen.

Auf diesem gelben MIAG von 1940 hat schon einmal Hans-Dietrich Genscher (FDP) gesessen.

Foto: Armin Fischer

Norbert Stopper brauchte nicht viel Bedenkzeit: Der damals 24-Jährige kaufte den Pauenhof, der erstmalig um 1600 erwähnt wurde und ihm inzwischen zur Heimat geworden ist. Denn Trecker, das waren schon immer seine Leidenschaft. 406 an der Zahl sind es heute, die Norbert Stopper in zehn Hallen auf dem zehn Hektar großen Gelände rund um den Pauenhof stehen hat, in Reih' und Glied und für jeden zugänglich. Denn der 42-Jährige, von Haus aus eigentlich Energieanlagenelektriker, besitzt das landesweit einzige Treckermuseum.

 Im Treckermuseum gehören auch Spinnweben zum Charme.

Im Treckermuseum gehören auch Spinnweben zum Charme.

Foto: Armin Fischer

Der kleinste Trecker hat 10 PS, der größte 125. Der älteste Traktor stammt aus dem Jahr 1924, der jüngste ist von 1986. Der leichteste Traktor wiegt 150 Kilogramm; das meiste Gewicht bringt mit 24 Tonnen eine Dampfmaschine von 1927 auf die Waage, die auf dem Hof steht. Über jedem Traktor - in Süddeutschland heißen sie Bulldogs - hängt ein Steckbrief, auf dem Hersteller, Baujahr, PS, Gewicht, Drehzahl notiert sind. Bis auf fünf Stück sind alle Trecker noch fahrtüchtig, die meisten laufen mit Diesel. "Das ist kein Feinstaub, das ist grober Dreck, der da 'raus kommt", sagt Norbert Stopper und lacht. Die Größe der Tanks an den Traktoren richtet sich übrigens nach dem Verbrauch pro Tag: Der Sprit (Diesel) muss für zehn bis zwölf Stunden reichen, so lang war (ist) der Arbeitstag eines Landwirtes.

Zweimal im Jahr pumpt der 42-Jährige die Trecker auf, die platt stehen. Ab und zu müssen die schweren Maschinen auch bewegt werden, sonst gehen die Motoren kaputt, setzen sich fest. Jedes Jahr ist eine andere Halle an der Reihe. Und Norbert Stopper bringt die alten Traktoren, von denen die meisten aus Deutschland, Holland und Belgien kommen, auch selber in Ordnung und auf Vordermann. "Da braucht man nicht für studiert zu haben: Ein bisschen technischer Verstand reicht", behauptet er. Und wenn er mal das ein oder andere nicht weiß: In seinem Büro stehen an einer Wand nur Bücher über Traktoren in den Regalen. "Da geht man rustikal mit dem Besen drüber", antwortet Stopper auf die Frage, wie er denn die ganzen Trecker sauber macht. Oder das Werkzeug in einer anderen Halle: "Bohrhammer, Schniedefeuer, Drehbänke, Amboss, Schweißgeräte, alle uralt "und noch älter".

Mit dem Besen rückt er auch dem landwirtschaftlichen Gerät zu Leibe, das er in einer anderen Halle zeigt - vom Pfluge über Strohpressen bis hin zum Mähdrescher. In einer weiteren Halle sind alte Haushaltsgeräte ausgestellt: Brotschneider, eine Dosenschließmaschine, Kaffeemühle von 1934, Fleischwölfe aus den 30er Jahren, einen Waschzuber, Wäschewringer, Bauchmelker, Kaffeeschneider aus dem Jahr 1954.

In einer Halle steht übrigens heute noch der Trecker, auf dem der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) Mitte der 90er Jahre neben seinem damaligen und inzwischen ebenfalls verstorbenen Parteifreund Johannes Troost gesessen und sich von ihm über das Gelände hat chauffieren lassen. Ein gelber MIAG von 1940, 20 PS stark und 1900 Kilogramm schwer.

Das Treckermuseum Pauenhof an der Balberger Straße 72 in Sonsbeck (02838 2271) ist in den Monaten Dezember und Januar geschlossen. Von März bis November hat Norbert Stopper außer montags jeden Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. www.traktorenmuseum-pauenhof.de

(jas)
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